Die SPD-Fraktionsvorsitzende Serpil Midyatli hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
Das Bundesverfassungsgericht hat im vergangenen November enge Grenzen für die staatliche Verschuldung gesetzt – nun kommen aus der Opposition verschiedene Vorstöße zur Lockerung der Schuldenbremse in der Landesverfassung. Angesichts von Krisen und Investitionsstau will der SSW künftig Kredite in Höhe von 0,15 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) gestatten. Im Lande ist dies nicht möglich, die Verfassung schreibt im Grundsatz ausgeglichene Haushalte vor. Die SPD will das Schulden-Limit sogar auf ein Prozent des BIP anheben. Auch die FDP plädiert für „flexiblere Verschuldungsspielräume in der Rezession“. Die Grünen reagierten wohlwollend, die CDU ablehnend. Nun berät der Finanzausschuss.
SSW-Fraktionschef Lars Harms hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Das Grundgesetz und der EU-Fiskalpakt böten Spielräume für die Länder, so Lars Harms (SSW). Schleswig-Holstein könne jedes Jahr Kredite von rund 170 Millionen Euro aufnehmen. Das Extra-Geld dürfe „nicht für Wahlgeschenke verschleudert“ werden, sondern müsse in Investitionen fließen. Harms verwies auf die aktuelle 130-Millionen-Euro-Lücke im Kita-Bereich, auf Tarifsteigerungen und auf sanierungsbedürftige Krankenhäuser: „Unserer Infrastruktur droht zunehmend der Verfall.“
„Um die Zukunftsaufgaben des Staates zu erfüllen, muss die Schuldenbremse dringend reformiert werden“, sagte Serpil Midyatli (SPD): „Wäre es nicht klüger, jetzt die Küsten zu schützen und neue Deiche zu bauen, als sie erst nach der nächsten Sturmflut zu reparieren?“ Die Schuldenbremse enge die Politik zu stark ein und sei „keine heilige Kuh“. „Enorme Investitionen sind jetzt nötig“, befand auch Oliver Brandt (Grüne) mit Blick auf Schienenverkehr, Bildung und Klimaschutz. „Wenn wir jetzt nicht investieren, kommt uns das langfristig noch teurer zu stehen“, so Brandt. Es gehe darum, das Land zukunftsfest zu machen, ohne die öffentlichen Haushalte zu sehr mit Zinsen zu belasten – „das ist der Spagat“.
Ministerin befürwortet Reform
Der CDU-Abgeordnete Ole Plambeck hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
„Die Schuldenbreme muss bleiben“, betonte Ole Plambeck (CDU). Die Folge einer lockeren Verschuldungspolitik seien Zinszahlungen im Milliardenbereich. Plambeck verwies darauf, dass Schleswig-Holstein bereits mit mehr als 31 Milliarden Euro in der Kreide stehe: „Kredite können grundsätzlich keine Dauerlösung sein.“
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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„Wir haben in der Landesregierung unterschiedliche Auffassungen“, stellte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) fest und warb für eine Reform der Schuldenbremse, „damit sie auch künftig trägt“. Sie bekundete Sympathie für den SSW-Vorschlag, die Möglichkeit einer Kreditaufnahme von 0,15 Prozent des BIP zu nutzen. Damit stünde dem Land ein zusätzlicher Spielraum von 190 Millionen Euro zur Verfügung. Auch die vom Verfassungsgericht angemahnte Bindung von Notkrediten an das jeweilige Haushaltsjahr sah Heinold kritisch: „Krisen kennen kein Kalenderjahr.“
FDP: Investitionsquote in die Verfassung
Annabell Krämer (FDP) machte sich für eine flexiblere Regelung stark und schlug vor, eine Investitionsquote von zwölf Prozent in der Verfassung zu verankern. Im Haushalt 2023 waren es 10,6 Prozent. In Zeiten der Rezession müssten mehr Schulden möglich sein, die dann „spiegelbildlich“ in Wachstumsphasen zurückgezahlt werden sollen. „Per Saldo dürfen nach mehrjähriger Betrachtung keine zusätzlichen Schulden herauskommen“, so Krämer.