CDU-Ministerpräsident Daniel Günther hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Keine CCS-Technogie (Carbon Capture and Storage) zur Speicherung von Kohlendioxid in Schleswig-Holstein – aber möglicherweise unterhalb der Nordsee: Auf diese Linie hat sich die schwarz-grüne Koalition verständigt und damit für eine emotionale Debatte im Landtag gesorgt. Während Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) erklärte, CCS könne nach wissenschaftlichen Erkenntnissen „weit draußen ein signifikanter Beitrag zum Erreichen der Klimaziele in Deutschland sein“, waren Teile der Opposition mehr als erbost.
Der Landtag hatte die Nutzung dieser Technik im Juni 2022 noch einstimmig abgelehnt. „CCS ist gut beherrschbar und die Risiken sind lokal begrenzt“, sagte Günther. „Wenn länderübergreifend Wissenschaftler und Ingenieure sich für CCS aussprechen, dann sollten wir in Deutschland dieses Thema diskutieren.“ Das Einlagern von CO2 an Land und innerhalb der 12-Meilen-Zone schließe seine Regierung aus. Kritiker fürchten ein Entweichen des Gases aus den Speichern und auch, dass die Technologie den Anreiz vermindert, Treibhausgase von vornherein zu vermeiden.
„Sie untergraben das einstimmige Votum“
Vom SSW, der die Dringlichkeitsdebatte am Freitagnachmittag angestoßen hatte, und von der SPD kam heftige Kritik. Die beiden Oppositionsfraktionen erinnerten an den Landtagsbeschluss vom Juni vergangenen Jahres, in dem die unterirdische CO2-Speicherung im Lande kategorisch ausgeschlossen wurde. Christian Dirschauer (SSW) bezeichnete es als „schräg“, dass sich mehrere Kabinettsmitglieder nicht an diesen Beschluss hielten. „Sie untergraben das einstimmige Votum“, sagte er. CCS bedeute, dass CO2 woanders gelagert werde, es sei damit aber nicht weg. „Schön weit unter die Erde verpressen und hoffen, dass alles gut geht. Das kann‘s doch nicht sein“, ereiferte er sich.
SPD-Fraktionschef Thomas Losse-Müller warf der Landesregierung „Politiksimulation“ vor. „Wir haben doch bereits alle Lösungen und Technologien, um uns klimaneutral zu machen: Windkraft, Solarenergie, Wasserstoff, Batteriespeicher, Wärmenetze, Busse, Bahnen und Ladesäulen.“ Nun solle davon abgelenkt werden, dass die CDU „nicht bereit ist, die Kraft, das politische Kapital und die finanziellen Mittel zu investieren“, so der Oppositionsführer.
„Man darf keine Scheuklappen haben“
Die Koalitio Man dürfe daher keine „Scheuklappen n will nach einer intensiven Diskussion prüfen, ob die Kohlendioxid-Ausscheidungen aus Fabriken oder Kraftwerken ausschließlich in der Außenwirtschaftszone, also mindestens zwölf Seemeilen vor der Küste, verpresst werden kann – bei mindestens 80 Metern Wassertiefe und zwei bis drei Kilometer unterhalb des Meeresbodens. CDU-Fraktionschef Tobias Koch betonte wie Ministerpräsident Daniel Günther, die Verminderung und Vermeidung von CO2 habe weiterhin „absolute Priorität“. Mittlerweile sei die CCS-Technik aber „ausgereift und erprobt“. Man dürfe daher keine „Scheuklappen“ haben und müsse offen diskutieren.
Ähnlich äußerte sich Grünen-Fraktionschef Lasse Petersdotter. Man könne empört sein oder sich der „komplexen Argumentation“ stellen. Seine Fraktion habe sich für den zweiten Weg entschieden. Dabei müssten „Schutzgüter“ ganz genau miteinander abgewogen werden. Zudem werde es immer Bereiche geben, in denen ein komplettes Aus des gefährlichen Treibhausgases nicht möglich sei, sagte er. „Eine ideologiefreie, technologieoffene Debatte“ ist längst überfällig“, erklärte Oliver Kumbartzky (FDP). Seine Fraktion unterstütze daher die Aussage, CCS könne dazu beitragen, die Klimaziele zu erreichen. „Ohne Technologiefreiheit ist Deutschland nicht zukunftsfähig“, mahnte er.
Der Antrag von CDU und Grünen, der auch eine Expertenanhörung zum
Thema CCS-Technologie in den Ausschüssen verlangt, wurde bei Enthaltung der FDP angenommen, der SPD-Antrag an den Umwelt- und Agrarausschuss sowie an den Wirtschaftsausschuss überwiesen.