Ein zweijähriges Kind spielt im Wohnzimmer, während seine Mutter Zuhause im Homeoffice an einem Laptop arbeitet.
©
Foto: dpa, Julian Stratenschulte
Wie nach der Beschlussempfehlung des Finanzausschusses erwartet, hat der Landtag einen Gesetzesvorstoß der SPD, mit dem eine pauschale Beihilfe für gesetzlich krankenversicherte Beamte eingeführt werden sollte, abgelehnt. In der Debatte wurde deutlich: Gescheitert ist das Projekt an der CDU, das monierten selbst die Koalitionspartner von Grünen und FDP.
„Die CDU lehnt eine Bürgerversicherung ab, auch eine, die durch die Hintertür kommt“. Mit diesen Worten bekräftigte Werner Kalinka sein Statement aus der Debatte zur Ersten Lesung im Januar 2019. So hätte in der Expertenanhörung etwa der Beamtenbund von „massivem Systembruch“ gesprochen. Und auch andere Reaktionen seien „ablehnend oder außerordentlich zurückhaltend“ gewesen. Kalinka plädierte für eine Bundesregelung.
Raudies: „Ihnen geht es nicht um Fakten“
Die Kritik kam prompt. Vier Jahre lang habe es die Koalition nicht geschafft hat, die Beihilfe zu modernisieren, monierte Beate Raudies (SPD). Einige Beamte hätten es schwer, in der privaten Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Es sei deshalb sinnvoll, eine Wahlfreiheit zu ermöglichen, so Raudies, auch um Bewerber nicht an andere Bundesländer zu verlieren, „weil es dort attraktiver ist“. An die CDU gewandt fand die SPD-Politikerin deutliche Worte: „Ihnen geht es nicht um Fakten, Ihnen geht es um ein Gespenst und das heißt Bürgerversicherung“, sagte sie.
Vorwürfe an die Christdemokraten teilten auch die Koalitionspartner von Grünen und FDP aus. Lasse Petersdotter (Grüne) warf ihnen vor, „Besitzstandswahrung der privaten Krankenversicherungen“ zu betreiben. „Eine pauschale Beihilfe wäre ein wichtiger Beitrag für die Wettbewerbsfähigkeit“, so Petersdotter. „Wir verpassen heute aufgrund unseres Koalitionspartners CDU leider eine Chance“, bedauerte auch Annabell Krämer (FDP) den Ausgang der Debatte. Die Liberalen hätten sich in der Expertenanhörung überzeugen lassen, neue Wege zu gehen und „nicht in alten Strukturen zu verharren“.
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) bedauerte, dass wegen der unterschiedlichen Auffassungen in der Koalition kein Gesetzentwurf der Landesregierung zustande kommen werde. Sie sei eine Verfechterin der pauschalen Beihilfe.
Keine Mehrheit für mehr „Work-Life-Balance“
Der Vorstoß des SSW für ein „familienfreundliches und lebensphasenorientiertes“ Beamtenrecht, für das Lars Harms in der Debatte warb, fand ebenfalls keine Mehrheit. Durch neue Arbeitszeitmodelle mit Stundenreduzierung und einer Ausweitung des Überstundenkontos wollte der SSW eine bessere „Work-Life-Balance“ für Beamte erreichen. Begründung für die Ablehnung: zu teuer und wenig realistisch.