Blick auf Packungen des Medikaments Remdesivir
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Foto: dpa, Dirk Waem
Die Sicherung der Versorgung mit Medikamenten und die Unterstützung der Apotheken sind Thema des gemeinsamen Antrags von FDP und SSW sowie auch des Alternativ-Antrags der schwarz-grünen Regierungs-Koalition. Überwiegende Einigkeit herrscht bei der Benennung der Probleme in einer sehr harmonischen Aussprache zum Thema. Es seien zwei deckungsgleiche Anträge mit dem gleichen Ziel, sagte Heiner Garg (FDP) und plädierte gleich zu Beginn darauf, beide Anträge in den Sozialausschuss zu überweisen, „um etwas Vernünftiges daraus zu machen“. Die Apotheken leisteten einen unmittelbaren Beitrag zur medizinischen Versorgung. „Wir müssen diese Versorgungssicherheit mit lebens- und überlebenswichtigen Medikamenten sichern.“
Präsenzapotheke leisteten einen unschätzbaren Beitrag, hätten etwa in der Pandemie auch geimpft und würden bei Medikamenten-Engpässen mit dem behandelnden Arzt über Alternativen für den Patienten sprechen. „Das macht eine Online-Apotheke nicht“, so Garg.
270 Arzneimittel an einem Tag nicht lieferbar
Von „tief berührenden Erfahrungen“ während eines eintägigen Praktikums in einer Apotheke sprach Hauke Hansen (CDU) „Allein an meinem Praktikumstag waren 270 Arzneimittel nicht lieferbar, ein Teil davon schon über Monate. Für ein Industrieland wie Deutschland ist das ziemlich erschreckend.“ Mit Glück bekomme man ein wirkungsgleiches Medikament, „aber wenn Sie Pech haben, dann müssen Sie mit einem anderen Wirkstoff vorlieb nehmen oder Sie gehen mit leeren Händen nach Hause.“ Der aktuelle Zustand sei nicht hinnehmbar.
Als Rückgrat der Gesundheitsversorgung bezeichnete Jasper Balke (Grüne) die Apotheken und Arztpraxen. „Doch diese Verlässlichkeit ist nicht mehr gänzlich gegeben, der ambulante Bereich unseres Gesundheitssystems bröckelt.“ Das Problem sei allerdings hausgemacht. Seit Jahrzehnten sei die Arzneimittelversorgung in Deutschland geschwächt worden, nicht zuletzt durch die politische Entscheidung die Ausgaben der gesetzlichen Krankenversicherungen über Rabattverträge und Festbeträge zu begrenzen. „Diese Sparpolitik muss beendet werden.“
Problem Geschäftsübernahme
Das Problem der Nachfolge thematisierte Birte Pauls (SPD). Es werde immer schwieriger Apotheker zu finden, die eine Apotheke übernehmen, da die Preissteigerungen in allen Bereichen das Einkommen minimierten und der Bürokratie-Aufwand zunehme. „Immer mehr Jüngere gehen nach dem Studium in ein Angestelltenverhältnis, nicht nur in der Apotheke, sondern auch in die Wissenschaft, in die Pharmaindustrie oder in Versandapotheken.“ Für den SSW forderte Christian Dirschauer pharmazeutische Unternehmen anzusiedeln oder deren Produktion vor Ort zu halten. „Damit werden hochqualifizierte Arbeitsplätze gesichert und die Gesundheit der Bürger geschützt.“
Die Situation sei angespannt, die Dichte der Apotheken gehe zurück, vor fünf Jahren seien es in Schleswig-Holstein noch 650 gewesen, zum Jahresende noch unter 590, erklärte Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU). Die Rahmenbedingungen würden auf Bundesebene gesetzt und teilweise auf europäischer Ebene. Schleswig-Holstein habe sich immer auf Bundesebene eingebracht. Auch nach Übernahme des Vorsitzes der Gesundheitsministerkonferenz (GMK) im Januar wolle man sich für Verbesserungen stark machen. Auf Landesebene setzt sie auf bessere Ausbildungsbedingungen, um die Fachkräftesituation in Apotheken zu entspannen.
Die beiden vorliegenden Anträge wurden an den Sozialausschuss überwiesen.