Ein herkömmlicher Stromzähler zeigt in einem Wohnhaus die verbrauchten Kilowattstunden an.
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Foto: dpa, Jan Woitas
Die große Mehrheit im Kieler Landtag hat den Plan der Berliner Ampel-Regierung, einen Heizkostenzuschuss für Wohngeldempfänger einzuführen, begrüßt und weitere Vorschläge gemacht. „So einen starken Anstieg gab es noch nie“, sagte Serpil Midyatli, deren SPD-Fraktion die Debatte zu den drastisch angezogenen Heiz- und Strompreisen: „Wir dürfen in einem so reichen Land nicht zulassen, dass Menschen in dunklen und kalten Wohnungen sitzen.“
Forderungen aus dem Landtag lauten etwa, Vermieter sollen nicht die Heizkosten auf ihre Mieter abwälzen, wenn die Wohnung schlecht gedämmt ist, steigende CO2-Preise sollen stattdessen aufgeteilt werden. Und: Die EEG-Umlage, mit der Stromkunden den Ausbau erneuerbarer Energien bezuschussen, soll sinken, mit dem Ziel, bei null zu landen. Die SPD will außerdem verhindern, dass Menschen, die ihre Gasrechnung nicht zahlen können, von der Wärmeversorgung abgetrennt werden. Solche „Gassperren“ soll es in den kommenden Monaten nicht geben. „Wir dürfen nicht zusehen, wenn Menschen massenhaft die Anschlüsse abgeklemmt werden“, so SPD-Fraktionschefin Midyatli.
Kritik an „Discountpreisen“
Bernd Voß (Grüne) forderte, den Hartz-IV-Regelsatz „angemessen“ zu berechnen und dabei die steigenden Kosten zu berücksichtigen. Zudem, so Lars Harms (SSW), müsse der Mehrwertsteuersatz für Energie im Privatbereich von derzeit 19 auf 7 Prozent gesenkt werden. Das würde die Menschen „schlagartig“ entlasten, meinte Harms, und Andreas Hein (CDU) kritisiert Energielieferanten, die ihre Kunden „mit Discountpreisen“ angeworben hätten. Diese dürften sich jetzt nicht aus der Verantwortung ziehen und Kunden in Zahlungsschwierigkeiten die Verträge kündigen.
Das Strompreisniveau sei in Deutschland höher als in den meisten anderen europäischen Ländern, merkte Oliver Kumbartzky (FDP) an. Darunter litten nicht nur die Verbraucher, sondern auch die Wirtschaft. Die Preisentwicklung sei „Folge der Klimaschutzpolitik“, so Jörg Nobis (AfD): „Die Bürger zahlen die Zeche für eine verkorkste und aus dem Ruder gelaufene Energiewende.“ Dem widersprach Energiewendeminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Die Abhängigkeit von den fossilen Energieträgern sei „der eigentliche Preistreiber“. Es gebe derzeit eine „weltweit große Nachfrage nach Gas- und Kohlestrom“.
Am Ende beschloss das Parlament ein Jamaika-Papier, Anträge von SPD und SSW wurden abgelehnt.