Ein Bahngleis auf einer Waldstrecke
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Foto: dpa, Stefan Sauer
Im Plenum hat Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) die von ihm vor gut einer Woche angekündigten Einsparungen im Schienennahverkehr als ausgewogen und durchdacht verteidigt. Die Opposition hingegen läuft Sturm und nutzt die von der SPD beantragten Aktuellen Stunde für eine Generalabrechnung in Sachen Verkehrspolitik. Sie spricht von einem Ende der im Koalitionsvertrag festgeschriebenen Mobilitätsgarantie. Nicht fehlende Mittel vom Bund oder die Kosten für das Deutschlandticket seien ursächlich, sondern eine verfehlte Verkehrspolitik der Landesregierung.
Nach Plänen der Landesregierung sollen rund 1,5 Prozent der heute bestehenden Verbindungen im Schienennahverkehr abbestellt und dadurch sechs Millionen Euro eingespart werden. Der verkehrspolitische Sprecher der SPD, Niclas Dürbrook, kritisierte die Pläne als ein „verheerendes Signal“ für die Verkehrswende. Statt Verbindungen zu streichen, hätte man Alternativen wie eine Reform der Schuldenbremse und den Transformationsfonds in Betracht ziehen sollen, um den ÖPNV aus-, statt abzubauen, so Dürbrook.
SSW: Sinnbild für verfehlte Politik
Bernd Buchholz (FDP) warf der Koalition eine irreführende Argumentation vor, wenn sie auf fehlende Mittel aus Berlin verweise. Stattdessen habe der Bund die Regionalisierungsmittel kontinuierlich erhöht, von 10 Milliarden Euro im Jahr 2021 auf voraussichtlich 14 Milliarden Euro im Jahr 2031. Auch die zusätzlichen Kosten für das Deutschlandticket seien von der Koalition selbst beschlossen worden. „Das, was jetzt passiert, fällt nicht vom Himmel“, so Buchholz. Der ehemalige Verkehrsminister sagte, er habe vielmehr den Eindruck, dass die Koalition nie einen Überblick gehabt habe, „über das, was da zu finanzieren ist und das, was finanziert werden muss“.
Sybilla Nitsch (SSW) nannte die Streichungen zudem moralisch problematisch. Zunehmend mehr Menschen würden sich abgehängt fühlen – die Europawahl hätte dies gerade bewiesen. Die Streichungen von Bahnverbindungen seien dafür ein Sinnbild und grundsätzlich falsch.
Madsen: „Die Lösung liegt in Berlin“
CDU-Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Landtag, Sönke Ehlers
Claus Ruhe Madsen (CDU) verteidigte dagegen die Streichungen als ausgewogen und durchdacht. „Schleswig-Holstein wird nicht das einzige Bundesland bleiben, das Verbindungen streichen muss“, sagte der Verkehrsminister voraus. Die Vorwürfe der Opposition ließen ihn „verwundert zurück“. So habe Buchholz selbst als Verkehrsminister mehr Verkehr ohne Risikovorsorge bestellt und sich auf Regionalisierungsmittel vom Bund verlassen. Auch dies sei ein Grund für die jetzige Finanzlücke. Hinzu kämen unter anderem die Zusatzkosten für das Deutschlandticket, die allgemein negativen Entwicklungen in der Welt und sehr wohl auch fehlende, zugesagte Mittel vom Bund.
„Die Lösung liegt in Berlin“, so Madsen. Um weitere Einschnitte in den kommenden Jahren zu verhindern, handele man jetzt. „Unser Anspruch ist es, dass die ÖPNV-Finanzierung auf festen Füßen steht und langfristig gesichert ist.“
Entscheidung nicht leicht gemacht
Der Fraktionsvorsitzende der CDU, Tobias Koch, sagte: „Eher früher als später müssen wir bundesweit eine Debatte darüber führen, ob ein Preis von 49 Euro noch haltbar ist, oder ob dieser nicht besser auf 59 oder sogar 69 Euro angehoben werden müsste.“ Die Koalition habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, hob Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter hervor. „Wir haben sie nicht leichtfertig getroffen und sie sind auch von niemandem gewollt. Aber wir müssen damit umgehen, dass die Haushaltslage des Landes Schleswig-Holstein besonders herausfordernd ist“, sagte er.