Kinder stehen im Umkleideraum eines Kindergartens.
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Foto: dpa, Carsten Rehder
Das Parlament hat sich mit dem vor einer Woche erschienenen Evaluationsbericht zum 2021 beschlossenen Kindertagesförderungsgesetz beschäftigt. Während die Opposition kaum ein gutes Haar an der aktuellen Situation lässt, zeichnet die Koalition ein eher positives Bild. Man müsse festhalten „was geleistet wurde und dass es uns dieser Bericht schwarz auf weiß zeigt“, sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne) mit Verweis unter anderem auf verbesserte Betreuungs- und verkürzte Schließzeiten. Doch trotz der Einstellung von rund 8000 zusätzlichen Fachkräften: „Beim Personal knirscht es“, gab Toure zu. Mehr qualifizierte Fachkräfte, mehr Flexibilität, mehr Verlässlichkeit und eine faire Aufteilung der Kosten – das seien die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Bericht.
Parteikollegin Eka von Kalben betonte ihrerseits das bisher Erreichte: Man habe eine bessere Personalausstattung, die Eltern seien entlastet, Schließzeiten seien kürzer und das Land beteilige sich finanziell um ein Vielfaches mehr als noch 2019. „Die Kita-Reform war ein Erfolg. Sie ist nicht gescheitert“, so von Kalben.
CDU: Flexibilität ist das „Maß der Dinge“
Der Bericht würde diesen Erfolg bestätigen, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch. Sicher habe man Fehler gemacht, beispielsweise bei der Berechnung von Personalkosten. Auch sei die Finanzierung nicht auskömmlich. Doch dank der Studie wisse man nun, wo man nachsteuern müsse. Koch warb für den Abbau von Regelungen, um Betreuungen auch bei Personalmangel sicherstellen zu können. Flexibilität sei das „Maß der Dinge, um mit dem vorhandenen Geld die Verlässlichkeit der Betreuung sicherzustellen“.
Die SPD-Abgeordnete Sophia Schiebe hält eine Rede im Plenarsaal des Landtages.
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Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
Von einer sich verschärfenden Krise sprach dagegen Sophia Schiebe (SPD). Sie habe gerade erst erfahren, dass ihr eigener Sohn „nächste Woche wieder einen Tag zu Hause bleiben muss“. Kein Einzelfall, sondern eher die Normalität sei dieser Umstand, der nicht nur eine organisatorische und finanzielle Herausforderung für die Familie darstelle, sondern auch fatal für die emotionale Entwicklung der Kinder sei. Eine dauerhaft stabile und beständige Umgebung sei wichtig, damit Kinder Vertrauen aufbauen können. Es müsse „mehr Geld ins System und zwar sofort“, so Schiebe – man erwarte „in der Nachschiebeliste ein deutliches Signal in dieser Richtung“.
FDP: Regierung soll Kernziele definieren
Heiner Garg (FDP) forderte die Landesregierung auf, sich trotz gespannter Haushaltslage zu den Kernzielen der Kita-Reform zu bekennen: Es gelte, die Eltern nicht weiter zu belasten und die Qualität zu erhöhen. Bei einer Finanzierungslücke von bis zu 130 Millionen Euro sei es der Job von Ministerin Toure, mit allen Beteiligten nach Lösungen zu suchen „und zwar ohne eine Ansage, dass das Land nicht mehr Geld in das System gibt“. Den Vorwurf der Ministerin, man würde immer nur fordern, ohne eine Gegenfinanzierung zu präsentieren, wies Garg zurück: Man habe zweimal die Absenkung der Elternbeiträge gefordert und dafür auch Deckungsvorschläge gemacht.
Christian Dirschauer (SSW) fasste zusammen: Die Skala der Bewertung zur aktuellen Lage reiche „von einem „gut funktionierenden System“ bis hin zum „Totalkollaps““. Er sprach sich für ein weiteres Festhalten am Dreiklang der Reformen aus. „Nicht nur Eltern und Kommunen zählen auf die versprochene Entlastung. Es muss auch am Ziel der verbesserten Qualität in den Kitas festgehalten werden“. Es gelte, hier Wort zu halten.
Grünen-Sozialministerin Aminata Touré hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer