CDU-Ministerpräsident Daniel Günther hält eine Rede im vollbesetzten Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Die Bilanz nach einem Jahr Schwarz-Grün fällt im Landtag erwartungsgemäß sehr unterschiedlich aus. Während CDU und Grüne sich selbst ein gutes Zeugnis ausstellten, machte die Opposition massive Defizite aus. Was in der zweistündigen, emotionalen Debatte auch deutlich wurde: Angesichts sinkender Steuereinnahmen dürfte die kommende Zeit deutlich schwieriger werden als die vergangenen zwölf Monate. Und: Der Haushaltsentwurf für 2024 wird erst im Dezember vorgelegt.
CDU-Ministerpräsident Daniel Günther hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Es sei ein „Regieren in herausfordernden Zeiten“ gewesen, sagte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) mit Blick auf Corona-Pandemie und Ukraine-Krieg. Aber: „Es kann sich nach einem Jahr sehen lassen, was wir schon alles auf den Weg gebracht haben.“ Günther verwies auf Umfragen, die seiner Regierung eine Zustimmung von 65 Prozent bescheinigten. In Zukunft werde sich die Koalition „auf die wesentlichen Punkte konzentrieren“. Dies seien der Fachkräftemangel, der Wohnungsbau, die Stärkung der Krankenhäuser sowie Bildung, innere Sicherheit und der Ausbau der Windkraft. „Die Bürger können sich darauf verlassen, dass sie bei dieser Landesregierung in guten Händen sind.“
Günther: Bekommen Deckungslücke in den Griff
Der Regierungschef kündigte an, den Haushaltsentwurf für 2024 erst im Dezember in den Landtag einzubringen und im März zu beschließen. Das Kabinett wolle zunächst die November-Steuerschätzung abwarten: „Wir werden unter Beweis stellen, wie wir die Lücke von 450 Millionen in den Griff bekommen.“ Diese Summe wird dem Land laut der Mai-Schätzung künftig in jedem Jahr fehlen.
Oppositionsführer Thomas Losse-Müller (SPD) attestierte der Koalition, eine „beeindruckende Liste von Kleckerkram“ auf den Weg gebracht zu haben, aber an den großen Problemen zu scheitern. So fehlten im Lande 18.000 Kita-Plätze, 300 Stellen in der Finanzverwaltung seien nicht besetzt, und es gebe zu wenige Sozialwohnungen. Schwarz-Grün habe zudem „keinen Plan in der Klimapolitik“, und in Bildungsvergleichen rutsche Schleswig-Holstein immer weiter ab. „Schwarz-Grün ist die Farbkombination des Steckenbleibens im Schlamm“, so Losse-Müller. Er forderte mehr Geld für Schulen, Krankenhäuser, Digitalisierung, Bus und Bahn, Wärmenetze und die Ladeinfrastruktur für E-Autos.
SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Harms: „Kein Anpacken, sondern reines Rumschnacken“
Der FDP-Abgeordnete Christopher Vogt hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Christopher Vogt (FDP) attestierte der Koalition eine „bemerkenswert schwache Bilanz“ Schwarz-Grün sei „eine große Koalition der inneren Gegensätze“, die nur kleine Formelkompromisse mache. Es mangele an gemeinsamen Gestaltungswillen. Dies zeige sich etwa in der Flüchtlingspolitik, beim Haushalt, bei den „ideologische Debatten“ in der Verkehrspolitik, den „Großbaustellen“ in der Bildung oder bei dem von den Grünen vorangetriebenen Nationalpark Ostsee: „Wo ist da eigentlich die CDU?“ Vogt rief die Koalition auf, „nicht weiter nebeneinander her zu regieren, sonst drohen Schleswig-Holstein fünf verlorenen Jahre“.
„Ein Jahr Schwarz-Grün bedeutet für die Menschen da draußen, dass für sie alles schwieriger geworden ist“, bilanzierte Lars Harms (SSW). Der Wohnungsbau stocke, die Infrastruktur verfalle, aber die Regierung, praktiziere „kein Anpacken, sondern reines Rumschnacken“. Harms warf der Landesregierung zudem vor, ihre Stimme habe in Berlin kein Gewicht: Nicht ein einziges Projekt aus Schleswig-Holstein befinde sich auf der Planungsbeschleunigungsliste des Bundes: „keine Seeverbindung, keine Luftverbindung, keine Straßenverbindung und auch keine Schienenverbindung“.
Grüne: „Eines der schwierigsten Haushaltsjahre liegt vor uns“
Der CDU-Abgeordnete Tobias Koch hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Demgegenüber ordnete CDU-Fraktionschef Tobias Koch den Norden durchgehend in der Spitzengruppe ein. Schleswig-Holstein sei „Windkraftland Nummer eins“ und liege auch beim Ausbau von Photovoltaik und Glasfasernetzen sowie beim Tourismus ganz vorne. Die geplante Ansiedlung einer Batteriefabrik des schwedischen Konzerns Northvolt bei Heide werde ein „entscheidender Durchbruch hin zum klimaneutralen Industrieland“ werden. Weitere Ansiedlungen „mit zigtausenden Arbeitsplätzen“ würden folgen, so Koch. Zwar gebe es auch Themen, bei denen CDU und Grüne unterschiedlicher Auffassung seien, aber es gelingt stets, gemeinsame Positionen zu formulieren, „weil Schwarz-Grün vertrauensvoll und verlässlich zusammenarbeitet“.
„Wir haben in den ersten zwölf Monaten sehr viel gemacht“, blickte Lasse Petersdotter (Grüne) auf die Beitragsermäßigung in den Kitas, das geplante Wohnraumschutzgesetz und die „Mobilitätswende“ inklusive Radwegeausbau. Beim Haushalt sei die Lage aber „dramatisch“, so Petersdotter. Das Geld werde künftig nicht ausreichen „für all das, was wir uns für das zweite schwarz-grüne Regierungsjahr vorgenommen haben“. Ähnliche Investitionen wie im laufenden Jahr seien nicht mehr möglich. „Eines der schwierigsten Haushaltsjahre liegt vor uns“, mahnte Petersdotter.
Der Grünen-Abgeordnete Lasse Petersdotter hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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