Blick auf eine gehäkelte Kippa auf dem Kopf eines Juden
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Foto: dpa, Frederico Gamberini
Angesichts des Festjahres 1700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland hat sich der Landtag klar gegen Antisemitismus ausgesprochen und Tendenzen des Wiedererstarkens von Gewalt gegen Juden verurteilt. Einstimmig wurde ein fraktionsübergreifender Antrag angenommen. Darin erkennt der Landtag die dauerhafte Verpflichtung an, jüdisches Leben in Schleswig-Holstein zu fördern.
Kulturministerin Karin Prien (CDU) erklärte, antisemitische Taten müssten nicht nur konsequent strafrechtlich verfolgt werden, es gelte auch, das gesellschaftliche Bewusstsein zu ändern und Unkenntnis abzubauen. „Wir müssen aufhören, Juden als ´die Anderen´ zu sehen“, sagte sie. Das sei „eine gesamtgesellschaftliche Querschnittsaufgabe“, die in der Schule beginne.
Runder Tisch wird eingerichtet
Daher habe ihr Haus „Lehrpläne durchforstet“, um das Thema stärker in den Unterricht einzubinden. Wichtig, so betonte die Ministerin, seien aber auch „Begegnungsformate“. So könnten Berührungsängste abgebaut werden. Prien: „Es gibt kein Wir und sie. Wir sind sie. Und wer uns angreift, wird unsere erbitterte Gegenwehr spüren.“
Der Landtag ruft zudem dazu auf, anlässlich des Jubiläums einen Runden Tisch zum Thema jüdisches Leben und gegen Antisemitismus einzurichten, der gemeinsam mit den jüdischen Gemeinden durch Landtagspräsident Klaus Schlie und dem Beauftragten für das jüdische Leben und gegen Antisemitismus, Peter Harry Carstensen (CDU) einberufen werden soll.
Mit einem Online-Gespräch hatten Prien und Carstensen das Festjahr „1700 Jahre jüdisches Leben in Deutschland“ unter dem Motto „Shalom und Moin“ am Dienstag in Kiel eröffnet. Im Gespräch ging es vor allem um die Frage, wie die Bürger für ein normales jüdisches Leben sensibilisiert werden können.
Weitere Stimmen aus dem Plenum:
Ralf Stegner (SPD):
Das konsequente Bekenntnis zur gemeinsamen Ächtung von jeder Form von Antisemitismus ist unsere gemeinsame Aufgabe als Demokratinnen und Demokraten in diesem Parlament. Das gilt übrigens erst recht, so lange in unserem Landtag noch rechtsradikale Abgeordnete sitzen, die zum Teil sogar in engem Kontakt zu Holocaustleugnern stehen.
Die Grünen-Politikerin Aminata Touré hält eine Rede im Plenarsaal des Schleswig-Holsteinischen Landtages.
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Foto: Michael August
Tobias von der Heide (CDU):
Ich will, dass man in Schleswig-Holstein Kippa oder Davidstern offen auf der Straße zeigen kann, ohne dass man sich Sorgen um die eigene Sicherheit machen muss. In Schleswig-Holstein wollen wir jüdisches Leben sichtbar machen und stärken. Dafür haben wir in den vergangenen Jahren viel erreicht. Wir haben einen neuen Staatsvertrag mit den jüdischen Landesverbänden abgeschlossen, der die gleichwertige Anerkennung und Zusammenarbeit noch einmal erneuert hat.
Jan-Marcus Rossa (FDP):
Es gilt zu bekennen, dass das Judentum Teil der deutschen Geschichte und unverzichtbarer Teil der deutschen Kultur ist. Wir haben jüdisches Leben in Deutschland zu schützen und zu fördern. Das gilt für jeden Einzelnen in diesem Land. Denn die Gefahr von Anschlägen ist leider immer noch ständig präsent.
Lars Harms (SSW):
Ich möchte für den SSW festhalten, dass es für
uns unstrittig bleibt, dass wir als deutsche Staatsbürger auch heute noch Verantwortung übernehmen müssen. Da denke ich zum einen an Besuche unserer Schulklassen an Gedächtnisorte. Das Land stellt dafür Gelder bereit. Wir müssen aber darüber hinaus auch der jüdisch-arabischen Verständigungsarbeit unterstützend beiseite stehen.