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26. März 2021 – März-Plenum

Sorge um Gesundheit und Belastung der Jüngsten

Home-Schooling, eingeschränkte Sport-Möglichkeiten und weniger Treffen mit Freunden: Die Corona-Pandemie hat den Alltag von Kindern und Jugendlichen verändert. Der Landtag ruft zu mehr Obacht auf.

Eine Mutter hält ihr Kind an der Hand.
Eine Mutter hält ihr Kind an der Hand.
© Foto: dpa, Karl-Josef Hildenbrand

Der Landtag ist sich im Grundsatz einig: Die Rechte von Kindern und Jugendlichen sollen im weiteren Verlauf der Corona-Pandemie stärker berücksichtigt werden. Wie das im Detail geschehen kann, darüber wollen die Abgeordneten im Sozialausschuss intensiv beraten. Grundlage sind zwei der heutigen Debatte zugrundeliegende Anträge zum Thema, ein Antrag von Jamaika und ein Alternativantrag der SPD-Fraktion, die zur weiteren Beratung an den Ausschuss überstellt wurden.

„Fast 85 Prozent aller Kinder und Jugendlichen empfinden diese aktuelle Krise als belastend“, sagte die CDU-Abgeordnete Katja Rathje-Hoffmann in der Aussprache. 40 Prozent der Kinder berichteten zudem, dass sie keinen Sport mehr trieben und überhaupt keine Bewegung mehr hätten. Der Mangel an Bewegung sowie die Ängste und Sorgen der Kinder führten oftmals zu Kopfschmerzen und Niedergeschlagenheit. „Wir brauchen eine Anpassung des Stufenplans“, so die Christdemokratin. Bei Kindern und Jugendlichen bestehe etwa der Wunsch, Jugendzentren als letzte pandemiebedingt zu schließen und so früh wie möglich wieder zu öffnen. Zudem sollten die Einrichtungen auch technisch besser ausgestattet sein.

Garg: „Es gibt nicht nur den Infektionsschutz“

„Wir brauchen eine verbesserte Öffnungsstrategie in der Jugendhilfe“, pflichtete der SPD-Abgeordneter Tobias von Pein seiner Vorrednerin bei. Das erste Mal Zelten, das erste Date – Kindheit und Jugend seien „mehr als Eltern und Schule“. „Es gibt kein Alter, in dem alles so intensiv erlebt wird, wie in der Kindheit“, sagte von Pein. Nicht die Schule solle in den Ferien nachgeholt werden, sondern Lebenserfahrung. Denn „Gesundheitsschutz ist mehr als Pandemieschutz“, so der Sozialdemokrat. Die psychische Gesundheit gehöre auch dazu.

„Es gibt nicht nur den Infektionsschutz“, sagte auch Familienminister Heiner Garg (FDP). Der Schutz der psychischen Gesundheit sei genauso wichtig. „Der Kinderschutz muss auch in der Pandemie aufrechterhalten werden“ so der Liberale. Die Belange älterer Menschen etwa in Pflegeheimen und die von Kindern und Jugendlichen dürften nicht gegeneinander ausgespielt werden.

Garg berichtete über einige Maßnahmen der Landesregierung, die Kinder und Jugendliche in der Pandemie besser unterstützen sollen. So habe Jamaika eine Million Euro für digitale Projekte in der Kinder- und Jugendhilfe bereitgestellt. Die Sprechzeiten des Sorgentelefons für Kinder und Jugendliche seien zudem erweitert worden.

Weitere Redner:
Eka von Kalben (Grüne), Dennys Bornhöft (FDP), Christian Dirschauer (SSW), Frank Brodehl (fraktionslos/LKR)

Die letzte Expertenanhörung des Landtages zur Corona-Pandemie hat die Koalitionsfraktionen dazu bewegt, die Situation von Kindern und Jugendlichen noch stärker zu thematisieren. „Es ist immer erforderlich, das Kindeswohl in der Abwägung zwischen epidemiologischen und sozialen Auswirkungen zu gewichten und diese Abwägung wiederkehrend zu überprüfen“, heißt es in einem Antrag von CDU, Grünen und FDP. Die Landesregierung wird aufgefordert, bei allen Lockdown- und Öffnungsentscheidungen das Wohl und die Bedürfnisse der Heranwachsenden besonders in den Blick zu nehmen.

Es sei richtig, die Öffnung von Kitas und Schulen zu priorisieren, heißt es in dem Antrag, „aber es braucht auch jenseits von schulischer Bildung Treffpunkte für Jugendliche, die sich besonders an ihren Gleichaltrigen orientieren“. In der weiteren Begründung wird auf eine jüngste Online-Befragung im Rahmen der sogenannten Copsy-Studie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) hingewiesen. An der Befragung hatten von Mitte Dezember bis Mitte Januar mehr als 1000 Kinder und Jugendliche sowie mehr als 1600 Eltern teilgenommen.

Sorgen und Ängste nehmen zu

Der Studie zufolge zeigt fast jedes dritte Kind ein knappes Jahr nach Beginn der Corona-Pandemie in Deutschland psychische Auffälligkeiten. Sorgen und Ängste hätten gegenüber einer früheren Befragung noch einmal zugenommen, auch depressive Symptome und psychosomatische Beschwerden wie Kopf- oder Bauchschmerzen seien verstärkt zu beobachten. Vor der Corona-Krise gab es laut Untersuchung lediglich bei zwei von zehn Kindern ein Risiko für psychische Auffälligkeiten.

Weitere Kernergebnisse der Studie, die am 10. März öffentlich vorgestellt wurden: Die Lebensqualität der Kinder und Jugendlichen habe sich weiter verschlechtert. Besonders betroffen seien Kinder aus sozial schwachen Verhältnissen und mit Migrationshintergrund. Auch sei die Ernährung ungesünder, der Konsum von Süßigkeiten habe zugenommen. Und: Viele Kinder würden weniger Sport treiben und dafür mehr Medien konsumieren.

(Stand: 22. März 2021)

Expertenanhörung im Landtag:
Februar 2021

Antrag

Kinder und Jugendliche in der Pandemie besser unterstützen
Antrag der Fraktionen von CDU, Bündnis 90/Die Grünen, FDP – Drucksache 19/2864
Alternativantrag der Fraktion der SPD – Drucksache 19/2891