Mikrofone verschiedener Medien sind nebeneinander aufgereiht.
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Foto: dpa, Maurizio Gambarini
Die Landesregierung will die Medien stärker unterstützen und gemeinsam mit Fraktionen, Betroffenen und Sachverständigen Lösungsansätze für die krisengebeutelte Branche erarbeiten. Das erklärte Ministerpräsident Daniel Günther (CDU) bei der Vorstellung des von der Jamaika-Koalition geforderten Berichts zur Situation der Medienlandschaft in Schleswig-Holstein. „Meinungs- und Informationsfreiheit bilden die Grundpfeiler der Demokratie“, hob Günther hervor. Zugleich stellte er den neuen NDR-Staatsvertrag vor.
Insgesamt sind in dem 100-seitigen Papier des öffentlich-rechtlichen Senders 13 Anpassungen und Überarbeitungen vorgesehen. Unter anderem geht es um eine stärkere Bedeutung der Regional- und Minderheitensprachen, die Begrenzung der Amtszeit der Gremienmitglieder und die Wiederwahl der Intendantin oder des Intendanten sowie die Steigerung der Transparenz der Rundfunkratssitzungen. Das gebe dem NDR „einen modernen Regelungsrahmen“, sagte Günther: „Die Reform stellt den NDR für die Zukunft gut auf.“ Schleswig-Holstein sei damit Vorreiter im Bund.
Lage der Medienbranche ist besorgniserregend
Besorgniserregend sei die Entwicklung der Medienlandschaft im Land, merkte der Regierungschef an. Vor allem Printmedien, aber auch elektronische Medien wie das Fernsehen, erreichten immer weniger Leute. Damit drohe „ein Verlust an Vielfalt in der öffentlichen Debatte und bei der Information der Bürgerinnen und Bürger über Ereignisse und Entwicklungen gerade auch in ihrer unmittelbaren Nähe“, so Günther. Er forderte, „neue Denk- und Lösungsansätze“ zu diskutieren und lokale und regionale Angebote „sinnvoll zu unterstützen“.
Tim Brockmann (CDU), mahnte, lokale und regionale Medien zu stärken, ohne „das Gebot der Staatsferne“ aus den Augen zu verlieren. Nun gelte es, im Ausschuss über eine bereits beschlossene schriftliche Anhörung weitere Informationen zur Situation der Medien zu erhalten, so Brockmann: „Wir wollen einen Beitrag für die kreative Medienlandschaft leisten und positive Impulse setzen.“ Den NDR-Vertrag nannte er „sehr gelungen“. Auch Volker Schnurrbusch (AfD) lobte „eine Reihe von Verbesserungen“ in dem Papier. Kritisch sehe er, dass dem Sender nun „Sponsoring“ ermöglicht werde. Damit verliere der NDR „in diesem Feld seine weiße Weste“.
Grüne: Zukunft des Journalismus liegt nicht im kostenlosen IPad
Für Stefan Weber (SPD) hingegen wurden „Chancen verpasst“. Ihm fehlten einige Punkte in der Novellierung, etwa bei der paritätischen Besetzung der Gremien. Auch bei der Barrierefreiheit des NDR gebe es „Luft nach oben“. Zudem seien im Bericht zur Medienlandschaft keine Handlungsoptionen vorhanden. „Welche Schlüsse zieht die Landesregierung aus der Lage?“, fragte Weber.
Lasse Petersdotter (Grüne) sprach von einer „dramatischen Lage“ der Medienlandschaft. Diese habe in Schleswig-Holstein „ein ernstes Problem“. Die Vielfalt werde immer geringer, in manchen Orten gebe es nicht mal mehr eine Tageszeitung. Zudem verliere der Beruf des Journalisten immer mehr an Attraktivität. Im Bericht fehlten Informationen über die Honorarsituation von freien Journalisten, über Betriebsräte und Personalkürzungen in den Redaktionen. „Die Zukunft des Journalismus liegt im guten Journalisten und nicht im kostenlosen IPad bei einem Abo-Abschluss“, betonte Petersdotter.
FDP beklagt Wettbewerbsverzerrung
Jan Marcus Rossa (FDP) forderte eine Begrenzung von digitalen Angeboten bei beitragsfinanzierten Medien wie dem öffentlichen Rundfunk. Es könne nicht angehen, dass die Bürger bei privaten Medien für Informationen zahlen müssen, wenn sie diese an anderer Stelle kostenfrei erhielten. „Das ist eine klare Wettbewerbsverzerrung“, unterstrich er. Den neuen Medienstaatsvertrag kritisierte Rossa daher deutlich. Er verschärfe diese Lage weiter. Der Staat aber müsse „für einen fairen Wettbewerb sorgen oder unfairen Wettbewerb unterbinden“.
Lars Harms (SSW) freute sich besonders über den neuen Passus zugunsten der Minderheitensprachen in den Programmen des NDR. Diese Verpflichtung gilt für das gesamte Angebot, nicht nur im Internet, sondern auch im Radio- und Fernsehprogramm, stellte er klar. „Nun müssen den Formulierungen auch Taten folgen.“ Harms regte regelmäßige Treffen des NDR mit Minderheitensprachen-Vertretern an. Ziel sei ein Umfang der Minderheitensprachen, wie es ihn schon jetzt für Niederdeutsch gebe.
Sowohl der Gesetzentwurf zum NDR-Staatsvertrag wie auch der Bericht wurden dem Innen- und Rechtsausschuss überwiesen.