Nahe Flensburg: Autos fahren zum deutsch-dänischen Grenzübergang in Richtung Norden.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Seit Mitte September gibt es auf schleswig-holsteinischer Seite wieder Kontrollen an der deutsch-dänischen Grenze. Die Landespolitik ist gespalten, ob dieser Schritt der Bundesregierung sinnvoll ist. SSW und SPD appellierten an die Landesregierung, in Berlin auf ein Ende der Kontrollen zu drängen, Grüne und FDP äußerten sich ebenfalls kritisch. CDU-Fraktion und Landesregierung verteidigten die stichprobenartigen Checks hingegen als Beitrag zur inneren Sicherheit und gegen irreguläre Migration.
Lars Harms (SSW) prangerte den „Aktionismus auf Bundesebene“ an, der rund 13.000 täglichen Pendlern das Leben schwermache. Birte Pauls (SPD) bezeichnete die Kontrollen als „überflüssig“, denn „im Gegensatz zu den östlichen und südlichen Bundesgrenzen ist die deutsch-dänische Grenze wirklich nicht der Hotspot der irregulären Migration“. „Ich halte es für nahezu ausgeschlossen, dass Attentäter an einer Grenze entdeckt werden“, sagte Eka von Kalben von den Grünen, die sich in dieser Frage gegen ihren Koalitionspartner CDU stellten. Die Kontrollen seien „europafeindlich“, und „sie machen unser Land nicht sicherer“, so von Kalben. Im ersten Halbjahr 2024 habe es in Deutschland lediglich 56 Asylsuchende aus Dänemark gegeben, betonte Heiner Garg (FDP): „Wir müssen aufpassen, dass die fundamentalen Errungenschaften der EU nicht in einer Woge des Populismus weggespült werden“.
Schaden und Nutzen abwägen
Die innereuropäischen Grenzkontrollen setzen das Schengener Abkommen außer Kraft, das einen ungehinderten Verkehr zwischen den Beitrittsstaaten vorsieht. Deutschland gehört seit 1995 zum Schengen-Raum, Dänemark kam 2001 dazu. Auf dänischer Seite gibt es seit 2016 stichprobenartige Kontrollen, die Regierung in Kopenhagen begründet dies mit der Flüchtlingssituation. Das Bundesinnenministerium hat Mitte September die Kontrollen an den deutschen Grenzen zu Dänemark, den Niederlanden, Belgien, Luxemburg und Frankreich für die Dauer von sechs Monaten angeordnet. An den Grenzen zu Österreich, Polen, Tschechien und der Schweiz gab es bereits zuvor solche Kontrollen.
Grenzkontrollen seien „derzeit unabwendbar“, erwiderte Rasmus Vöge (CDU): „Seit 2015 haben wir es mit einer andauernden, aus dem Ruder gelaufenen Migrationsbewegung in die Bundesrepublik Deutschland zu tun.“ Die Kontrollen seien ein „Baustein im Kampf gegen illegale Migration und Kriminalität“. Bildungsministerin Karin Prien wies in Vertretung von Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (beide CDU) auf die „angespannte sicherheitspolitische Lage“ hin. „Wir müssen unsere Grenzen zumindest vorübergehend schützen“, so die Ministerin, um das „Kernversprechen“, die innere Sicherheit zu wahren, erfüllen zu können. Es handele sich um „räumlich und zeitlich flexible Kontrollen“, sagte Prien und kündigte an, die Situation „mit Blick auf Schaden und Nutzen“ genau zu beobachten.
Der Europaausschuss und der Innen- und Rechtsausschuss beraten das Thema weiter.