Die FDP-Abgeordnete Anita Klahn hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Schulen, Hochschulen, das Institut für Qualitätssicherung an den Schulen in Schleswig-Holstein (IQSH) sowie ein Kuratorium und ein wissenschaftlicher Beirat: Das sollen die Mitglieder einer Allianz für Lehrkräftebildung sein. Für das Bündnis gab der Landtag jetzt auf Antrag von CDU, Grünen und FDP grünes Licht. Die Opposition enthielt sich.
Hintergrund ist ein massiver Mangel an Pädagogen. So fehlten bis 2030 über 80.000 Lehrerinnen und Lehrer, hieß es in der mehr als einstündigen Debatte. Wie viele es in Schleswig-Holstein sind, soll mithilfe eines „Lehrkräfte-Bedarfs-Prognose-Tools“ ermittelt werden, das vor allem die FDP lobte. „Jedes Wirtschaftsunternehmen plant für die kommenden zehn Jahre im Voraus, dann müssen die Schulen das auch“, sagte die bildungspolitische Sprecherin der Liberalen, Anita Klahn.
Neue Chancen für Quereinsteiger
Auch CDU und Grüne lobten den Startschuss für die Allianz als „deutliche Stärkung“ in der Lehrerausbildung. Für Quereinsteiger gebe es nun neue Chancen. So könnten etwa Kirchenmusiker als Musiklehrer arbeiten. Tobias von der Heide (CDU) und Ines Strehlau (Grüne) konstatierten zudem, die Landesregierung habe bereits einiges getan, um den Lehrerberuf attraktiver zu machen.
Dazu zählten die Tarifstufe A13 für Grundschullehrer, das Senken der Zugangshürden für ausländische Kräfte oder eine Zulage für Lehrer, die im ländlichen Raum anfangen. Zudem gebe es eine Hotline für Interessierte, die ein Lehramtsstudium beginnen wollen. Auch Volker Schnurrbusch (AfD) unterstützte den Koalitionsantrag als „im Ansatz richtig“. Er forderte eine bessere finanzielle Ausstattung gerade auch für Schulbegleitung.
Streit um Zeitpunkt
Die Opposition kritisierte, dass die Jamaika-Koalition dieses Thema erst am Ende der Legislaturperiode anpacke. Martin Habersaat (SPD) nannte den Vorstoß „einfach Wahlkampf-Hokuspokus“. Der Antrag werde als mit der kürzesten Geltungsdauer vermutlich in die Geschichte eingehen. „Jetzt gleich fordern Sie die Landesregierung auf, und heute Nachmittag beschließen Sie die Novelle des Hochschulgesetzes und regeln es selbst.“
Differenzen bei der Frage, ob das Hochschulgesetz zu spät vorgelegt wurde, gab es auch in der Jamaika-Koalition. Während die Grünen die SPD bei ihrer entsprechenden Kritik unterstützten, wies die CDU das zurück. „Ja, der Fraktionsantrag zum Hochschulgesetz kam kurzfristig, aber das ist kein ungewöhnlicher Vorgang“, sagte Tobias von der Heide.
SSW kritisiert Landesregierung
Jette Waldinger-Thiering (SSW) stellte der Regierungskoalition „ein Armutszeugnis“ aus. Sie kritisierte zum einen, Minderheiten kämen in der neuen Allianz nicht vor und forderte „ein gezieltes Förderprogramm für Dänisch und Friesisch“. Zum anderen hielt sie der Landesregierung „peinliche Versäumnisse“ bei der Anwerbung von Lehrern vor. Seit 2014 gebe es das Lehrkräftebildungsgesetz, das dieselben Ziele verfolge.
Bildungsministerin Karin Prien (CDU) wies das scharf zurück. Als sie das Amt übernommen habe, sei „nichts, aber auch nichts zum Thema Lehrerbildung“ vorhanden gewesen. Nötig sei daher „ein systematischer Ansatz“. Den Hochschulen hielt die Ministerin vor, sie müssten sich fragen, warum Studenten ein Lehramtsstudium in Mathe beginnen, es aber nicht beenden. Insgesamt sprach sie sich für „eine standortübergreifende Zusammenarbeit“ bei diesem Thema aus. „Die Allianz für Lehrerbildung ist auch eine Allianz für die Zukunftsfähigkeit unseres Landes“, so Prien.