CDU-Bildungsministerin Karin Prien hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
©
Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
„Schleswig-Holstein war ist und bleibt Standort exzellenter Lehre“. Dies hat Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) in ihrem Bericht über die Empfehlungen des Wissenschaftsrats zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems und der Hochschulmedizin hervorgehoben. Man habe große Schritte nach vorn gemacht, auch die jüngsten Ergebnisse im Wettbewerb der Exzellenzinitiativen „ändern daran nichts“. Prien bezog sich dabei auf das Scheitern der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU) mit drei neuen Clustern bei der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder.
Die Begutachtung der gescheiterten Bewerbungen sei rein wissenschaftlich geleitet, so Prien, man werde die schriftlichen Ergebnisse analysieren, sobald sie vorliegen. Die beiden bestehenden Exzellenzcluster der Kieler Uni seien aber im Wettbewerb um eine neue Förderperiode weiter dabei. Die Ministerin betonte eine deutlich, um 50 Millionen Euro verbesserte Hochschulfinanzierung von 347 auf 397 Milliarden zwischen 2019 und 2024. Man brauche mehr gemeinsame Strategien für den Wissenschaftsstandort. Aus den Empfehlungen des Wissenschaftsrats leitete Prien unter anderen die Notwendigkeit einer besseren finanziellen Ausstattung, die Hebung von ungenutzten Potenzialen und die Überwindung von Strategiedefiziten ab.
Dank an zurückgetretene CAU-Präsidentin
Der seit Ende Oktober 2023 vorliegende Bericht des Wissenschaftsrates enthält 402 Empfehlungen zur Weiterentwicklung des Hochschulsystems in Schleswig-Holstein und mehr als 100 weitere Empfehlungen zur Hochschulmedizin. Diese Empfehlungen sollen laut Prien ebenso bei den anstehenden Verhandlungen mit den Hochschulen zu neuen Zielvereinbarungen Berücksichtigung finden.
Als zeitliche Perspektive habe der Rat einen Zeitraum von fünf bis zehn Jahren prognostiziert, so Prien. „Wir wollen uns mit den Hochschulen gemeinsam diesem Prozess stellen und die Strukturen schaffen.“ Der nach Manipulationsvorwürfen zurückgetretenen CAU-Präsidentin Fulda dankte sie für ihren Einsatz für die CAU und den Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein und betonte die Selbstverwaltung der Universitäten, welche nicht aus der Politik gelenkt werde.
SPD: Landesregierung agiert planlos
„Die Grundfinanzierung der Hochschulen entspricht nicht den ambitionierten Zielen“, mahnte die SPD-Abgeordnete Sophia Schiebe. Nur mit mehr Mitteln könne man innovative Forschungsprojekte initiieren und aufrechterhalten. „Zudem sind die Finanzmittel erforderlich, um eine zeitgemäße Ausstattung von Hörsälen, Laboren und Bibliotheken sicherzustellen.“ Der Hochschulbau müsse endlich einen höheren Stellenwert erhalten, die Rolle der Hochschulen bei Planung und Durchführung baulicher Maßnahmen aufgewertet werden, führte Schiebe aus. „Anstelle als Landesregierung weiterhin planlos zu agieren, wäre für uns jetzt der richtige Zeitpunkt, um die Bedarfe im Rahmen einer strategischen Bauentwicklungsplanung zu ermitteln und sie mit finanziellen Mitteln zu unterlegen.“
Der FDP-Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
©
Foto: Landtag, Thomas Eisenkrätzer
Eine fehlende Hochschulstrategie beklagte auch FDP-Fraktionschef Christopher Vogt. Die Finanzsituation müsse weiter verbessert werden. Maßnahmen, die wenig oder gar nichts kosten und die eher unstrittig sind, sollten zügig umgesetzt werden. „Das“, so Vogt, „wäre auch ein wichtiges Signal in die Hochschullandschaft, dass man die Empfehlungen sehr ernst nimmt und den Wissenschaftsstandort unbedingt stärken will“. Das Scheitern der drei Kieler Exzellenzcluster sei sehr enttäuschend. Die Wissenschaftspolitik müsse „viel stärker in den Fokus der Landesregierung rücken.“ Wichtig sei dazu eine schlagkräftige Wissenschaftsabteilung im Ministerium.
Grüne: Gutachten ein „echter Meilenstein“ fürs Land
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, betonte hingegen Martin Balasus (CDU). Die Hochschulen seien Treiber der Innovation und das Engagement des Landes werde gelobt. Irritiert zeigte er sich über die mediale Debatte über die Präsidentin und die Exzellenzclusterinitiative. „Eine Schlagzeile, ´Prien bringt Hochschulstandort in Gefahr‘ gefährdet den Ruf und ist billiger, plumper Populismus.“ Balasus forderte ein Zurückkehren zur sachlichen Auseinandersetzung.
Das Hochschulsystem bleibe hinter seinen Möglichkeiten zurück, man sei deshalb dankbar für die Hinweise des Wissenschaftsrats, sagte Malte-Jannik Krüger (Grüne). „Mit dem Gutachten hat der Wissenschaftsstandort Schleswig-Holstein einen echten Meilenstein erreicht, weil sich ernsthaft mit den Stärken und Schwächen unserer Hochschulstandorte auseinandergesetzt wird.“
SSW mahnt weitere Beratungen an
Und Jette Waldinger-Thiering (SSW) sagte: „Es ist von großer Bedeutung nicht nur für die Studierenden an unseren Hochschulen, sondern auch für das Land Schleswig-Holstein, dass genau die Förderung von Innovationen und Wertschöpfung gesteigert wird.“ Die Empfehlungen des Wissenschaftsrates sollten im Ausschuss gemeinsam mit den Hochschulen weiter vertiefend beraten werden.