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22. März 2024 – März-Plenum

Ministerin betont: Jeder zweite Viertklässler kann schwimmen

Knapp die Hälfte aller Schüler der 4. Klassenstufe kann sicher schwimmen. Dennoch gibt es im Land zwischen zwei Meeren weiterhin Probleme den Schwimmunterricht auf eine verlässliche Basis zu stellen.

Ein Kind übt im Schwimmunterricht mit einem Schwimmbrett.
Ein Kind übt im Schwimmunterricht mit einem Schwimmbrett.
© Foto: dpa, Rolf Vennenbernd

Von den 25.500 Schülerinnen und Schülern zu Beginn der 4. Klassenstufe des Schuljahres 2023/24 haben 12.250 Kinder mindestens das Schwimmabzeichen Bronze. Somit haben 48 Prozent dieser Kinder die sichere Schwimmfähigkeit erworben. Das hat der von der FDP angeforderte Bericht der Landesregierung über die „Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe“ ergeben, dessen Ergebnisse Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im Plenum präsentierte. Die Ministerin gab sich zufrieden. „Unsere Bemühungen zeigen Wirkung. Im Bundesdurchschnitt sind es 24 Prozent, das heißt, unsere Quote ist doppelt so hoch wie anderswo, das kann sich sehen lassen.“

CDU-Bildungsministerin Karin Prien hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
CDU-Bildungsministerin Karin Prien hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Die Landesregierung sei bestrebt, die Zahl der Kinder mit sicheren Schwimmfähigkeiten im Grundschulalter und auch an weiterführenden Schulen im Rahmen der Schwimmoffensive weiter zu erhöhen, unter anderem am Runden Tisch mit Innen- und Bildungsministerium und im Dialog mit DLRG, Wasserwacht und Sportstätten. Zudem sei mit einem Monitoring zur Durchführung des Schwimmunterrichts in den Kreisen und kreisfreien Städten erreicht worden, dass Schulen mit organisatorischen Schwierigkeiten von Schulämtern und Kreisschulsportbeauftragten eine Beratung erhalten hätten. „Wir wollen in der Fläche überall die gleichen Voraussetzungen schaffen“, so die Ministerin, man sei auf dem richtigen Weg.

FDP: „Die Wartelisten sind endlos“

„Es ist skandalös, dass jedes zweite Kind nicht schwimmen kann“, beklagte hingegen Annabell Krämer (FDP) die Situation. Ertrinken sei eine der häufigsten Unfalltodesursachen bei Kindern. „Sie feiern sich für 48 Prozent und haben nicht begriffen, dass Eltern händeringend nach Schwimmkursen für ihre Kinder suchen, die Wartelisten sind endlos.“ Prien solle endlich dafür sorgen, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung nachkomme. Es gehe um die Erhaltung und den Neubau von Einrichtungen, das Land müsse die Kommunen angemessen bei Betriebskosten unterstützen. „Das Bädersterben wird sonst dazu führen, dass noch weniger Kinder schwimmen lernen.“

378 Menschen seien bundesweit im vergangenen Jahr ertrunken, die Zahl sei schrecklich, jeder Fall einer zu viel, so Martin Balasus (CDU). Der Bericht zeige deutlich, wo man stehe und wo man anpacken könne. Die Corona-Pandemie habe das Land zurückgeworfen, 30.000 Kinder hätten nicht die Chance gehabt die Fähigkeit zu erlangen. „Aber das Land hat das Problem erkannt, über die Schwimmoffensive sind in den vergangenen Jahren 1,5 Millionen Euro Fördergelder bereitgestellt worden, 20.000 Kinder und Jugendliche haben davon profitiert.“ Eine zentrale Herausforderung sei es überall Sportstätten vorzuhalten. „Jedes Kind soll zukünftig sicher schwimmen können, nicht nur mehr Kinder als im Bundesdurchschnitt.“

SPD wirft den Blick auf 52 Prozent der Nichtschwimmer

„Wir lehnen uns nicht zurück, wir müssen besser werden“, betonte Malte Krüger (Grüne). 28 Menschen sind in Schleswig-Holstein im Jahr 2023 ertrunken, das sind zu viele.“ Es fehle an geeigneten Schwimmstätten, weshalb das Land die Kommunen bereits beim Bau und Erhalt von Schwimmstätten finanziell unterstütze. Darüber hinaus erhielten Schwimmstätten einen Betriebskostenzuschuss, wenn dort Schwimmunterricht angeboten werde. Auch die Verfügbarkeit von geschulten Lehrkräfte sei ein Problem. „Es braucht mehr Vernetzung zwischen verschiedenen Institutionen, aber vor Allem auch eine adäquate Berücksichtigung vom Schwimmunterricht in der Lehrkräfteausbildung."

