Die Grünen-Sozialministerin Aminata Touré hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Bis zum Jahresende werden Land und Kommunen voraussichtlich weitere 5.300 Flüchtlinge unterbringen müssen. Das hat Integrationsministerin Aminata Touré (Grüne) vor dem Landtag dargelegt. Schleswig-Holstein habe in diesem Jahr bereits rund 6.600 Asylsuchende aufgenommen, so die Ministerin, dazu kämen die Schutzsuchenden aus der Ukraine, seit Kriegsausbruch rund 35.000 Menschen.
Touré verwies auf den Migrationsgipfel von Land und Kommunen wenige Tage vor der Plenardebatte, der „pragmatische und nachhaltige Lösungen“ gebracht habe. Aus der Opposition kam scharfe Kritik: Die Ministerin habe auf die krisenhafte Situation zu spät reagiert, und die Landesregierung habe keinen langfristigen Plan.
Über Weihnachten und Neujahr keine Verteilung
Als Konsequenz aus dem Gipfeltreffen will das Land die Kapazität seiner Unterkünfte auf rund 10.000 erhöhen. In Kiel, Neumünster und Glückstadt sollen demnach weitere Erstaufnahmeeinrichtungen entstehen. Die Ankündigungsfrist für die Verteilung der Flüchtlinge auf die Kreise soll wieder von drei auf vier Wochen verlängert werden. Zudem sollen Flüchtlinge mit schlechter Bleibeperspektive nicht mehr auf die Kreise aufgeteilt werden. Über Weihnachten und Neujahr soll es keine Verteilung von Flüchtlingen an Kreise und Städte geben.
Die Einigung zwischen Land und Kommunen habe die „Handlungsfähigkeit des Staates“ bewiesen, so Touré. Dennoch seien angesichts der angespannten Lage in vielen Teilen der Welt weitere Schutzsuchende zu erwarten. „Wir wissen nicht, was auf uns zukommt“, gestand die Ministerin: „Lassen Sie uns nicht vermeintlich einfache Antworten auf komplexe Fragen bieten.“
FDP vermisst Rückführungsmanagement
Der FDP-Abgeordnete Bernd Buchholz hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
„Die Aufstockung war überfällig und bitter nötig“, so Bernd Buchholz (FDP), hätte aber „viel früher erfolgen müssen“. In der aktuellen Situation könne man „nur hoffen, dass wir mit dieser Maßnahme über den Winter kommen“. Buchholz forderte, Planungen für das kommende Frühjahr aufzunehmen und schon jetzt „Standorte für 5.000 weiter Plätze“ zu suchen, statt, „wie Sie, immer der Entwicklung hinterherzulaufen“. Zudem machte sich der Liberale für eine schnellere Rückführung abgelehnter Asylbewerber stark: „Sie haben kein Rückführungsmanagement, Sie setzen nur auf freiwillige Ausreise“, warf er der Ministerin vor.
Die SPD-Abgeordnete Serpil Midyatli hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
„Die Atempause wird maximal bis zum Jahresende halten“, sagte auch Serpil Midyatli (SPD). Die Landesregierung habe „kein langfristiges Konzept und keine Weitsicht in ihren Planzungen“. Midyatli griff Ministerin Touré direkt an: „Eine verantwortungsvolle Ministerin würde die Anzahl der Landesunterkunftsplätze auf 15.000 erhöhen und hätte Personen ohne Bleibeperspektive gar nicht erst an die Kommunen weitergegeben.“
Auch Lars Harms (SSW) befürchtete: „10.000 Plätze sind nicht das Ende der Fahnenstange.“ Harms erinnerte an den Flüchtlingszustrom des Jahres 2015: „Wir müssen kurzfristig alles mobilmachen, was geht.“ Auch jetzt müsse das Land Container anschaffen, um die Situation zu entschärfen, „denn nichts ist schlimmer, als die Menschen wieder in Turnhallen oder in Zelten unterzubringen“.
CDU für„konsequente und unverzügliche Rückführung“
Die CDU-Abgeordnete Seyran Papo hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Seyran Papo (CDU) erinnerte an die Erfolge rechtspopulistischer Parteien bei den jüngsten Landtagswahlen in Bayern und Hessen. Die Flüchtlingsfrage bewege die Menschen, deswegen müsse die Politik das Signal aussenden, „dass wir dem Thema mit einer großen Ernsthaftigkeit begegnen und die Augen vor Problemen nicht verschließen“. Sie forderte die „konsequente und unverzügliche Rückführung von Personen, die nicht in Deutschland bleiben können“.
Die Grünen-Abgeordnete Catharina Nies hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Geschlossenheit“, stellte Catharina Nies (Grüne) fest, „und wir bieten konkrete Lösungen für die Probleme vor Ort.“ Sie lobte die jüngsten Initiativen auf Bundesebene, Flüchtlingen schneller eine Arbeitserlaubnis zu erteilen. Dies würde das Sozialsystem und die kommunalen Unterkünfte entlasten, so Nies: „Das ist der Knoten, der endlich gelöst werden muss.“
Ein FDP-Antrag wurde schließlich abgelehnt, ein CDU/Grünen-Antrag mit Unterstützung des SSW angenommen.