In der Abenddämmerung: Windräder stehen hinter den Solarzellen einer Solarkraftanlage.
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Foto: dpa, Josef Hildenbrand
Mit dem neuen Klimaschutzgesetz der Jamaika-Koalition soll Schleswig-Holstein bundesweit zum Vorreiter werden. CDU, Grüne und FDP wollen das Land schrittweise bis 2045 klimaneutral umrüsten. „Schleswig-Holstein ist das Klimaschutz- und Energiewendeland Nummer eins, und dabei wird es auch bleiben“, betonte Umweltminister Jan Philipp Albrecht (Grüne). Der Norden baue damit seinen ersten Platz im Bundesvergleich weiter aus. Der SSW enthielt sich bei der Schlussabstimmung, und die Sozialdemokraten votierten dagegen. Der SPD reicht die Reform nicht aus. Sie strebt die Klimaneutralität bereits für 2040 an.
Für Hausbesitzer von Interesse: Wer in seinem vor 2009 gebauten Haus die Heizungsanlage wechseln will, muss bei der Wärmeversorgung ab Juli 2022 auch auf erneuerbare Energien setzen. Konkret müssen mindestens 15 Prozent des jährlichen Bedarfs durch Öko-Energie gedeckt werden. Weitere Kernpunkte: Die Wärme- und Stromversorgung der Landesliegenschaften soll bis 2040 CO2-frei gestaltet werden. Bis 2030 sollen mit wenigen Ausnahmen alle Fahrzeuge der Landesverwaltung emissionsfrei sein. „Wir setzen uns ehrgeizige Ziele, um der Vorreiterfunkton der Landesverwaltung gerecht zu werden“, sagte der CDU-Fraktionsvorsitzende Tobias Koch. Dabei seien auch die neuen, schärferen Klimaschutzziele der EU und des Bundes mit eingeflossen.
Marschbahn schnell elektrifizieren
Weitere Detailpunkte: Auf zwei Prozent der Landesfläche sollen Windanlagen stehen. Kleinere Kommunen erhalten eine Beratung, wie sie ihre Wärmeversorgung von fossilen auf erneuerbare Energien umstellen. Für Städte und größere Gemeinden wird die kommunale Wärmeplanung verbindlich. Gewerbegebäude und Parkhäuser sollen Photovoltaikanlagen auf dem Dach haben, und an großen Parkplätzen müssen Ladesäulen für Elektrofahrzeuge stehen.
Der Schienennahverkehr soll bis 2030 treibhausgasneutral werden. Die „Elektrifizierungsoffensive im Bahnverkehr“, so Oliver Kumbartzky (FDP), müsse als erstes die Marschbahn nach Sylt in den Blick nehmen. „Planungsbeschleunigung und Klimaschutz können Hand und Hand gehen“, merkte Kumbartzky an.
SPD: Land schöpft sein Potenzial nicht aus
„Was Sie hier wortreich aufschreiben, ist nicht geeignet, Schleswig-Holstein voranzubringen“, sagte SPD-Oppositionsführerin Serpil Midyatli an die Adresse der Koalition. Es sei „ambitionslos“, nur die Bundesziele einzuhalten. Der Norden habe die Voraussetzungen, mehr zu schaffen, „nicht nur das, was nötig ist, sondern das, was möglich ist“. Schleswig-Holstein habe ein „riesengroßes Potenzial“ und müsse für ganz Deutschland „den Überschuss bereitstellen“. Sie kündigte an, das Gesetz im Falle eines Sieges bei der Landtagswahl im kommenden Mai „nachzuschärfen“.
„Jede Tonne CO2 zählt“, sagte Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben: „Jede Ebene muss ihre Hausaufgaben machen, und das tun wir.“ Die SPD setze zwar hohe Ziele, nenne aber keine konkreten Maßnahmen. Das sei keine Grundlage für eine mögliche rot-grüne Koalition nach der Landtagwahl, so von Kalben.
Sozialen Aspekt beachten
Christian Dirschauer (SSW) hält viele Maßnahmen des Gesetzes für sinnvoll und richtig. Er mahnte, beim Klimaschutz „den sozialen Aspekt nicht außer Acht zu lassen“. Jörg Nobis (AfD) nannte das Gesetz „in Paragrafen gegossenen grünen Staatsdirigismus“. Die Vorgaben, etwa zur Photovoltaik auf dem Dach, seien „teuer für Eigentümer, teuer für Mieter, teuer für Unternehmer“.
Ein Änderungsantrag der Koalition mit redaktionellen Klarstellungen wurde ebenfalls mit Jamaika-Mehrheit angenommen. Der SPD-Änderungsantrag fand nur beim SSW Unterstützung und wurde abgelehnt.