Blick in die Ausstellung: Zwei Besucher blicken auf eine Schautafel.
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Foto: Landtag, Yvonne Windel
Erneuter Einsatz für Dänen, Friesen, Sinti und Roma sowie Platt-Schnacker: Die vielschichtige Kulturlandschaft Schleswig-Holsteins und des deutsch-dänischen Grenzgebietes soll an den Schulen eine größere Rolle spielen. Das regt der Landtag in großer Übereinstimmung an. Ein entsprechendes Konzept, das Unterrichtsmaterial und die Lehrerfortbildung beinhaltet, soll Mitte 2024 vorliegen. Und: Schutz und Förderung der autochthonen, also seit Jahrhunderten im Lande ansässigen Minderheiten soll nach Willen des Landtages im Grundgesetz verankert werden.
„Wir sind in Europa eine Beispielregion für den Umgang mit Minderheiten auf beiden Seiten der Grenze“, sagte Uta Wentzel (CDU). Neben dem Abbau physischer Barrieren wie Grenzkontrollen müssten aber auch sprachliche Barrieren beseitigt werden. „Die Schulen schaffen die Grundlage für ein gutes Miteinander“, betonte Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Sie verwies auf derzeit mehr als 50 deutsch-dänische Schulpartnerschaften. Ziel sei es, weitere 20 Partnerschaften zwischen Oberstufen auf beiden Seiten der Grenze zu vermitteln. An 65 staatlichen Schulen im Lande gebe es Dänisch-Unterricht, und rund 5.000 schleswig-holsteinische Schüler lernten die Nachbarsprache, so die Ministerin.
Minderheitenschutz ist keine Symbolpolitik
Die SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Michael August
Bei der Aufnahme der Minderheiten ins Grundgesetz gehe es nicht um Symbolik, betonte Sybilla Nitsch (SSW). Es gelte, Schutz und Förderung dieser Gruppen langfristig abzusichern, unabhängig von sich verändernden politischen Mehrheiten. Heiner Garg (FDP) merkte an, dass der Landtag bereits seit den 1990er Jahren diese Forderung erhebe – zuletzt im Jahr 2019. „Es ist schade, dass wir immer wieder neue Anläufe nehmen müssen.“
„Wir wachsen weiter zusammen“, so Dirk Kock-Rohwer (Grüne): „Wir wollen eine Region sein, die eine Grenze nicht als Abgrenzung, sondern als Verbindung, als Chance begreift.“ Birte Pauls (SPD) sah bei diesem Thema noch „ordentlich Luft nach oben“. Schleswig-Holstein sei der EU-Charta der Regional- oder Minderheitensprachen verpflichtet, aber bei deren Umsetzung bleibe noch viel zu tun. Die Wissensvermittlung an den Schulen geschehe momentan „höchstens per Zufall“. Je weiter die Grenze entfernt liege, desto geringer sei das Wissen um diese Thematik, so Pauls. Sie wies zudem darauf hin, dass die Zahl der Schüler, die Dänisch lernen, im Lande abnehme.
Der Bildungsausschuss berät alle der Debatte vorliegenden Vorlagen weiter.