Der parteilose Wirtschaftsminister Clus Ruhe Madsen hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Der Landtag hat sich nach emotionaler Debatte einstimmig für den Weiterbau der A20 auf der geplanten Trasse ausgesprochen. Dabei wurde klar: Die Grünen bekennen sich zwar zu den entsprechenden Beschlüssen im Koalitionsvertrag, halten das nach ihren Aussagen „klima- und umweltschädigenste Bauprojekt dieses Bundesverkehrswegeplans“ aber für wenig vordringlich.
Angenommen wurde in namentlicher Abstimmung bei Enthaltung von CDU und Grünen auch ein Antrag der FDP. Die Liberalen, die das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatten, stellen darin fest, dass die künftige A 20 „eine dringend benötigte Ost-West-Achse zur Verbindung der deutschen Seehäfen“ darstellt und „für eine spürbare verkehrliche Entlastung der Stadt Hamburg“ sorgen werde.
„Die Vorteile für die Wirtschaft und die Entlastung für Menschen in Bad Segeberg, Hamburg und anderen Orten liegen auf der Hand“, erklärte der Fraktionsvorsitzende Christopher Vogt. Es gehe bei dem Projekt auch um das Vertrauen in den Wirtschaftsstandort Schleswig-Holstein. Er kritisierte zugleich, das Planungsrecht in Deutschland habe „absurde Züge“ angenommen.
Grüne: Projekt motiviert zum Autofahren
Lukas Kilian (CDU) betonte, Schwarz-Grün bekenne sich „klipp und klar für die A20 auf der geplanten Trasse“. Man baue die A20 dort, wo es rechtlich möglich sei. Nelly Waldeck (Grüne) gab sich zurückhaltender: Mobilität sei zwar „eine Grundsäule der Teilhabe an der Gesellschaft“ und bei Ost-West-Verbindungen gebe es noch Aufholbedarf. Aber das etwa sieben Milliarden Euro teure Straßenneubauprojekt werde dazu motivieren, aufs Auto umzusteigen. „Uns eint das Ziel, 2040 klimaneutral werden zu wollen, und so setzen wir uns eben damit auseinander, wie sich das mit diesem Straßenbauprojekt vereinen lässt“, fasste sie zusammen.
SPD und SSW stehen hingegen klar hinter dem Weiterbau der Schnellstraße, die von Bad Segeberg aus über die Kreise Pinneberg und Steinburg sowie unter der Elbe bis nach Niedersachsen fortgesetzt werden soll. Niclas Dürbrook (SPD) erklärte, ein Umbau der Industrie werde ohne neue Infrastruktur nicht funktionieren. Die Erschließung der Westküste sei „zentral“. Zwar erzeugten neue Straßen auch mehr Verkehr, trotzdem könne der Bau einer neuen Autobahn richtig sein, „wenn er zur Erschließung der Region, die wir für die klimagerechte Transformation unbedingt benötigen, wichtig ist“, begründete Dürbrook die Zustimmung seiner Fraktion.
Kabinett ist sich laut Minister einig
Auch der SSW unterstützte den Weiterbau der A20 „so schnell wie möglich“. Die Bedeutung der Ost-West-Verbindung nehme mit der Fertigstellung der Fehmarn-Belt-Querung noch weiter zu, konstatierte Sybilla Nitsch. Sie warb für die sogenannte „Legalplanung“ nach dänischem Vorbild. Damit gehe die Planung deutlich schneller, dennoch sei das „kein Freifahrtschein“ für Verkehrsprojekte.
Verkehrsminister Claus Ruhe Madsen (parteilos) erklärte, Bürger und Unternehmen bräuchten Verlässlichkeit. „Wenn der Bund eine Autobahn will, muss sie auch gebaut werden.“ Niemand in der Landesregierung stelle den Ausbau der A20 in Frage. Man brauche die Schnellstraße, „damit wir ein glückliches Wachstumsland und ein grünes Industrieland werden können“, so der Minister.
FDP-Fraktionschef Christopher Vogt hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages
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Foto: Thomas Eisenkrätzer