Der parteilose Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Nach der tödlichen Messerattacke in einem Regionalzug in Brokstedt hat die Landesregierung erste Schritte für mehr Sicherheit auf den Weg gebracht. „Zukünftig dürfen auch Polizistinnen und Polizisten in Zivil den öffentlichen Nahverkehr (ÖPNV) kostenfrei nutzen, wenn sie eine Dienstwaffe bei sich tragen“, sagte Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) in der Landtagstagung.
Weiter wurde in der Debatte deutlich: Denkbar sind zudem eine Aufstockung des Personals der Deutschen Bahn und der Bundespolizei, Video-Überwachung in Zügen, ein Waffenverbot an Bahnhöfen und eine bessere Beleuchtung der Bahnanlagen. Konkrete Schritte soll eine Konferenz benennen, zu der das Land die Bahnunternehmen, die Kommunen und die Polizei einlädt. Ein entsprechender Antrag von CDU und Grünen stieß im Landtag auf großen Zuspruch.
Erhöhtes Aggressionspotential gegen das Personal
Die CDU-Abgeordnete Birte Glißmann hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Die kostenlose Nutzung der Bahn von Polizisten in Zivil, die eine Dienstwaffe tragen, erhöhe das Sicherheitsgefühl der Fahrgäste, betonte Birte Glißmann (CDU). Die Sicherheit sei neben Sauberkeit und Service einer der wichtigsten Punkte für die Fahrgäste, gerade abends und nachts. Auch das Begleitpersonal nehme verstärkt ein „Aggressionspotential“ wahr. „Es kann und darf nicht sein, dass Kundinnen und Kunden den ÖPNV aus Sicherheitsgründen meiden oder Zugbegleitpersonal in den Abendstunden ungern Fahrkartenkontrollen durchführen möchte“, so Glißmann.
Wegen des Neun-Euro-Tickets sei es im vergangenen Jahr zu volleren Zügen und zu deutlich mehr Übergriffen und Beleidigungen gekommen, sagte Nelly Waldeck (Grüne). Weder überfüllte Bahnen noch Verspätungen seien ein Grund, seine Aggressionen am Personal auszulassen, stellte sie klar: „Das ist absolut das Letzte.“ Niemand sollte „Angst haben, nach der Endstation mit einem unangenehmen Fahrgast allein auf dem Bahnsteig zu stehen.“ Grundsätzlich bleibe die Bahn ein sicheres Verkehrsmittel: „Das Risiko, in einem Zug einen Unfall zu erleben ist 164 Mal geringer als in einem Auto.“
Sicherheitskonferenz ein Akt der Hilflosigkeit?
Der SPD-Abgeordnete Niclas Dürbrook hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
„Eine Realität, an der wir nicht vorbeikommen, ist, dass viele Menschen sich an Bahnhöfen und in Zügen nicht wohlfühlen“, merkte Niclas Dürbrook (SPD) an. Wenn ein Bahnhof barrierefrei umgebaut und „für Fahrräder optimiert“ werde, dann müssten stets auch die „Angsträume“ abgebaut werden, die wegen der schummerigen „70er-Jahre-Beleuchtung“ entstünden.
Die Idee einer Sicherheitskonferenz sei „wirklich gut gemeint“, so Bernd Buchholz (FDP), aber sie zeige auch „die Hilflosigkeit der Regierungsfraktionen im Umgang mit dem, was in Brokstedt passiert ist“. Ein Waffenverbot sei zwar erstrebenswert, aber „wer soll das eigentlich kontrollieren?“ Das Schlimme an der Tat von Brokstedt sei, dass der Tatort „völlig willkürlich“ gewesen sei. Es hätte auch im Kieler Rathaus, in einem Geschäft oder auf dem Bahnhofvorplatz passieren können.
Erstes Treffen bereits am Nachmittag
Der SSW enthielt sich als einzige Fraktion der Stimme. Eine Konferenz sei zwar sinnvoll, gab die Abgeordnete Sybilla Nitsch zu bedenken, aber es sei besser, mit den Nachbarländern gemeinsame Lösungen zu suchen: „Alleingänge helfen uns nicht weiter.“ Eine Video-Überwachung im Zug kritisierte sie als „drastische Maßnahme“ und „Eingriff in die Persönlichkeitsrechte“.
Es müsse geklärt werden, wer die Daten speichere und wer darauf zugreifen dürfe. Schon jetzt gebe es in zahlreichen Zügen Videokameras, entgegnete Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos), etwa in der Hamburger S-Bahn, der AKN, der Nordbahn sowie auf den Strecken Hamburg-Flensburg, Lübeck-Neustadt und Kiel-St. Peter-Ording. Er kündigte ein Pilotprojekt mit sogenannten Body-Cams an. Zu der Konferenz werde er rasch einladen, so Ruhe Madsen, ein erstes Treffen finde bereits am Nachmittag statt.