Eine Bezahlkarte wird bei einer Pressekonferenz in Greiz (Thüringen) gezeigt.
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Foto: dpa, Bodo Schackow
Die Bezahlkarte für staatliche Leistungen für Asylbewerber kommt. Sie soll als Debit-Karte ohne eigenes Konto funktionieren und keine Überweisungen ermöglichen. Auf diese Standards hatten sich im Januar alle Bundesländer mit Ausnahme von Bayern und Mecklenburg-Vorpommern verständigt. Im Kieler Landtag herrscht Einigkeit, dass die Karte möglichst diskriminierungsfrei sein soll. Um andere Fragen wird im Plenum gestritten – darunter über die Höhe des Auszahlungsbetrages in bar.
Bereits im Vorfeld der Debatte war von einem Koalitionsstreit die Rede. Ein solcher sei jedoch „herbeigeredet“, stellte Sozialministerin Aminata Touré klar. Von einem Konflikt innerhalb der Regierung könne keine Rede sein, es werde beraten und ein entsprechendes Konzept werde folgen. Sie persönlich sei froh, dass es nun um die konkrete Umsetzung gehe. Gegebenenfalls könne auch das Asylbewerbergesetz angepasst werden, wenn es um technische Vereinfachung geht. Eine Senkung der Leistungen komme für sie allerdings nicht infrage.
FDP: Karte kann Migration senken
Oppositionsführerin Serpil Midyatli warf den Grünen vor, einen Start der Bezahlkarte zu blockieren. Die SPD-Politikerin mahnte eine zügige Einigung an. „Wir könnten die Bezahlkarte schon haben. Eine bundesgesetzliche Regelung liegt vor“, sagte sie. Wichtig sei vor allem die diskriminierungsfreie Ausgestaltung der Karte. Es sei sicherzustellen, dass an der Supermarkt-Kasse nicht zu sehen sei, „wer Flüchtling ist und wer nicht“.
Bernd Buchholz (FDP) wies darauf hin, dass mit der Bezahlkarte ursprünglich der Anreiz für Asylbewerber gesenkt werden sollte, nach Deutschland zu kommen. Er wundere sich, dass das Hauptargument nun plötzlich der Bürokratieabbau sein solle. Eine nur geringe Auszahlung von Bargeld sowie fehlende Möglichkeiten zur Überweisung ins Ausland seien probate Mittel, den Migrationsdruck zu senken. Dem widersprach die Grünen-Abgeordnete Uta Röpcke: Es gebe keine Belege dafür, dass die Höhe von Sozialleistungen einen Effekt auf Migration habe. Den Antrag der FDP-Fraktion zum Thema nannte Röpcke „restriktiv“ – das Papier wurde von den anderen Fraktionen abgelehnt.
Eine „faktenfreie“ Debatte
Die CDU-Abgeordnete Seyran Papo hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
Die CDU-Abgeordnete Seyran Papo wies auf die stark steigenden Flüchtlingszahlen hin und auf die damit verbundenen Herausforderungen für die Kommunen. Die geplante Bezahlkarte sei ein gutes Mittel, um die Verwaltungen zu entlassen und zugleich den Missbrauch von Leistungen einzuschränken. Es sei Realität, so Papo, „dass die empfangenen Sozialleistungen für Asylbewerber teilweise nicht im Sinne des sozialen Grundgedankens verwendet werden“.
„Ich mag Debatten nicht, in denen es darum geht, denen, die am wenigsten haben, das Leben schwer zu machen“, bekannte SSW-Fraktionschef Lars Harms. Die Debatte sei „faktenfrei“ und bewege sich im „Dreiklang der falschen Vorstellungen, Vorurteile und vorgetäuschten Lösungen“. Seine Fraktion plädiere für eine Karte mit umfangreichen Möglichkeiten – überall und uneingeschränkt nutzbar. Der Alternativantrag seiner Fraktion wurde allerdings abgelehnt.
Am Ende wurde schließlich der Alternativantrag der Koalitionsfraktionen gegen die Stimmen des SSW und bei Enthaltung der FDP angenommen.