Kieler Fans brennen Pyrotechnik vor dem Anpfiff des Zweitbundesligaspiels Holstein Kiel gegen Fortuna Düsseldorf ab
©
Foto: dpa, Axel Heimken
Bengalos und Böller gehören für viele Ultra-Fans zum Stadionerlebnis dazu – aber ihre Vereine bekommen saftige Geldstrafen aufgebrummt, wenn Feuerwerk den Fußball begleitet. Unter dem Motto „Pyrotechnik ist doch kein Verbrechen“ hat die FDP einen Vorschlag auf den Tisch gelegt, um den seit Jahren schwelenden Konflikt zu entschärfen. Die Liberalen machen sich für ein Pilotprojekt zum kontrollierten Einsatz von Pyrotechnik im Kieler Holstein-Stadion und im Lübecker Stadion an der Lohmühle stark. SPD und SSW stimmten zu, die Koalition lehnte den Vorstoß jedoch ab.
Pyrotechnik sei Ausdruck der „emotionalen Hingabe der Fans für ihren Verein“, sagte Annabell Krämer (FDP). Konkret hatten die Freidemokraten mindestens sechs „Pilotaktionen“ im Lande vorgeschlagen, bei denen Bengalische Feuer und Rauchtöpfe, die nicht unter das Sprengstoffgesetz fallen, abgebrannt werden dürfen – in abgesperrten Bereichen, von einem bekannten Personenkreis und zu einem vorher festgelegten Zeitpunkt. Dies sollte wissenschaftlich begleitet werden. „Wir wollen die Spirale aus Kriminalisierung der Fans und der Gefährdung der Zuschauer durch das legale und verantwortungsbewusste Abbrennen von Pyrotechnik im Stadion durchbrechen“, betonte Krämer: „Die Ultras sind nicht das Problem, sondern Teil der Lösung.“
CDU: Ultras halten sich nicht an Absprachen
Die FDP-Abgeordnete Annabell Krämer hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
©
Foto: Landtag, Sönke Ehlers
Der SPD-Abgeordnete Kianusch Stender hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
©
Foto: Landtag, Sönke Ehlers
„Pyrotechnik ist Teil der Fankultur“, sagte auch Kianusch Stender (SPD): „Pyrotechnik gab es immer und wird es immer geben.“ Oberste Priorität beim Abbrennen müsse immer „die Sicherheit aller Anwesenden“ sein: „Wir wollen, dass ein Stadionbesuch ein Erlebnis für alle ist, also auch für Familien, Kinder und alte Leute.“ Lars Harms (SSW) erinnerte an die verhärteten Fronten zwischen Ultras und Fußball-Funktionären: „Da wir das Problem mit den bisherigen Methoden nicht in den Griff bekommen, sollten wir einen anderen Weg einschlagen.“ Wer den Pilotversuch ablehne, der verschließe sich der Realität und zementiere das bisherige unerlaubte und gefährliche Vorgehen der Fans.
Martin Balasus (CDU) nannte den FDP-Antrag „einen guten Gag, aber mitnichten eine gute Politik“. Es werde nichts verbessern, „Illegales einfach für legal zu erklären“. Die FDP wolle sich „bei den Fans anbiedern“. Die Ultras würden sich nicht an die Absprachen halten, mutmaßte Balasus: „Es wird weiter unerlaubtes und unkontrolliertes Zündeln geben.“ Wenn „Entkriminalisierung“ das Ziel sei, so Jan Kürschner (Grüne), dann könne man auch gleich das Schwarzfahren aus dem Strafgesetzbuch streichen.
Ministerin abwartend
„Pyrotechnik auf den Rängen ist ein Sicherheitsrisiko“, unterstrich Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Selbst die sogenannte „kalte Pyrotechnik“ sei 230 Grad heiß und könne zu schweren Körperverletzungen führen. Die Ministerin verwies auf einen laufenden Testlauf in Norwegen und die anschließende Auswertung in der Innenminister- und der Sportministerkonferenz: „So lange bleibt der Einsatz von Pyrotechnik in Stadien verboten.“
Der CDU-Abgeordnete Martin Balasus hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
©
Foto: Landtag, Sönke Ehlers