Eine geballte Faust dominiert das Bild. Im Hintergrund kauert eine verängstigte Frau am Boden.
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini
Fraktionsübergreifend ruft der Landtag die Landesregierung dazu auf, dass sogenannte Hochrisikomanagement konsequent auszuweiten, um Gewalt gegen Frauen weiter eindämmen zu können. Laut Sozialministerium gab es im Jahr 2022 in 5376 Fällen partnerschaftliche Gewalt, rund 80 Prozent der Betroffenen waren Frauen und in sechs Fällen ist es demnach zu einem Femizid gekommen. Im Rahmen des Hochrisikomanagements kooperieren in Schleswig-Holstein Polizei, Frauenhäuser, Frauenberatungsstellen sowie Jugendämter und weitere Institutionen, um Schutzmaßnahmen für Gewaltbetroffene und deren Kinder zu erarbeiten.
Jeden Tag versucht ein Mann seine Frau zu töten, jeden dritten Tag geschehe dies auch, mahnte die CDU-Abgeordnete Katja Rathje-Hoffmann. „Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sie ist ein Querschnittsproblem unserer Gesellschaft.“ Die beiden Modellregionen Ratzeburg und Flensburg hätten gezeigt, wie das Hochrisikomanagement funktionieren könne, nun müsse man daraus ein regelhaftes Vorgehen in ganz Schleswig-Holstein machen, sagte Jan Kürschner (Grüne). „Ich habe die Hoffnung, dass wir so die Fälle von Gewalt gegen Frauen reduzieren können.“
FDP: Frauenhäuser sind chronisch unterfinanziert
Nicht nur reduzieren, sondern vielmehr die Gewalt an Frauen und deren in der Konsequenz drohenden Tod gänzlich verhindern, schloss die frauenpolitische Sprecherin der SPD, Beate Raudies, an. Doch eine Hochrisikofallbearbeitung sei nicht mal eben zu erledigen. „Es ist eine bessere Ausstattung nötig.“ Als Beispiel nannte sie die Zuwendungen für die vertrauliche Spurensicherung bei von Gewalt betroffenen Frauen. „Es darf keine Kürzungen geben bei dieser Maßnahme.“
Annabell Krämer (FDP) lobte das Hochrisikomanagement, kritisierte die Einführung aber als zu langsam und wies darauf hin, dass Frauenhäuser chronisch unterfinanziert seien: „Es gibt nicht einmal genügend Frauenhausplätze um Frauen vor Gewalt zu schützen.“ Im Haushalt 2024 müssten diesbezüglich deshalb dringend Anpassungen vorgenommen werden. „Stärken Sie unsere Fraueneinrichtungen und Frauenhäuser in unserem Land.“ Jette Waldinger-Thiering vom SSW brachte als Beispiel für weitere wichtige Ausgaben die Finanzierung von mehr Schutzwohnungen für von Gewalt betroffene Frauen und Kinder zur Sprache.
Ministerin wirbt für Fachaustausch aller Beteiligten
Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) kündigte gleichbleibende Mittel in Höhe von 400.000 Euro für die vertrauliche Spurensicherung an und bewarb in ihrer Rede einen neu erarbeiteten Leitfaden für das Verfahren sowie den interdisziplinären Fachaustausch aller beteiligten Institutionen, „um schneller reagieren zu können und Gewalt zu verhindern“. Auch die Täterarbeit müsse stärker in den Blick genommen werden.
„Nicht die Betroffenen sondern die Täter sollten ihr Verhalten ändern“, so Touré. „Wir müssen darüber sprechen, wie wir Jungen und jungen Männern eine Persönlichkeitsentwicklung frei von Geschlechterstereotypen ermöglichen.“ Sie betonte, es gebe auch männliche Opfer. „Es ist nicht hilfreich die Minderheit der Täterinnen zu verschweigen.“