Ein Aufkleber an einem Linienbus weist auf die Maskenpflicht im öffentlichen Personennahverkehr hin.
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Foto: dpa, Marcus Brandt
Die Entscheidung der Landesregierung, dass positiv auf Corona Getestete in Schleswig-Holstein nicht mehr für fünf Tage zu Hause bleiben müssen, hat im Landtag für ein geteiltes Echo gesorgt. Die SPD kritisierte die Isolationsaufhebung, der FDP geht es nicht weit genug. Einigkeit herrschte hingegen, Long- und Post-Covid besser zu erforschen.
Die Landesregierung hat die generelle Isolationspflicht abgeschafft. Stattdessen gilt nun ‒ außerhalb der Wohnung – eine fünftägige Maskenpflicht in Innenräumen für Menschen ab dem 6. Lebensjahr, die einen positiven Test haben. Gesundheitsministerin Kerstin von der Decken (CDU) betonte, man befinde sich im Übergang von der Pandemie zur Endemie. Es gehe jetzt darum, vulnerable Gruppen zu schützen und schwere Krankheitsverläufe zu behandeln und zu verhindern.
SPD kritisiert „Befeuerung“ der Infektionen
Freiheitsentziehende Maßnahmen seien „weder geboten noch nötig“. „Das, was wir tun, ist nicht Populismus. Es ist genau das Gegenteil. Wir entscheiden auf der Basis der Wissenschaft und des Rechts“, entgegnete die Ministerin auf zuvor von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geäußerte Kritik.
Birte Pauls (SPD) kritisierte hingegen, statt Infektionen zu vermeiden, würden diese nun „befeuert“. Und: Es gebe „wieder einen Flickenteppich“, da benachbarte Bundesländer und auch Dänemark anders handelten. Lasse Petersdotter (Grüne) wies das zurück. Es bestehe eine überdurchschnittliche Basis-Immunität in Schleswig-Holstein. Zudem existierten neue Medikamente und bessere Schutzmaßnahmen wie FFP2-Masken. Hauke Hansen (CDU) ergänzte, Schleswig-Holstein schlage bei dem Thema einen „maximal transparenten, wissenschaftlich fundierten und ideologiefreien Weg“ ein.
SSW: Menschen sehnen sich nach Normalität
Der Antrag von CDU und Grüne wurde auch von der FDP und vom SSW unterstützt. „Die Menschen sehnen sich nicht nur nach Normalität, sie brauchen sie auch“, erklärte Christian Dirschauer (SSW). Die Regierungskoalition regt an, ein Impfangebot in Impfzentren zu erhalten und auch auf mobile Impfteams zu setzen. Außerdem soll es unter anderem für Kinder und Jugendliche sowie für Senioren, die in der Pandemie besonders gelitten hätten, weiter Entlastungsmaßnahmen geben.
Ein Änderungsantrag der FDP hingegen wurde abgelehnt. „Wir müssen den Weg aus der Pandemie in den endemischen Zustand politisch gestalten“, forderte Heiner Garg (FDP). Kritik äußerte er nicht nur an der Bundes-Politik, sondern auch an der Landesregierung. Dort erwarte er bei dem Thema eine „professionellere Kommunikation“, so Garg.
Diskussion um Modellprojekt im Ausschuss
Ein weiterer Punkt fand übereinstimmend Zustimmung: Die Forschung zu Long- und Post-Covid soll fortgesetzt und Folgerungen für die medizinische und psychosomatische Versorgung von Patienten daraus abgeleitet werden. Liberale, SPD und SSW fordern zudem konkret die Finanzierung eines Modellprojekts zur integrierten Versorgung von Erkrankten. Es gehe dabei um „die Bündelung der Kompetenz, die wir zu SarS-Cov2 im Land haben“, sagte Garg. Mit dem entsprechenden Antrag von SPD, FDP und SSW beschäftigt sich nun der Sozialausschuss.