Ein Kind übt im Schwimmunterricht mit einem Schwimmbrett.
©
Foto: dpa, Rolf Vennenbernd
Von den 25.500 Schülerinnen und Schülern zu Beginn der 4. Klassenstufe des Schuljahres 2023/24 haben 12.250 Kinder mindestens das Schwimmabzeichen Bronze. Somit haben 48 Prozent dieser Kinder die sichere Schwimmfähigkeit erworben. Das hat der von der FDP angeforderte Bericht der Landesregierung über die „Schwimmfähigkeit der Schülerinnen und Schüler in der 4. Klassenstufe“ ergeben, dessen Ergebnisse Bildungsministerin Karin Prien (CDU) im Plenum präsentierte. Die Ministerin gab sich zufrieden. „Unsere Bemühungen zeigen Wirkung. Im Bundesdurchschnitt sind es 24 Prozent, das heißt, unsere Quote ist doppelt so hoch wie anderswo, das kann sich sehen lassen.“
CDU-Bildungsministerin Karin Prien hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
©
Foto: Landtag, Sönke Ehlers
Die Landesregierung sei bestrebt, die Zahl der Kinder mit sicheren Schwimmfähigkeiten im Grundschulalter und auch an weiterführenden Schulen im Rahmen der Schwimmoffensive weiter zu erhöhen, unter anderem am Runden Tisch mit Innen- und Bildungsministerium und im Dialog mit DLRG, Wasserwacht und Sportstätten. Zudem sei mit einem Monitoring zur Durchführung des Schwimmunterrichts in den Kreisen und kreisfreien Städten erreicht worden, dass Schulen mit organisatorischen Schwierigkeiten von Schulämtern und Kreisschulsportbeauftragten eine Beratung erhalten hätten. „Wir wollen in der Fläche überall die gleichen Voraussetzungen schaffen“, so die Ministerin, man sei auf dem richtigen Weg.
FDP: „Die Wartelisten sind endlos“
„Es ist skandalös, dass jedes zweite Kind nicht schwimmen kann“, beklagte hingegen Annabell Krämer (FDP) die Situation. Ertrinken sei eine der häufigsten Unfalltodesursachen bei Kindern. „Sie feiern sich für 48 Prozent und haben nicht begriffen, dass Eltern händeringend nach Schwimmkursen für ihre Kinder suchen, die Wartelisten sind endlos.“ Prien solle endlich dafür sorgen, dass die Landesregierung ihrer Verantwortung nachkomme. Es gehe um die Erhaltung und den Neubau von Einrichtungen, das Land müsse die Kommunen angemessen bei Betriebskosten unterstützen. „Das Bädersterben wird sonst dazu führen, dass noch weniger Kinder schwimmen lernen.“
378 Menschen seien bundesweit im vergangenen Jahr ertrunken, die Zahl sei schrecklich, jeder Fall einer zu viel, so Martin Balasus (CDU). Der Bericht zeige deutlich, wo man stehe und wo man anpacken könne. Die Corona-Pandemie habe das Land zurückgeworfen, 30.000 Kinder hätten nicht die Chance gehabt die Fähigkeit zu erlangen. „Aber das Land hat das Problem erkannt, über die Schwimmoffensive sind in den vergangenen Jahren 1,5 Millionen Euro Fördergelder bereitgestellt worden, 20.000 Kinder und Jugendliche haben davon profitiert.“ Eine zentrale Herausforderung sei es überall Sportstätten vorzuhalten. „Jedes Kind soll zukünftig sicher schwimmen können, nicht nur mehr Kinder als im Bundesdurchschnitt.“
SPD wirft den Blick auf 52 Prozent der Nichtschwimmer
„Wir lehnen uns nicht zurück, wir müssen besser werden“, betonte Malte Krüger (Grüne). 28 Menschen sind in Schleswig-Holstein im Jahr 2023 ertrunken, das sind zu viele.“ Es fehle an geeigneten Schwimmstätten, weshalb das Land die Kommunen bereits beim Bau und Erhalt von Schwimmstätten finanziell unterstütze. Darüber hinaus erhielten Schwimmstätten einen Betriebskostenzuschuss, wenn dort Schwimmunterricht angeboten werde. Auch die Verfügbarkeit von geschulten Lehrkräfte sei ein Problem. „Es braucht mehr Vernetzung zwischen verschiedenen Institutionen, aber vor Allem auch eine adäquate Berücksichtigung vom Schwimmunterricht in der Lehrkräfteausbildung."
Man könne sagen, dass die Hälfte des Ziels schon geschafft sei und die Schulen ja noch bis zum Ende von Klasse sechs Zeit haben für die fehlenden 52 Prozent, so Martin Habersaat (SPD). „Man kann aber auch sagen: Die Kinder, deren Eltern das Schwimmenlernen privat organisiert haben oder deren Grundschulen ein gutes Konzept, die nötigen Lehrkräfte und ausreichend Hallenzeiten in der Region haben, sind in diesen 48 Prozent erhalten. Die schwierigeren Fälle finden sich bei den offenen 52 Prozent.“ Wenn das der Durchschnitt sei, liege es auf der Hand, dass es in einzelnen Regionen oder Kreisen schlimmer aussieht. Es brauche daher eine ehrlichere Debatte über die Herausforderungen und Lösungsansätze, welche von der Landesregierung leider verweigert werde.
SSW erinnert an unzählige Schwimmdebatten
„Ich weiß gar nicht, wie viele Reden wir jetzt schon zum Thema Schwimmunterricht gehalten haben“, sagte Jette Waldinger-Thiering (SSW). „Was ich aber immer wieder sagen kann ist, dass der SSW weiterhin fordert, dass jedes Kind in Schleswig- Holstein flächendeckend die Möglichkeit und den Zugang zu qualitativen Schwimmunterricht erhalten soll.“ Um dieses Ziel zu erreichen, müssten Schulträger und auch Träger von Schwimmhallen finanziell und strukturell besser unterstützt werden, um die effektive und nachhaltige Umsetzung des verbindlichen Schwimmunterrichts zu gewährleisten.