Der Grünen-Abgeordnete Jan Kürschner hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
©
Foto: Michael August
Schleswig-Holstein soll eine „multiprofessionelle Gewaltpräventionsambulanz“ bekommen. Mit dem Pilotprojekt wolle man „in einem frühen Stadium der Gewaltentwicklung ansetzen“, erläuterte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) in einer von den Koalitionsfraktionen eingebrachten Debatte. CDU und Grüne hatten mit dem Titel „Vertrauen in den Rechtsstaat stärken“ einen Antrag überschrieben, der mit Rückblick auf den tödlichen Messerangriff in einem Regionalzug bei Brokstedt dazu aufruft, weitere Konsequenzen für mehr Sicherheit im öffentlichen Raum zu ziehen. Dieser wurde – genauso wie zwei Änderungsanträge von SPD und FDP – an den Innen- und Rechtsausschuss überwiesen.
Noch einmal drückte der Landtag geschlossen seine Betroffenheit über die Tat, das Mitgefühl mit den Angehörigen der Opfer und den Dank an die vielen Helfer aus, die nach dem tödlichen Messerangriff Ende Januar in einem Zug von Kiel nach Hamburg im Einsatz waren. Seitdem erarbeiteten das Innen-, das Justiz- und das Sozialministerium gemeinsam mit Hamburg Lösungen, „damit Taten wie diese in Zukunft verhindert werden können“, sagte Sütterlin-Waack. Dazu gehöre es auch, die Kommunikation und den Informationsfluss zwischen Behörden zu verbessern. Die Ministerin schlug eine Vernetzung durch „eine Kerndatei“ vor, auf die alle Behörden länderübergreifend Zugriff haben sollen. Dazu müsse das Ausländerzentralregister weiterentwickelt werden.
Strafregister mit Punkten
Auch ein Bewertungssystem von Straftaten mit Punkten nach dem Vorbild des Straßenverkehrsregisters sei denkbar, so Sütterlin-Waack. Die Landesregierung will auch Forderungen von CDU und Grünen nachkommen und auf Bundesebene aktiv werden. „Wir wollen die Grundlage für ein bundeseinheitliches Vorgehen schaffen“, so die Ministerin. Birte Glißmann (CDU) forderte, Menschen ohne Bleiberecht „konsequenter“ abzuschieben. Zudem müsse es eine Strafverschärfung bei Taten mit Messern geben.
Dem schloss sich Niclas Dürbrook (SPD) an. Die „krasse Zahl“ an Straftaten mit Messern müsse „ein Weckruf“ sein. „Messer haben in der Öffentlichkeit nichts zu suchen“, betonte er. Die Sozialdemokraten setzen sich für eine landesweite Strategie im Umgang mit solchen Menschen ein, die aufgrund von Auffälligkeiten Hausverbot in Unterkünften erhalten haben. Jan Kürschner (Grüne) verwies darauf, dass die Zahl der Menschen mit einer Psychose in Schleswig-Holstein stetig steige. Darunter seien auch immer mehr Gewaltbereite. Er begrüßte daher die eingestellten Haushaltsmittel für die Gewaltpräventionsambulanz und die geplante Informationskampagne.
FDP-Antrag für eine zentrale Rückführungsgruppe
Bernd Buchholz (FDP) forderte eine zentrale Gruppe für die Rückführung straffällig gewordener Ausländer, bestehend aus Vertretern der Innenbehörde, den Ausländerbehörden und dem Justizministerium, einzurichten. Dieser Vorstoß nach dem Hamburger Vorbild müsse auf Schleswig-Holstein angepasst werden, sagte er. Und Lars Harms (SSW) fasste zusammen, man könne das Risiko von solchen Straftaten nur reduzieren, ganz verschwinden werde es nicht.
Und Lars Harms (SSW) fasste zusammen, man könne das Risiko von solchen Straftaten nur reduzieren, ganz verschwinden werde es nicht.