Eine junge Lehrerin schreibt an eine Schultafel im Mathematikunterricht einer achten Klasse an einer weiterführenden Schule.
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Foto: dpa, Julian Stratenschulte
Der Fachkräftemangel ist auch bei der Besetzung von Lehrerstellen allgegenwärtig. In Schleswig-Holsteins Schulen ist jede zehnte Lehrkraft nicht fertig ausgebildet, diese Vertretungslehrer dürfen maximal fünf Jahre an Schulen arbeiten. Auf ein Umdenken bei der Handhabung dieser Faktenlage setzt ein Antrag der SPD-Fraktion, der im Plenum diskutiert und abgelehnt wurde. Angenommen wurde ein Alternativantrag der Regierungsfraktionen.
Es könne nicht sein, dass man Vertretungslehrkräfte fünf Jahre lang ihre Erfahrungen machen lasse, um sie dann durch neue Vertretungen zu ersetzen, denen diese Erfahrungen fehlten, argumentierte Martin Habersaat von der SPD-Fraktion. „Es ist absurd. Die Vertretungslehrkräfte finden sich unfair behandelt, Eltern und Kinder sind entsetzt, Schulleitungen stehen vor großen Problemen.“ Solch ein Umgang passe nicht in eine Zeit, in der es viel zu wenige voll ausgebildete Lehrkräfte gebe. „Wir schlagen dringend vor, planbare Wege in den Schuldienst für Menschen zu schaffen, die sich bewährt haben und Vertretungslehrkräfte vom ersten Tag an für ihre Aufgabe zu qualifizieren.“
Opposition stützt SPD-Kurs
Zustimmung kam von den Liberalen. „Das Land muss ein Interesse haben, guten Leuten ein gutes Angebot zu machen“, sagte Christopher Vogt (FDP). Die Menschen hätten sehr unterschiedliche Hintergründe, befristete Verträge seien nicht immer sinnvoll. Es sei richtig zu versuchen, Vertretungslehrkräfte über Qualifikationsangebote zu halten. „Die Maßnahmenpakete der Landesregierung bringen nicht genug“, so Vogt.
Von einer sehr unbefriedigenden Situation sprach Sybilla Nitsch von der SSW-Fraktion. „Ich werde aber auf keinem Fall der Etablierung einer neuen, zusätzlichen Aus- und Weiterbildungsstruktur ausschließlich für Vertretungslehrkräfte zustimmen.“ Nach ihrem Dafürhalten müsse dringend die Integration der Vertretungskräfte vorangetrieben werden und nicht deren Absonderung. Sinnvoll könne etwa sein, niedrigschwellige Weiterbildungskurse anzubieten, damit wenigstens die Möglichkeit besteht, sich für einen Seiten- oder Quereinstieg vorzubereiten.
CDU: „Grob vereinfacht“
„Nicht jede Person, die über den Vertretungsfonds finanziert wird, kann oder will zu einer vollwertigen Lehrkraft weiterqualifiziert werden“, meinte dagegen Martin Balasus. Im SPD-Antrag werde „alles grob vereinfachend in einen Topf geworfen“. Die Gefahr von Doppelstrukturen sah auch Malte Krüger von der Grünen-Fraktion: „Das ist nicht sinnvoll.“ Trotzdem seien die Forderungen nach einem Ausbau der Möglichkeiten nachvollziehbar, dies erfordere allerdings die notwendigen finanziellen Mittel und noch etwas mehr Zeit in der laufenden Legislaturperiode.
Wenn man bei der Qualifizierung keine Abstriche machen wolle, bedürfe es einer Differenzierung, betonte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). „Den Vollausgebildeten unter den Befristeten müssen wir versuchen über Seiten- und Quereinstieg einen Zugang zu vermitteln“, so Prien. Kräften ohne akademische Ausbildung müsse man hingegen eine andere Anschlussperspektive bieten. „Das ist unser Weg und so werden wir weitermachen.“