Blick von der Elbe auf das infolge des Atomausstiegs am 31. Dezember 2021 abgeschaltete Atomkraftwerk Brokdorf.
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Foto: dpa, Markus Scholz
Der Plan der FDP, wegen der aktuellen Energiekrise die drei noch laufenden deutschen AKW in Niedersachsen, Bayern und Baden-Württemberg am Netz zu lassen, ist auf breite Ablehnung gestoßen. Auch der Vorschlag, einen Neustart des zum Jahresbeginn abgeschalteten Meilers im schleswig-holsteinischen Brokdorf zu prüfen, fiel durch.
„Es droht ein Energiemangel, den man auch mit Hilfe der Kernkraft bekämpfen sollte“, hatte der Oliver Kumbartzky vergeblich für den FDP-Antrag geworben „Kein Land der Welt würde in so einer Situation ohne Not Kraftwerke abschalte“, argumentierte er. Mit dieser Position stand er jedoch allein da. „Wollen Sie das wirklich?“, fragte Andreas Hein (CDU) die Liberalen. Brennelemente seien am Markt aktuell kaum verfügbar, diese kämen größtenteils aus Russland, und Brokdorf habe derzeit keine Betriebsgenehmigung.
Koalition und SPD offen für „Stresstest“
„Ein AKW ist kein Auto, bei dem man mal eben nachtankt und dann zum TÜV fährt“, betonte Ulrike Täck (Grüne). Die Koalition legte einen Gegenantrag vor, der auf den „Stresstest“ zur Stabilität des Stromnetzes verweist, den die Bundesregierung momentan vornimmt. Dabei spielt auch die Atomkraft eine Rolle. Ein Weiterbetrieb der drei noch laufenden AKW sei für ihn nicht ausgeschlossen, sagte der Christdemokrat Hein, „wenn es denn Sinn macht“. Die Grüne Täck verteidigte den Einsatz von Kohle als Übergangstechnologie, machte sich aber vor allem für Windstrom und Biogas stark.
Auch die Sozialdemokraten stimmten für den schwarz-grünen Antrag. Der Abgeordnete Marc Timmer warf der FDP vor, „olle Kamellen“ zu verbreiten und eine „Scheindebatte anzustoßen“. Die richtige Antwort auf die Krise sei es, die Energiewende zu vollenden: „Wir müssen hier wirklich mal konsequent sein.“
Forderung nach „konsequenter Energiewende“
Der SSW lehnte beide Anträge ab und forderte einen raschen Netzausbau für die Windkraftanlagen im Lande. „Wir reden über Energiemangel und schalten trotzdem unseren sauberen Windstrom ab, weil wir ihn nicht abtransportieren können“, stellte die Abgeordnete Sybilla Nitsch fest. Energiewendeminister Tobias Goldschmidt (Grüne) warf der FDP vor, mit ihrem Vorstoß „Spielchen mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in den Kraftwerken“ zu treiben.
Der 2011 nach der Reaktorkatastrophe im japanischen Fukushima beschlossene Atomausstieg betrifft auch die drei schleswig-holsteinischen Kernkraftwerke. Brunsbüttel und Krümmel sind bereits vor mehr als zehn Jahren abgeschaltet worden, Brokdorf ging am 1. Januar 2022 vom Netz. Zurzeit befindet sich das AKW Brokdorf im Rückbau. Der soll 2029 abgeschlossen sein. In Deutschland gibt es noch drei aktive Kernkraftwerke, die voraussichtlich Ende des Jahres vom Netz gehen: Die AKW Emsland in Niedersachsen, Isar 2 bei München und Neckarwestheim 2 zwischen Heilbronn und Ludwigsburg. Die Kernkraft hatte im ersten Halbjahr dieses Jahres nach Angaben des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft einen Anteil von 14,6 Prozent an der Stromerzeugung in Deutschland.