Ein herkömmlicher Stromzähler zeigt in einem Wohnhaus die verbrauchten Kilowattstunden an.
©
Foto: dpa, Jan Woitas
Der Landtag ist sich einig: Energie wird knapp, die Preise werden weiter steigen. Die Bürgerinnen und Bürger stehen vor finanziell harten Zeiten. Einen heftigen Diskurs gab es in der von SPD beantragten, rund 100-minütigen Debatte aber um die nun anstehenden Maßnahmen und vor allem die Zuständigkeiten ‒ insbesondere im Bereich der Entlastung einkommensschwacher Menschen. Während CDU und Grüne zunächst den Bund in der Pflicht sehen und einen entsprechenden Antrag mit ihrer Mehrheit durchsetzten, forderte die Opposition schnelle Maßnahmen der Landesregierung.
Die SPD schlug ein 100-Millionen-Entlastungspaket in Schleswig-Holstein vor, blieb aber ohne Zuspruch im Plenum. „Viele Kommunen sind jetzt schon auf dem Weg, Härtefallfonds auf den Weg zu bringen. Damit sind sie deutlich weiter als das Land“, konstatierte Fraktionschef Thomas Losse-Müller in der emotional geführten Debatte. Der Sozialdemokrat schlug ein „Ich-mach-das-jetzt-für-dich-Programm“ vom Land gemeinsam mit dem Handwerk vor. Dabei sollten Haushalte im Land schnell mit neuen Heizungssystemen ausgestatten werden.
Opposition zieht sprudelnde Steuereinnahmen heran
Diskussion gab es auch ums Wohngeld. „Der Zugang muss niedrigschwelliger gestaltet werden“, erklärte Annabell Krämer (FDP). Viele Bürger würden den Zuschuss nicht in Anspruch nehmen, das Land spare hier – dabei „sprudeln die Steuereinnahmen wie nie zuvor“. Sie sprach sich zugleich für eine Erhöhung der Pendlerpauschale und ein Ende von Verstromung aus Gas aus.
Lars Harms (SSW) sieht „ganz düstere Sorgenszenarien“ im Land. Seine Vorschläge: „Runter mit der Mehrwertsteuer auf Strom, alle Heizstoffe, Kraftstoffe und Lebensmittel, weg mit der Gasumlage, ein kluges Nachfolgemodell für das 9-Euro-Ticket.“ Das gebe bei geringen Aufwand eine hohe Effizienz mit sofortiger Wirkung. Auch er hielt fest: „Finanzielle Probleme des Landes gibt es derzeit nicht.“
Schwarz-Grün will Entlastungspaket des Bundes abwarten
Die Regierungskoalition reagierte angesichts der Vorwürfe der Untätigkeit aus der Opposition brüskiert und verwies auf Berlin. Es sei „ein absolutes Armutszeugnis für die Bundesregierung, keinen Plan zu haben“, ereiferte sich CDU-Fraktionschef Tobias Koch. An den Bund gerichtet verlangte er „einen Preisdeckel für den Grundbedarf an Energie“. Er rechne damit, dass auch nach den Vorschlägen aus Berlin noch Lücken entstehen. Diese werde das Land schließen, versprach Koch.
In die gleiche Kerbe schlug Lasse Petersdotter (Grüne). Schwarz-Grün wolle die Maßnahmen der Bundesregierung „flankieren“. Aber: „Nicht der Bund muss auf 16 Entlastungspakete der Länder, sondern die Länder auf ein Entlastungspaket des Bundes reagieren“, sagte er.
Energiegipfel am Dienstag
Dirk Schrödter, Chef der Staatskanzlei im Ministerrang, stimmte in Vertretung von Finanzministerin Heinold (Grüne) in die schwarz-grüne Kritik ein. „Der Bund hat kein Konzept. Das ist aber seine gesamtstaatliche Aufgabe und Verantwortung, die er nicht wahrnimmt“, sagte er. Ankündigungen reichten nicht, jetzt müsse es schnell gehen. Je schneller die Maßnahmen auf den Tisch lägen, je eher könne das Land über notwendige Ergänzungsmaßnahmen sprechen. Wille der Landesregierung sei es, solidarisch zusammenzustehen. Daher gebe es am 6. September einen Energiegipfel. Dabei werde auch über die Inanspruchnahme der Notkredite diskutiert, so Schrödter.
Der Alternativantrag von CDU und Grünen mit der Forderung nach Bundesinitiativen wurde von der Opposition geschlossen abgelehnt.