Blick von der Elbe auf das infolge des Atomausstiegs am 31. Dezember 2021 abgeschaltete Atomkraftwerk Brokdorf.
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Foto: dpa, Markus Scholz
Angesichts einiger Stimmen aus den Reihen der CDU, die sich für eine Rückkehr zur Atomkraft ausgesprochen haben, fordert die SPD vom Landtag ein Bekenntnis zum Ausstieg. Zum Ende von Atomenergie und dem Atomausstieg sei alles aus Wissenschaft und auch Wirtschaft gesagt, eröffnete Oppositionsführerin Serpil Midyatli (SPD) die Debatte. Sie beklagte, dass Bildungsministerin Prien und CDU-Fraktionschef Koch das Thema Atomkraft für Schleswig-Holstein wieder ins Spiel gebracht hätten. „Warum sollen wir darüber noch sprechen? Das verunsichert. Wir wollen nicht zurück zu einer teureren und risikobehafteten Technologie. Wir wissen es in Schleswig-Holstein besser, wir sind Grundstandort für erneuerbare Energien, das sind unsere Stärken.“
Der Ablehnungs-Antrag der SPD-Fraktion in Sachen Atomkraft wurde schließlich abgelehnt. Die Koalition präsentierten dagegen ein eigenes Papier. CDU/Grüne sprechen sich darin ebenfalls für erneuerbare Energien aus, schreiben aber auch davon, eine „technologieoffen Forschung für die Energiesysteme der Zukunft“ betreiben zu wollen. Dieser Antrag soll im Umwelt- und Agrarausschuss beraten werden.
Grüne bekräftigt Atom-Ausstieg
Der 2011 beschlossene Ausstieg aus der Atomkraft dürfe keineswegs rückgängig gemacht werden, so die Grüne Ulrike Täck. „Alle Kraftwerke haben eines gemeinsam, sie produzieren die gefährlichsten Abfälle, die es auf der Welt gibt.“ Man solle nach vorne schauen, die Erneuerbaren böten viele Chancen. Die Atomdebatte lenke von den wirklichen Themen der Energiewende ab, so Sybilla Nietsch (SSW). „Man kann auf toten Pferden nicht reiten.“ Es brauche flexible Erzeugungsmöglichkeiten und Speichertechnologien zur Nutzung der Überschussproduktion, keine Atommeiler.
Seine Fraktion sei zwar „felsenfest“ davon überzeugt, einen Weg ohne „herkömmliche Atomkraft“ zu gehen und auf erneuerbare Energien zu setzen, betonte Andreas Hein (CDU). Wichtig sei jedoch „eine technologieoffene Forschung und Entwicklung ohne Scheuklappen“. Es gelte, dass die Erde so unbelastet wie möglich für künftige Generationen erhalten bleibe, so Hein. Der Ausbau der Erneuerbaren sei wichtig, sagte Oliver Kumbartzky (FDP), dennoch halte er auch den testweisen Bau eines Fusionskraftwerks in Deutschland für zustimmungswürdig. Grundlastfähige Kraftwerke fehlten noch, „es hat seinen Grund warum andere Länder in die Kernenergie investieren“.
Umweltminister: „Völlig unrealistische Diskussion“
Umweltminister Tobias Goldschmidt (Grüne) nannte die Debatte über eine Rückkehr zur Atomenergie „sehr theoretisch“ und eine „völlig unrealistische Diskussion“. Realistische Szenarien würden hingegen eine hundertprozentige Energieerzeugung durch Erneuerbare für 2035 prognostizieren.