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26. Januar 2023 – Januar-Plenum

LNG-Debatte heizt den Landtag auf

Deutschland setzt beim Ersatz ausbleibender russischer Gaslieferungen auf per Schiff geliefertes LNG. In Brunsbüttel steht ein Import-Terminal kurz vor der Inbetriebnahme. Die Landesregierung berichtet.

Der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
Der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
© Foto: Michael August

Wenige Tage nach der Ankunft des Spezialschiffs „Höegh Gannet“ in Brunsbüttel haben die Parlamentarier über die umstrittene LNG-Technologie debattiert. Die Landesregierung sieht in dem schnellen Genehmigungsverfahren keine „Blaupause“ für andere Projekte. Dennoch zeigte sich die Landespolitik einig: Die Geschwindigkeit, mit der das nunmehr dritte schwimmende LNG-Terminal in Deutschland in Brunsbüttel genehmigt und umgesetzt wurde, sei beeindruckend.

Schon Ende des Jahres soll das Spezialschiff „Höegh Gannet“, das derzeit in den bestehenden Hafenbetrieb der Elbstadt integriert wird, acht bis zehn Prozent der deutschen Gasversorgung sicherstellen, erklärte Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) in einem von CDU und Grünen geforderten mündlichen Bericht. In der Debatte gab es aber Differenzen, wie lange diese Technologie vorhalten soll. Zudem wurden Forderungen laut, das Genehmigungs-Tempo auch beim Ausbau von Erneuerbaren Energien vorzulegen. 

Minister gegen „materiellen Kahlschlag“

Goldschmidt betonte, für ihn als grüner Umwelt- und Energiewendeminister sei der Anblick des „fossilen Dinosauriers eine bittere Pille“. Er zeige bildhaft das „Versagen der deutschen Energieversorgung der vergangenen Jahre“. LNG leiste aber „einen unverzichtbaren Beitrag für die Energieversorgung“ in diesem und im kommenden Jahr und führe zu einer sicheren Energieversorgung insbesondere im Norden, erklärte er.

Vier Punkte nannte der Minister, die die schnelle Umsetzung ermöglicht hätten. Da sei zum einen der vorhandene rechtliche Rahmen durch das LNG-Beschleunigungsgesetz des Bundes. Zudem habe „ein gemeinsamer politischer Wille“ geherrscht. Und: Es seien Prioritäten gesetzt worden. „Das war richtig, sollten wir aber nicht zu häufig anwenden“, erklärte Goldschmidt. Er lobte zudem die Bereitschaft seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter „extra Meilen zu gehen und Überstunden zu machen“. Dennoch tauge das Projekt „nicht zur Blaupause“. So wehre er sich klar gegen einen grundsätzlichen „materiellen Kahlschlag in Umwelt- oder Beteiligungsrechten“, unterstrich der Minister.

Opposition: LNG ist „Brückentechnologie“

Aus den Reihen von CDU und FDP kamen andere Töne. „Wir brauchen grundsätzlich eine andere Infrastrukturgeschwindigkeit, die mit der Entwicklung Schritt hält“, forderte Lukas Kilian (CDU). Nur durch eine Beschleunigung könne man das selbstgesteckte Ziel eines klimaneutralen Industrielands erreichen. Die FDP warnte davor, gute und schlechte Infrastrukturprojekte zu unterscheiden. LNG sei zwar umweltschädlicher als Gas aus der Pipeline, räumte Oliver Kumbartzky (FDP) ein, „aber es wird durch den Angriffskrieg Russlands unbedingt benötigt“. 

Für Grüne, SPD und SSW ist LNG lediglich „Brückentechnologie“. Flüssiggas dürfe nur bis „zur Ablösung durch Erneuerbare Energien“ angewendet werden, forderte Marc Timmer (SPD): „Andere Energieträger müssen die Erneuerbaren komplettieren. Nicht umgekehrt“, sagte er. Ähnlich äußerte sich Sybilla Nitsch vom SSW. LNG-Gas aus Katar oder Fracking-Gas aus den USA dürften nur eine Übergangslösung bleiben. Ebenso wie das LNG-Terminal. „Wenn wir hier für viel Geld ein festes Terminal errichten, zementieren wir fossile Abhängigkeiten, das 1,5 Grad Ziel wird dann unerreichbar“, mahnte sie. Und Ulrike Täck (Grüne) unterstrich, man dürfe Umwelt- und Beteiligungsrechte nicht „kompromittieren“.

In Kürze steht in Brunsbüttel die Eröffnung des dritten Terminals für verflüssigtes Erdgas (LNG) an. Am Freitag bereits traf an der Elbe mit der „Höegh Gannet“ das nunmehr dritte schwimmende LNG-Terminal in Deutschland ein. Es wird in den kommenden Wochen betriebsbereit gemacht. Im niedersächsischen Wilhelmshaven an der Nordsee sowie in Lubmin in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee sind bereits zwei Terminals betriebsbereit. Jetzt fordern CDU und Grüne in dieser Tagung einen mündlichen Regierungsbericht „über die Schaffung einer LNG-Importinfrastruktur zur Nutzung einer sogenannten Floating Storage and Regasification Unit (FSRU) für die Gaseinspeisung in Brunsbüttel“.

Es soll nach dem Willen der Koalition auch dargestellt werden, welche Rückschlüsse auch für andere Vorhaben aus diesem Projekt gezogen werden können. Die Landesregierung hat bereits verlauten lassen, sie sehe in den schnellen Errichtungen der LNG-Terminals „ein Musterbeispiel, wie Planungs- und Genehmigungsbeschleunigung aussehen kann“. Dies sagte CDU-Ministerpräsident Daniel Günther. „Wir haben das schwimmende LNG-Terminal in einer Geschwindigkeit auf den Weg gebracht, die sich vorher kaum jemand hätte vorstellen können.“ Dazu gehörten auch der Leitungsanschluss an das Gasnetz und die Genehmigung für den Bau einer größeren, 55 Kilometer langen Anbindungsleitung nach Hetlingen (Kreis Pinneberg). Diese soll bis Ende 2023 fertig sein.

In Brunsbüttel sollen zunächst mit Hilfe des Spezialschiffs „Höegh Gannet“ 3,5 Milliarden Kubikmeter Gas in das Netz eingespeist werden und ab Fertigstellung der langen Anbindungsleitung 7,5 Milliarden. Ein stationäres Terminal, das auf eine Kapazität von zehn Milliarden Kubikmetern im Jahr kommen soll, soll 2026 fertig sein.

(Stand: 23. Januar 2023)

Vorherige Debatte zum Thema:
April 2022 (19. WP)

Berichtsantrag

Mündlicher Bericht zur Einrichtung der LNG-Importinfrastruktur in Brunsbüttel
Antrag der Fraktionen von CDU und B´90/Die Grünen ‒ Drucksache 20/571