Die Grünen-Abgeordnete Nelly Waldeck hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Das Deutschland-Ticket ist ein Erfolgsmodell - aber es steht auf der Kippe, weil der Bund kein zusätzliches Geld ausgeben will. Der Landtag hat deswegen einstimmig an Berlin appelliert, die „Blockadehaltung“ aufzugeben und den Bestand des deutschlandweiten Nahverkehrstickets für 49 Euro auch in den kommenden Jahren abzusichern. Das Ticket sei die bisher „tiefgreifendste und umfassendste Reform im ÖPNV“, so Lukas Kilian (CDU), der die Debatte gemeinsam mit den Grünen angestoßen hatte. Wenn der Bund sich nun aber von seinen finanziellen Zusagen verabschiede, „dann wird die Geschichte des Deutschland-Tickets sehr kurz sein.“
Die Abo-Fahrkarte ist seit dem 1. Mai am Start. Bund und Länder haben vereinbart, bis 2025 jeweils 1,5 Milliarden Euro jährlich für das Projekt auszugeben. Die Kosten werden jedoch absehbar steigen. Denn den Verkehrsunternehmen beschert das Billig-Angebot Einnahmeverluste, die der Staat ausgleicht. Hinzu kommen Inflation und hohe Energiepreise. Die 16 Länder sind bereit, sich stärker finanziell zu engagieren, der Bund will seinen Beitrag jedoch laut Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) bei 1,5 Milliarden Euro deckeln.
Kommende Woche Treffen der Verkehrsminister
SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Auch Nelly Waldeck (Grüne) kritisierte den Bund: „Die Verlierer dieser Art, Politik zu machen, sind die vielen Menschen, die sich in den letzten vier Monaten entschieden haben, den ÖPNV zu nutzen.“ Deutschlandweit gibt es aktuell elf Millionen Ticket-Nutzer, davon 230.000 in Schleswig-Holstein. Thomas Losse-Müller (SPD) rechnete mit einem Mehrbedarf von einer Milliarde Euro pro Jahr. Berlin solle seinen Beitrag leisten, „weil das Deutschland-Ticket ein zentraler Baustein für die bundesweite Mobilitätswende ist.“
Auch Bernd Buchholz (FDP) schloss sich dem Appell an: „Die hälftige Finanzierung durch den Bund muss gewährleistet sein.“ Dies sei „fair“, zumal der Anstoß zu dem Ticket vom Bund ausgegangen sei. Sybilla Nitsch (SSW) warnte davor, das benötigte Geld durch höhere Preise einzunehmen. Dies wäre „das falsche Signal“, zumal sich viele Menschen auch die 49 Euro nicht leisten könnten. Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (CDU) stellte fest: „Die Menschen wollen den ÖPNV nutzen, sie wollen einen Beitrag zur Verkehrswende leisten.“
Im August seien mit dem Deutschlandticket im Norden mehr als 230 000 Menschen unterwegs gewesen, sagte Madsen. „Also ungefähr jeder zwölfte Schleswig-Holsteiner ist im Besitz eines Deutschlandtickets.“ Vier von fünf hätten das Handyticket genutzt. Bundesweit treffe das nur auf die Hälfte zu.
Auf einer Sondersitzung der Verkehrsminister in der Woche nach der Plenarsitzung wollen die Länder ihre gemeinsame Position bekräftigen.