Mit einem dritten Nachtragshaushalt will die Landesregierung die Folgen der Energiepreiskrise in Schleswig-Holstein abmildern. „Die Dynamik der Preissteigerung im Energie- und Baubereich trifft auch die Landesverwaltung mit einer großen Wucht“, sagte Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) vergangenen Dienstag (20.9.) nach einer Kabinettssitzung. „Hinzu kommt das dritte Entlastungspaket des Bundes, das für den Landeshaushalt allein in 2023 rund 420 Millionen Euro an Belastung mit sich bringen wird.“ Die derzeitigen Pläne bedeuten laut Regierung eine dauerhafte Mehrbelastung für das Land in Höhe von mehr als 300 Millionen Euro.
Der entsprechende Gesetzentwurf der Regierung für den Nachtrag soll unter anderem einen zusätzlichen Bürgschaftsrahmen von 500 Millionen schaffen, um Unternehmen zu helfen, die durch gestiegene Energiekosten in finanzielle Probleme geraten sind. Abwickeln sollen das Programm die Förderinstitute, die im Gegenzug durch Bürgschaften des Landes abgesichert werden.
170 Millionen Euro für „Impuls“
Zudem sollen nach dem Willen der Regierung bis zu 170 Millionen Euro für Folgekosten der Krisen in das Sondervermögen Impuls fließen. Das Geld soll durch Minderausgaben der Ministerien und Steuermehreinnahmen zusammenkommen. Davon sind bis zu 115 Millionen Euro für absehbare krisenbedingte Kostensteigerungen bei Bauvorhaben sowie bis zu 30 Millionen für die energetische Sanierung und die verstärkte Nutzung von Öko-Energien in Landesliegenschaften eingeplant. Um die Gesamtfläche der Büroräume um 20 Prozent zu reduzieren, sollen zehn Millionen Euro bereitstehen. Für die Digitalisierung sind weitere zehn Millionen vorgesehen.
Die Landesmittel für den Masterplan für Schloss Gottorf will die Regierung von bislang 15 auf 20 Millionen Euro erhöhen, damit die Bauarbeiten starten können, wie Heinold sagte. Grund seien Kostensteigerungen der Modernisierungen. Die Bauarbeiten auf der Museumsinsel in Schleswig sollen früheren Angaben zufolge 2023 beginnen. Das Gesamtvolumen liegt nach Angaben der Landesmuseen bei mehr als 40 Millionen Euro. Laut Heinold trägt der Bund ebenfalls 20 Millionen Euro.
Bericht zum Energiegipfel
Zum Auftakt der Debatte wird ein von den Koalitionsfraktionen geforderter Regierungsbericht zu dem „Energiegipfel“ am 6. September mit gut 80 Spitzenvertretern von Organisationen aus allen Bereichen erwartet. Anwesend waren Vertreter von Kommunen, Wirtschaft und Gewerkschaften sowie aus den Bereichen Wohnungs- und Landwirtschaft, Sozialverbände, Kirchen, Kultur und Bildung. Ein Ergebnis des Gipfels: Als Konsequenz aus Energiekrise und drastisch gestiegenen Preisen legt Schleswig-Holstein ein Entlastungspaket im Volumen von 180 Millionen Euro auf. Zudem herrschte Einigkeit unter den Teilnehmern, gemeinsam kräftig Energie zu sparen. Als Ziel eines Acht-Punkte-Plans nannte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) die 20 Prozent-Marke.
Das schleswig-holsteinische Entlastungspaket im Detail: Das Programm zur Förderung privater Klimaschutzmaßnahmen soll von 50 auf 75 Millionen Euro erhöht werden. Über die 180 Millionen Euro hinaus ist ein Darlehensprogramm zur Stützung von Stadtwerken und anderen Unternehmen in Höhe von 500 Millionen Euro geplant. Zudem sollen auch Stromrechnungen gestreckt werden können, wie Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) erläuterte.
Bund hat Länder zu wenig einbezogen
Die schwarz-grüne Koalition will mit ihrem Programm die jüngsten Beschlüsse der Bundesregierung ergänzen. Im Umfang von je 20 Millionen Euro soll es Härtefallfonds für Bürger sowie für Vereine und Verbände geben. Zehn Millionen Euro sind für Beratungsangebote zum Beispiel für Energieeinsparungen oder Schuldenfallen geplant. Für kommunale Klimaschutzinvestitionen sind 75 Millionen Euro geplant, sofern sich die Kommunen im gleichen Umfang beteiligen. Kostensteigerungen in Kitas, Schulen und Hochschulen will die Regierung mit 15 Millionen Euro abfedern. Allein 115 Millionen Euro gebe es aus dem Gesamtprogramm für Energie- und Wärmewende, sagte Heinold.
Scharf kritisierten Günther und Heinold die Bundesregierung, da sie ihre Entlastungspläne ohne Einbeziehung der Länder beschlossen habe. Die Berliner Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP hatte Anfang September ein drittes Entlastungspaket im Umfang von 65 Milliarden Euro für die Jahre 2022 und 2023 beschlossen, an dem sich auch die Länder beteiligen sollen, auszugehen ist etwa von einem jährlichen Volumen von rund 40 Milliarden Euro für die Jahre 2023 und 2024. Länder und Kommunen zusammen sollten davon knapp die Hälfte beisteuern. Am 28. September, dem Tag der Debatte im Landtag, wollen die Ministerpräsidenten mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) über die Finanzierung sprechen.
Maßnahmen „konkretisieren“
In einem weiteren Antrag wünschen sich CDU und Grüne im Landtag, dass die Landesregierung bei dem Bund-Länder-Gespräch darauf drängt, „die im Rahmen des Spitzengesprächs und darüber hinaus deutlich gewordene Kritik an den Maßnahmen des 3. Entlastungspaketes auszubessern“. Genannt werden etwa Energiepreisdeckel für Bürger sowie für kleine und mittlere Unternehmen, eine gezieltere Unterstützung des Mittelstands oder eine auskömmliche Finanzierung des Gesundheits- und Pflegebereichs. Zugleich wird in dem Papier darum gebeten, die beim Gipfel am 6. September vereinbarten Maßnahmen „kurzfristig weiter zu konkretisieren und regelmäßig über die Umsetzungsstände zu berichten“.
(Stand: 26. September 2022)
Vorherige Debatten zum Thema:
August-Tagung 2022 (Energie)
März 2022 (Haushalt/19. Wahlperiode)