Der FDP-Abgeordnete Christopher Vogt hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Michael August
Das Berliner Nein zum beschleunigten Ausbau der Autobahn A23 sorgt bei einer breiten Mehrheit im Landtag für Empörung. Die Opposition, aber auch die regierende CDU, betonten in einer Aktuellen Stunde die Bedeutung der Strecke für den Kreis Pinneberg und die Anbindung der Westküste. Zudem gab es scharfe Kritik an Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Dieser habe mit seinem Veto zur sechsspurigen Erweiterung des Streckenabschnitts zwischen Hamburg-Eidelstedt und Tornesch gegen die Interessen des Landes gehandelt. Einzig die Grünen äußerten Zweifel an der Notwendigkeit des Ausbaus und attackierten Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP).
Christopher Vogt, dessen FDP-Fraktion die Landtagsdebatte angestoßen hatte, warf Robert Habeck (Grüne) vor, die A23 als bundesweit einziges Vorhaben aus dem Gesetzentwurf gestrichen zu haben. Es sei ein „einmaliger Vorgang“, dass ein Wirtschaftsminister „in fataler Weise“ gegen den erklärten Willen des eigenen Bundeslandes handele.
CDU: „Politische Willkür“
Der Grünen-Abgeordnete Lasse Petersdotter hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter (Grüne) machte hingegen den FDP-Verkehrsminister verantwortlich: „Der Autor dieses Dramas heißt Volker Wissing.“ Es sei „völliger Unsinn“, dass die A23 aus der Liste gestrichen worden sei – die Trasse habe nie dort draufgestanden. Petersdotter betonte, die Grünen seien im Landtag „die einzige Fraktion, die von der Notwendigkeit des A23-Ausbaus nicht überzeugt ist“.
Der CDU-Abgeordnete Tobias Koch hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Michael August
„Der Ausbau der A23 muss als überragendes öffentliches Interesse eingestuft werden“, unterstrich Tobias Koch (CDU). Er warf der Ampel-Regierung in Berlin „politische Willkür“ vor: „Die Ampel macht konsequent Politik gegen die Interessen Schleswig-Holsteins“. Auch Koch griff Habeck scharf an. Dieser vertrete „die Interessen unseres Bundeslandes noch schlechter, als es jeder bayrische Verkehrsminister jemals getan hat“.
Minister Madsen: Landesregierung steht „gemeinsam positiv“ zur A23
Der parteilose Wirtschaftsminister Claus Ruhe Madsen hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) betonte, dass die schwarz-grüne Landesregierung „gemeinsam positiv“ zur A23 stehe. Dies habe er auch Ende April in einem Schreiben an Minister Wissing verdeutlicht, so Ruhe Madsen. Die Landesregierung habe Änderungsanträge in den Verkehrsausschuss des Bundesrates eingereicht, um das Negativ-Votum noch umzubiegen.
Der SPD-Abgeordnete Thomas Hölck hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Thomas Hölck (SPD) warf Habeck vor, seine eigenen Parteifreunde im Landeskabinett brüskiert zu haben. „Die Grünen machen Verkehrspolitik gegen das Auto und stellen sich gegen die Pendler im Hamburger Umland“, so Hölck. Das Nein zum Ausbau sei zudem „ein mieses Zeichen für den Investor Northvolt in Heide“. Dort will der schwedische Konzern eine Batteriefabrik mit mehreren tausend Arbeitsplätzen errichten, eine endgültige Entscheidung steht jedoch noch aus.
Sie vermute, dass die Landesregierung das Projekt „nicht wirklich gewollt hat“, so Sybilla Nitsch (SSW). Sie warf Schwarz-Grün einen „Schlingerkurs“ vor und forderte „klare Aussagen“. Für Wirtschaftsminister Habeck gelte der Satz: „Schlimmer geht immer.“
Die SSW-Abgeordnete Sybilla Nitsch hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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