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14. Dezember 2023 – Dezember-Plenum

Kitas im Fokus: Mehr Plätze und weniger Schließungen gefordert

Personalmangel, zu wenig Geld, in Schleswig-Holstein fehlen mehr als 15.000 Kita-Plätze. Eine aktuelle Studie besagt zudem, dass die meisten Kinder nicht kindgerecht betreut werden können. Der Landtag fordert eine Stellungnahme und Konsequenzen von der Regierung – die setzt auf schnellere Reformen.

Aminata Touré
Aminata Touré
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Geldnot, Personalmangel, lange Wartelisten, drohende Schließungen – Schleswig-Holsteins Kindertagesstätten schlagen Alarm, und eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung spricht von rund 15.000 fehlenden Plätzen im Lande. Die Opposition forderte vor diesem Hintergrund die Landesregierung zum Handeln auf und attackierte die zuständige Sozialministerin. Die Koalition setzt auf eine Fachkräfteinitiative und will die Reform der Kita-Finanzierung um ein Jahr vorziehen.

„Alles steht und fällt mit den Fachkräften“ sagte Sozialministerin Aminata Touré (Grüne). Sie verwies darauf, dass das Kita-Personal im Lande seit 2011 um 75 Prozent angewachsen sei. Weitere Entlastung soll die „Fachkräfte-stärken-Strategie“ des Landes bringen. Die Betreuungslücke soll demnach auch mit Quereinsteigern, freiwilligen „Helfenden Händen“, Weiterbildung der Mitarbeiter und der Integration ausländischer Fachkräfte geschlossen werden. „Die schlechteste Kita ist eine geschlossene Kita“, so Touré.

Verunsicherung bei Trägern, Eltern und Kommunen

 

Christian Dirschauer
Christian Dirschauer
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Heiner Garg (FDP) warf der Ministerin vor, dem Kita-Bereich keine Priorität zu geben und mehr „Elan bei anderen Themen“ an den Tag zu legen. Das Ergebnis sei Verunsicherung bei Trägern, Eltern und Kommunen. „Es ist Ihre persönliche Aufgabe, dass die Weiterentwicklung der Kita-Reform ganz oben auf der Agenda steht“, forderte Garg. „Wir haben eine echte Kita-Krise“, so Serpil Midyatli (SPD). Zwar investiere das Land 700 Millionen Euro pro Jahr, „aber es kommt nicht darauf an, was man reinsteckt, sondern darauf, was hinten rauskommt, und das ist Mist.“ Midyatlis Appell: „Schaffen Sie endlich verlässliche Strukturen für die Kinder, für die Familien im Land!“ Christian Dirschauer (SSW) hatte den „Eindruck, dass der Koalition die Dinge langsam entgleiten“. Schwarz-Grün gebe bei dieser Frage „ein recht chaotisches Bild“ ab.

Katja Rathje-Hoffmann
Katja Rathje-Hoffmann
© Foto: Landtag, Sönke Ehlers

Ein Anlass für die Oppositionskritik: CDU und Grüne hatten die Reform der Kita-Finanzierung zunächst für Anfang 2026 geplant, nach massiven Protesten aus Kommunen und Sozialverbänden aber auf 2025 vorgezogen. Der Zeitplan der Ministerin sei „krachend durchgefallen“, so FDP-Mann Garg. Es habe „große Meinungsverschiedenheiten zwischen dem Gesetzgeber und den wichtigsten Akteuren“ gegeben, stellte Katja Rathje-Hoffmann (CDU) fest. Deswegen werde es nun schneller gehen, und zudem erhöhe das Land seine Zuschüsse zu den Kita-Sachkosten um 2,5 Prozent. „Die Fachkräfte, die uns heute fehlen, die hätten vor drei, fünf, oder zehn Jahren ausgebildet werden müssen“, betonte Catharina Nies (Grüne): „In den letzten zehn Jahren waren alle mal in der Regierung, die Verantwortung teilen wir uns.“

Der neue Zeitplan der Kita-Finanzierung wurde gegen die Stimmen der SPD beschlossen, ein SPD-Antrag wurde mehrheitlich abgelehnt und ein Alternativantrag der Koalition mehrheitlich angenommen.

Vorherige Debatte zum Thema:
März 2023 (Newsticker, 24.03./13:00)

Kinder stehen im Umkleideraum eines Kindergartens.
Kinder stehen im Umkleideraum eines Kindergartens.
© Foto: dpa, Carsten Rehder

Mehr als 15.000 KiTa-Plätze fehlen in Schleswig-Holstein, eingeschränkte Betreuungszeiten sowie Gruppen- oder ganze Kitaschließungen sind nicht die Ausnahme, sondern die Regel. Gründe sind fehlendes Personal und mangelnde Finanzierung. Zwar werden neue Einrichtungen gebaut, doch laut einer Untersuchung der Bertelsmann Stiftung kann der Betreuungsbedarf frühestens 2030 gedeckt werden. Der Bericht „Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme“ der Stiftung stellt außerdem fest, dass 53 Prozent der KiTa-Kinder in Schleswig-Holstein nicht mit einem kindgerechten Personalschlüssel betreut werden können.

Vor diesem Hintergrund fordert die FDP-Fraktion von der Landesregierung eine Stellungnahme zur Studie sowie eine Erläuterung, welche Konsequenzen die Koalition aus den Ergebnissen zu ziehen gedenkt. Insbesondere geht es um ein Programm zur Schaffung neuer KiTa-Plätze und um die entsprechende Finanzierung. Ein ähnlich lautender Antrag der SPD-Fraktion fordert zudem dazu auf, ganz konkret drohende KiTa-Schließungen im kommenden Jahr zu verhindern und die steigenden Kosten von Betreuungseinrichtungen zu refinanzieren – bei einer Nichterhöhung der Elternbeiträge. Fachkräftegewinnung müsse oberste Priorität haben, PiA-Stellen (PiA: praxisintegrierte Ausbildung) sollen gefördert und die Ausbildung von Erzieherinnen und Erziehern gestärkt werden.

Kinder stehen im Umkleideraum eines Kindergartens.
Kinder stehen im Umkleideraum eines Kindergartens.
© Foto: dpa, Carsten Rehder

Beschlussempfehlung Sozialausschuss
Drucksache 20/1727

Antrag der FDP
Drucksache 20/1691

Antrag der SPD
Drucksache 20/1711