Die Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung (IGLU) für das Jahr 2023 attestiert den Schülerinnen und Schülern der vierten Klasse im deutschen Bildungssystem eine sich seit zwanzig Jahren stetig verschlechternde Lesekompetenz. Jedes vierte Kind erreiche demnach nicht einmal den Mindeststandard beim Lesen, der für erfolgreiches Lernen nötig wäre. Auch die letzte PISA-Studie kam zu dem Ergebnis, dass deutsche Schülerinnen und Schüler schlechter Lesen können als je zuvor. Vor diesem Hintergrund fordert die SPD-Fraktion die Landesregierung jetzt auf, „noch in diesem Jahr den Zeitplan für die Einführung eines flächendeckenden verpflichtenden Sprachscreenings für Viereinhalbjährige vorzulegen“.
Darin enthalten sein sollen demnach „Informationen über die teilnehmenden Kitas und Grundschulen, über die Erfassung von Kindern, die keine Kita besuchen und über die Art und den Umfang der verbindlichen Fördermaßnahmen“. Laut einer aktuellen Ifo-Erhebung sind in Deutschland 81 Prozent der Befragten für verpflichtende Sprachtests mit viereinhalb Jahren und gegebenenfalls verpflichtenden Deutschunterricht.
Schnellere Hilfe bei sprachlichen Defiziten
Am Montag vor der Landtagstagung teilte das Bildungsministerium bereits mit, dass die Koalition bis zum Schuljahr 2028/2029 die Sprachtests und die sprachliche Förderung auf alle Kitas ausweiten will. So soll bei sprachlichen Defiziten schneller Hilfe erfolgen. Die Perspektiv-Kitas sollen in räumlicher Nähe zu den gleichnamigen Schulen entstehen. „Bildungsökonomisch ist heute vollkommen unstreitig, dass die frühen Investitionen in das Bildungssystem die entscheidenden und die effizientesten Investitionen sind“, sagte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Ein Schwerpunkt müsse auf der Sprachförderung liegen, die die Wissenschaft als Schlüssel für den späteren Bildungserfolg erkannt habe.
Das Bildungsministerium plant 20 zusätzliche Stellen ab 2025 für Grundschulen ein. Kostenpunkt: eine Million Euro pro Jahr. Für die Einrichtung der Perspektiv-Kitas will das Land jährlich zwei Millionen Euro bereitstellen. Ab März sollen bis zu 50 Perspektiv-Kitas starten.
Übergang von der Kita zur Schule erleichtern
Ein weiteres, mit den Sprachtests einhergehendes Thema der Debatte ist die Vorstellung eines Regierungsberichts mit dem Titel: „Übergang Kita-Grundschule gemeinsam gestalten, Kompetenzförderung in den Blick nehmen“. Auch hierin kündigt die Landesregierung an, mit neuen Perspektiv-Kitas und Sprachtests für Viereinhalbjährige den Übergang von der Kita in die Schule erleichtern zu wollen. „Wir haben den Anspruch, dass Kinder die besten Voraussetzungen für den Übergang von der Kita in die Schule haben“, sagt Sozialministerin Aminata Touré (Grüne). „Dafür verbessern wir die Förderstrukturen im Kita-Bereich weiter und legen einen besonderen Wert auf die sprachliche Diagnostik und Bildung.“
(Stand: 14. Oktober 2024)
Vorherige Debatte zum Thema:
Juli 2023