Ein Mann trägt bei einer Solidaritätskundgebung ein Shirt mit dem Davidstern.
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Foto: dpa, Fabian Strauch
Der Landtag in Kiel hat ein klares Zeichen gegen Antisemitismus gesetzt. In einer Aktuellen Stunde zum Auftakt der dreitägigen Mai-Sitzung machten Redner aller Fraktionen klar, die Existenz und Sicherheit Israels seien Teil der deutschen Staatsräson. „Wir tolerieren keinen Antisemitismus“, betonte Bildungsministerin Karien Prien (CDU). Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) kann wegen eines Infekts nicht am heutigen Sitzungstag nicht teilnehmen.
Vor dem Hintergrund des sich weiter zuspitzenden Nahost-Konflikts schickte FDP-Fraktionschef Christopher Vogt zwei Botschaften aus dem Parlament. „Wir stehen an der Seite Israels.“ Und: „Wir stellen uns konsequent gegen jeden Antisemitismus.“ Vogt bekannte sich dazu, dass U-Boote und Marineschiffe in Kiel gebaut werden, um das Existenzrecht Israels sicherzustellen. „Ohne schlagkräftige Armee würde es Israel schon lange nicht mehr geben“, so Vogt.
Terror durch nichts zu rechtfertigen
Ähnlich äußerte sich CDU-Fraktionschef Tobias Koch. Er verlangte „fest an der Seite Israels zu stehen“. Die Zeit der Botschaften sei vorbei, nun müsse gehandelt werden. Koch kritisierte zugleich die militärische Aufrüstung der Palästinenser mit Hilfe des Irans. Allein vor diesem Hintergrund müsse es auch weiterhin Rüstungsexporte nach Israel geben. Dieser Terror sei durch nichts zu rechtfertigen und müsse sofort beendet werden, schloss Serpil Midyatli (SPD) an. Leuten, die die Ereignisse in Israel nutzten, um hier gegen Juden zu hetzen, müsse entschieden entgegengetreten werden. „Es gibt keinen Platz in unserer Gesellschaft für Antisemitismus“, unterstrich Midyatli.
Grünen-Fraktionschefin Eka von Kalben warnte davor, Antisemitismus mit Gleichgültigkeit zu begegnen. Die Zahl antisemitischer Straftaten sei 2020 auf den Höchststand seit 2001 angestiegen. Man müsse „die Deckmäntelchen des Antisemitismusses“ enttarnen, delegitimieren und dekonstruieren, so von Kalben.
SSW: „Juristisch mal klare Kante machen“
Lars Harms, Vorsitzender des SSW im Landtag, bezeichnete sich als „großer Verfechter einer Zwei-Staaten-Lösung“ und verlangte eine konsequentere Strafverfolgung. Volksverhetzung, Flaggenverbrennungen oder die Vernichtung eines Staates zu fordern, könnten schon heute hart sanktioniert werden. „Da müssen wir politisch und juristisch mal klare Kante machen“, so Harms.
Er forderte zugleich, alle Initiativen zu unterstützen, die Frieden und Ausgleich wollen. Das könne zum Beispiel auch über einen Jugendaustausch mit Israel und bessere wirtschaftliche und kulturelle Beziehungen geschehen. Und Jörg Nobis vom AfD-Zusammenschluss erklärte, Antisemitismus sei „weniger ein Problem von Rechts als hauptsächlich von Muslimen“.
Mehr Prävention, mehr Behandlung im Unterricht
Ministerin Prien begrüßte das aktuelle Verbot von Vereinen, die die libanesische Hisbollah-Bewegung unterstützen. Rote Linien dürften nicht überschritten werden. Antisemitismus gleich welcher Prägung sei nicht hinnehmbar. Sie sprach sich für mehr Intervention und Repression aus, wo es nötig sei. „Wir müssen die Instrumente des Rechtsstaates nutzen.“ Zugleich seien aber Prävention sowie die Begegnung und das Bauen von Brücken notwendig, sagte die Bildungsministerin. Sie will das Thema zudem stärker im Schulunterricht verankern.