CDU-Bildungsministerin Karin Prien hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Michael August
Die Schülerzahlen steigen, zugleich gehen immer mehr Lehrkräfte aus den geburtenstarken Jahrgängen in den Ruhestand. Der Fachkräftemangel schlägt mittlerweile auch an den Schulen in Schleswig-Holstein voll durch. Vor diesem Hintergrund will die Landesregierung in diesem Jahr in drei Teilen ‒ im Februar, Juni und im Herbst – einen Handlungsplan zur Lehrkräftegewinnung mit unterschiedlichen Bausteinen ausarbeiten. CDU und Grüne hatten einen entsprechenden Antrag gestellt, der auch die Unterstützung bei der FDP fand.
Im Oktober 2022 waren laut Bildungsministerin Karin Prien (CDU) 70 Lehrerstellen im Land unbesetzt, allerdings nicht an allen Schulen, sondern „in konkreten Bereichen“, wie Prien betonte, ohne diese in der mehr als einstündigen Debatte zu nennen. Sie warb dafür, Studienabläufe zum Lehramt intensiver zu fördern. Zugleich unterstrich sie, umgesetzte Maßnahmen wie zum Beispiel eine Erhöhung der Besoldung für Grundschullehrkräfte, eine bessere Informatikausbildung oder mehr Plätze im Vorbereitungsdienst zeigten bereits Wirkung. Im Bundesgebiet stehe Schleswig-Holstein gut da.
SPD bezweifelt Zahlen
Martin Habersaat (SPD) konstatierte hingegen, die Ministerin nenne falsche Zahlen. In Schleswig-Holstein fehlten „tausende Lehrer“. „Wie wollen Sie zu großen Lösungen kommen, wenn Sie die Größe des Problems verleugnen?“, fragte Habersaat in Richtung Regierungskoalition. Dieser hielt er vor, nur „die Scherben wegzufegen, die Sie selbst angerichtet haben“
Man brauche eine „langfristige und vielschichtige Strategie gemeinsam mit allen anderen Bundesländern“ und keine Einzelmaßnahmen, forderte Martin Balasus (CDU). Stattdessen müssten Maßnahmen gefunden werden um die Studien-Abbrecherquote zu senken. Dafür sei unter anderem mehr Praxisbezug, eine bessere Anerkennung ausländischer Abschlüsse sowie eine intensivere Beratung für Studienfächer nötig. Ähnlich äußerte sich auch Malte Krüger (Grüne). Er verlangte zudem, mehr in die mentale Gesundheit der Lehrkräfte zu investieren und sie von mehr Organisation und Verwaltungsaufgaben zu entlasten.
FDP will Lehrer nach Leistung bezahlen
Mitberaten wurde ein Antrag der FDP. Die Liberalen forderten ein Konzept, um Lehrerinnen und Lehrer stärker nach Leistung zu bezahlen. Fraktionschef Christopher Vogt erklärte, in vielen anderen Berufen sei es schon normal, dass „außergewöhnliche Leistungen auch besonders honoriert werden“. Wie die CDU lehnte auch Jette Waldinger-Thiering (SSW) das ab und warnte davor, „zwei verschiedene Kategorien von Kindern und Lernständen“ zu schaffen. Lehrer bräuchten vielmehr eine Entlastung für das, was sie abseits vom Unterricht machten. Und: Das Ministerium brauche „endlich Mal Zeit zum Arbeiten“, so die SSW-Bildungsexpertin. Jeden Monat eine neue Debatte zum Thema helfe nicht.
Der Antrag der Liberalen wurde gemeinsam mit einem Alternativantrag von CDU und Grünen zur weiteren Beratung an den Bildungsausschuss überwiesen. Die Regierungskoalition bittet die Landesregierung zu prüfen, welche Maßnahmen zur Entlastung von Lehrkräften und zur Verbesserung der Arbeitsbedingungen in der Schule möglich und sinnvoll sind. Dabei soll auch der Ausbau von Fortbildungsmöglichkeiten und das Fördern einer systematischen Personalentwicklung an Schulen berücksichtigt werden.