429 Menschen haben sich im Jahr 2022 in Schleswig-Holstein das Leben genommen, 346 haben einen Suizidversuch überlebt. Das geht aus einem Bericht des Justizministeriums hervor, den der Landtag auf Anregung des SSW beantragt hat. Im langjährigen Vergleich sind die Zahlen im Lande rückläufig. So gab es 2021 gegenüber 1998 einen Rückgang bei den Selbsttötungen um 33 Prozent. Allerdings: Bei diesen Zahlen, die aus der Kriminalstatistik und vom Statistischen Bundesamt stammen, gibt es eine Dunkelziffer, weil nicht jeder Suizid erkannt und erfasst wird. Der Norden liegt im Vergleich der Bundesländer im Mittelfeld. Die geringste Selbstmordrate, gemessen an der Einwohnerzahl, hat Nordrhein-Westfalen, die höchsten Werte treten in Sachsen und Thüringen auf.
Das Durchschnittsalter der Menschen, die sich in Schleswig-Holstein das Leben nehmen, liegt laut Bericht bei 61,4 Jahren. „Nach dem aktuellen Stand der Forschung werden etwa drei Viertel aller vollendeten Suizide von Männern begangen“, heißt es in dem Papier. Bei Frauen und Mädchen gibt es jedoch eine auffallende Häufung in der Altersgruppe bis 21 Jahre. Grundsätzlich hätten mehr Frauen als Männer Suizidgedanken, aber bei Männern komme Suizid häufiger als Todesursache vor.
Lange Wartezeiten
Als Risikofaktoren für Suizidalität gelten „fehlendes Zugehörigkeitsgefühl bzw. eine mangelhafte Integration in Familien-, Berufs- oder Gesellschaftsstrukturen sowie das Gefühl, für andere eine Last zu sein“. Auch Depression, Suizidversuche in der Familiengeschichte, Drogenkonsum, finanzielle Sorgen und chronische Schmerzen spielen eine Rolle. Menschen, die allein leben, die verwitwet oder geschieden sind und die keine Kinder haben, weisen ein erhöhtes Risiko auf.
Betroffene finden im Lande laut dem Bericht zahlreiche Hilfsangebote. So gibt es 1.191 niedergelassene Psychotherapeuten, 24 vollstationäre Einrichtungen und rund 1.300 Behandlungsplätze in Tageskliniken. Zwar hat sich die Zahl der Psychotherapeuten im Lande in den vergangenen Jahren erhöht, aber die Wartezeit zwischen Erstgespräch und Therapiebeginn liegt dennoch im Schnitt bei 142 Tagen. Daneben gibt es die sozialpsychiatrischen Dienste der Kreise und kreisfreien Städte, Selbsthilfegruppen und Präventionsveranstaltungen an Schulen.
Und: „Ein weiterer wichtiger Weg zur Prävention von Suiziden und Suizidversuchen ist die Beschränkung von Zugangsmöglichkeiten zu typischen Suizidmethoden und verwendeten Mitteln. Hier sind z. B. die Zugangsbeschränkungen zu Schusswaffen, bauliche Maßnahmen an Bauwerken sowie die Verkleinerung von Packungsgrößen einzelner Risikomedikamente zu nennen.“
(Stand: 22. Januar 2024)