Aufgrund des im Frühjahr den Kommunen zugesagten Bürgschaftsrahmen für die Unterstützung von Investitionen in klimaneutrale, kommunale Wärmenetze muss die Landesregierung ihren Haushalt anpassen. In einem vorgelegten Entwurf eines Nachtragshaushalts wird der Bürgschaftsrahmen auf zwei Milliarden Euro beziffert. Die beabsichtigte Aufstockung des Haushalts ist bereits dem Finanzausschuss vorgelegt worden, bei Gegenstimmen der FDP grünes Licht signalisiert hat. Damit kann der Gesetzentwurf in dieser September-Tagung bereits beschlossen werden.
Die beim Wärmegipfel vom vergangenen Mai in Aussicht gestellte Bürgschaft soll „den Neubau von Wärmenetzen sowie die Erweiterung und den Umbau bestehender Wärmenetze ermöglichen beziehungsweise erleichtern und damit die Energiewende im Wärmebereich voranbringen“, heißt es in dem Gesetzentwurf. Sie kann von Kommunen, kommunalen Versorgern, kommunalen Unternehmen und weiteren Trägern in Anspruch genommen werden. Das Land hat dabei ein Ausfallrisiko von ein bis zwei Prozent einkalkuliert. Für den Haushalt 2023 sei von keiner Belastung auszugehen. Die Landesrechnung rechnet eigenen Angaben zufolge mit ersten Inanspruchnahmen der Landesbürgschaft nicht vor dem Jahr 2026.
137 Millionen für Unternehmensansiedlung?
Kontrovers ist das Meinungsbild zu der Absicht von CDU, Grünen und SPD, bis zu 137 Millionen Euro an Landesmitteln für eine von Northvolt geplante Batteriefabrik in Dithmarschen bereitzustellen. Das Geld wollen die drei Fraktionen aus dem Ukraine-Notkredit des Landes nehmen. Zuvor hatte Schwarz-Grün im Haushalt lediglich einen Landesteil in Höhe von 50 Millionen Euro vorgesehen.
Northvolt plant bei der Stadt Heide den Bau einer Batteriefabrik für Elektroautos. Die Pläne sehen vor, 4,5 Milliarden Euro zu investieren, 3000 Arbeitsplätze zu schaffen und jährlich Batterien für eine Million Elektroautos zu produzieren. Angesichts geplanter Subventionen von Bund und Land muss die EU aber vorher erst noch grünes Licht geben. Wenn alles nach Plan läuft, will Northvolt schon ab 2026 Batterien liefern. Es wäre das größte Industrievorhaben in Schleswig-Holstein seit Jahrzehnten.
Verfassungsrechtliche Bedenken bei FDP und SSW
CDU, Grüne, SPD und SSW hatten den Notkredit im November vergangenen Jahres auf maximal 1,4 Milliarden Euro erhöht. Neben den 137 Millionen Euro für Northvolt wollen CDU, Grüne und SPD weitere rund 40 Millionen Euro aus dem Notkredit nehmen. Fünf Millionen Euro sind für Vorbereitungen der Wärmewende geplant, eine Million für eine Beteiligung des Landes an einer noch zu gründenden Entwicklungsgesellschaft im Zusammenhang mit der Northvolt-Ansiedlung. 23,5 Millionen Euro sind für Vertretungs- und Aushilfslehrkräfte zur Integration ukrainischer Kinder im Unterricht geplant und 10,4 Millionen für Cybersicherheit.
FDP und SSW haben die geplante Umwidmung eines Teils des Ukraine-Notkredits bereits scharf kritisiert. Die beiden Oppositionsfraktionen halten die Mittelverwendung für die Northvolt-Ansiedlung nicht für eine Notlage und sehen auch keinen direkten Zusammenhang mit dem russischen Angriff auf die Ukraine. Dies sei nicht mit der Landesverfassung vereinbar, ließen FDP und SSW wissen.
(Stand: 18. September 2023)
Vorherige Debatten zum Thema:
März 2023 (Haushalt 2023)
März 2023 (Sondervermögen Klimaschutz / News-Meldung, 22.03., 10:45)
Dezember 2022 Nachtrag Notkredit / 14.12., 13:05)
Juni 2023 (Notkredit - ohne Meldung in plenum-online)
November 2022 (Notkredit)