Man könne sagen, dass die Hälfte des Ziels schon geschafft sei und die Schulen ja noch bis zum Ende von Klasse sechs Zeit haben für die fehlenden 52 Prozent, so Martin Habersaat (SPD). „Man kann aber auch sagen: Die Kinder, deren Eltern das Schwimmenlernen privat organisiert haben oder deren Grundschulen ein gutes Konzept, die nötigen Lehrkräfte und ausreichend Hallenzeiten in der Region haben, sind in diesen 48 Prozent erhalten. Die schwierigeren Fälle finden sich bei den offenen 52 Prozent.“ Wenn das der Durchschnitt sei, liege es auf der Hand, dass es in einzelnen Regionen oder Kreisen schlimmer aussieht. Es brauche daher eine ehrlichere Debatte über die Herausforderungen und Lösungsansätze, welche von der Landesregierung leider verweigert werde.

SSW erinnert an unzählige Schwimmdebatten

„Ich weiß gar nicht, wie viele Reden wir jetzt schon zum Thema Schwimmunterricht gehalten haben“, sagte Jette Waldinger-Thiering (SSW). „Was ich aber immer wieder sagen kann ist, dass der SSW weiterhin fordert, dass jedes Kind in Schleswig- Holstein flächendeckend die Möglichkeit und den Zugang zu qualitativen Schwimmunterricht erhalten soll.“ Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Schulträger und auch Träger von Schwimmhallen finanziell und strukturell besser unterstützt werden, um die effektive und nachhaltige Umsetzung des verbindlichen Schwimmunterrichts zu gewährleisten.

Ein von der FDP angeforderter Bericht der Landesregierung über die „Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe“ steht im Mittelpunkt dieser Debatte. Zur Bestandsaufnahme hatte das Bildungsministerium im Herbst eine Abfrage an allen Grundschulen des Landes zur Schwimmfähigkeit durchgeführt. Das Resultat: Die Zahl aller Schülerinnen und Schüler zu Beginn der 4. Klassenstufe des Schuljahres 2023/24 beträgt demnach knapp 25.500, der Anteil der Kinder mit mindestens dem Schwimmabzeichen Bronze rund 12.250. Somit haben laut Bericht 48 Prozent dieser Kinder die sichere Schwimmfähigkeit erworben.

Die Landesregierung sei bestrebt, die Zahl der Kinder mit sicheren Schwimmfähigkeiten im Grundschulalter und auch an weiterführenden Schulen weiter zu erhöhen, heißt es im Bericht. Zudem sei mit einem Monitoring zur Durchführung des Schwimmunterrichts in den Kreisen und kreisfreien Städten erreicht worden, dass alle Schulen mit organisatorischen Schwierigkeiten von Schulämtern und Kreisschulsportbeauftragten eine Beratung erhalten hätten.

Mangel an Wasserflächen und Schwimmlehrern

Im Rahmen der Schwimmlern-Offensive des Landes hatte der Finanzausschuss des Landtags im Oktober 2023 einem Antrag des Innenministeriums zur Bereitstellung weiterer 420.000 Euro zugestimmt. Die Mittel stammen aus dem Programm zur Förderung des Sports aus dem Corona-Notkredit. Seit 2020 hat das Land den Angaben zufolge schon mehr als eine Million Euro zur Verfügung gestellt, um die Corona-bedingten Ausfälle bei der Schwimmausbildung aufzuholen.

Die Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft (DLRG) hatte sich bereits vergangenes Jahr besorgt darüber gezeigt, dass nach dem Ende der Grundschulzeit die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler nicht sicher schwimmen könne. Ein Kernproblem sei laut DLRG der Mangel an geeigneten Wasserflächen und qualifizierten Lehrkräften. Insbesondere auch die Pandemie führte nach Angaben der DLRG dazu, dass im Land 40.000 Schwimmabzeichen-Abschlüsse fehlten. Dank der Schwimmlern-Offensive seien – Stand August 2023 – rund 15.500 Abschlüsse mit rund 1400 zusätzlichen Kursen nachgeholt worden. Bis die fehlenden 25.000 geschafft sein werden, werde es noch etwa drei Jahre dauern, hatte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) zu dem Zeitpunkt geschätzt.

(Stand: 18. März 2024)

Vorherige Debatten zum Thema:
Mai 2023 (ohne Meldung in plenum-online)
September 2022
Hinweis: Der Bericht war im November 2023 ohne Aussprache beantragt worden

Regierungsbericht

Top 41:
Schriftlicher Bericht über die Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe
Antrag der Fraktion der FDP ‒ Drs. 20/1611 
Bericht der Landesregierung (Ministerium für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur) ‒ Drucksache 20/1855