Der CDU-Abgeordnete Hans-Jörn Arp hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Schleswig-Holstein macht den Weg frei, um Online-Casinos und Internet-Sportwetten deutschlandweit zu erlauben. Der Landtag hat den gemeinsamen Glücksspielstaatsvertrag aller 16 Bundesländer mit großer Mehrheit durchgewunken. Lediglich die SPD stimmte dagegen und protestierte vehement. Ziel des neuen Regelwerks ist es, einen engen rechtlichen Rahmen für die Branche zu schaffen und damit die Spielsucht einzudämmen. Stimmen alle anderen Landesparlamente auch zu, tritt der Vertrag zum 1. Juli in Kraft. Dann endet nach zehn Jahren der schleswig-holsteinische Alleingang in diesem Bereich.
„Wir müssen Onlinespiele in geordnete Bahnen lenken und den Markt ordnen und überwachen“, sagte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU). Glücksspiel im Internet lasse sich nicht verbieten, aber es lasse sich regulieren, so die Ministerin: „Das haben nun auch alle anderen Bundesländer erkannt.“ Der CDU-Abgeordnete Hans-Jörn Arp (CDU) betonte: „Seit Jahrzehnten wird der Markt illegal betrieben, wir wollen ihn kontrollieren.“ Die staatliche Aufsicht über den milliardenschweren Glücksspielmarkt führe auch zu Steuern und Abgaben in den öffentlichen Kassen.
SPD: „Der Spieler verliert immer“
Der SPD-Abgeordnete Kai Dolgner hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Künftig soll es bei Online-Angeboten ein monatliches Limit von 1.000 Euro pro Spieler geben. Zwischen 6:00 und 21:00 Uhr soll es ein Werbeverbot für Glücksspiel in Rundfunk und Internet geben. Gefährdete Zocker werden in einer Sperrdatei erfasst. Eine neue zentrale Glücksspielbehörde mit Sitz in Sachsen-Anhalt soll die Aufsicht über den Markt haben. Über einen „Safe Server“ hat die Behörde Zugriff auf alle Daten, die bei den Glücksspielunternehmen gespeichert sind.
„Das Haus gewinnt immer, der Spieler verliert immer“, fasste Kai Dolgner die SPD-Vorbehalte zusammen. Die Glücksspielbranche sei darauf aus, die Spieler aufs Glatteis zu führen. Gegen die Mechanismen von Anreiz und Nervenkitzel, die am Ende zur Sucht führen könnten, sei niemand gefeit. „Ein generelles Verbot hilft weder dem Spielerschutz noch dem Jugendschutz noch dem Suchtschutz“, erwiderte Jan Marcus Rossa (FDP). Er rief die Sozialdemokraten auf, eigene Lösungen anzubieten, und er verwies darauf, dass auch SPD-geführte Länder den neuen Staatsvertrag unterzeichnet hätten.
Grüne und SSW verteidigen Kurswechsel
Das Anbieten von Online-Glücksspielen war bislang in großen Teilen Deutschlands verboten. Nur Schleswig-Holstein hatte Lizenzen vergeben. Das Gesetz der damaligen schwarz-gelben Koalition aus dem Jahr 2011 wurde nach der Landtagswahl 2012 von der neuen SPD-Grünen-SSW-Koalition wieder aufgehoben, aber die bereits vergebenen Lizenzen blieben in Kraft.
Vertreter der ehemaligen SPD-Partner verteidigten ihren Kurswechsel. „Das Totalverbot ist krachend gescheitert“, sagte Lasse Petersdotter (Grüne). Der illegale Schwarzmarkt sei auf jährlich eine Milliarde Euro angewachsen. „Dieser Markt ist da, und die Menschen, die sich auf diesem Markt befinden, erfahren keinen Schutz.“ Es gelte, sich mit der Realität auseinanderzusetzen und sie nicht zu ignorieren. „Es geht um Prävention und um ein klar begrenztes Spiel“, sagte Lars Harms (SSW). Genau das finde sich im Staatsvertrag wieder. So sei ein Zock-Limit von 1.000 Euro vorgesehen – aktuell gebe es gar kein Limit. Koalitionsvertreter kündigten an, den Glücksspielmarkt weiter zu beobachten und, falls nötig, rechtlich nachzusteuern.