Nach Willen der Landesregierung sollen Notkredite in Höhe von einer Milliarde Euro in den 14-Milliarden-Etat einfließen. Hinzu kommen neue Schulden von gut 250 Millionen Euro. Gleichzeitig will die Koalition aus CDU, Grünen und FDP neue Stellen in der Verwaltung und im Bildungsbereich schaffen, um den Staat für die aktuellen Herausforderungen zu wappnen. Im Finanzausschuss stimmten die Jamaika-Fraktionen und der SSW für den Etat, die SPD enthielt sich. Wegen der Corona-Notlage hatte der Landtag im vergangenen Jahr mit großer Mehrheit die strengen Vorgaben der Schuldenbremse außer Kraft gesetzt und einen Kreditrahmen von insgesamt 5,5 Milliarden Euro bewilligt.
Der Landtag berät den Haushaltsentwurf in Dritter Lesung. Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte, dass ein Gesetz im Landtag nach drei Lesungen verabschiedet wird. Zuletzt war dies beim Glücksspielgesetz im Jahr 2011 der Fall. Die Dritte Lesung war nötig geworden, nachdem die Landesregierung nachträglich verschiedene Gesetzesänderungen in die Haushaltsberatungen eingebracht hatte. Betroffen sind die Landeshaushaltsordnung, das Besoldungsgesetz, das Kindertagesförderungsgesetz und das Gesetz über die Landwirtschaftskammer. Die Änderungsentwürfe hatte der Landtag in der Zweiten Lesung Anfang Februar in die Beratungen aufgenommen.
Die Ausgaben steigen auf 14,4 Milliarden Euro
Im Ausschuss haben sowohl die Landesregierung als auch die Fraktionen Änderungsvorschläge gegenüber dem Ursprungsentwurf vom vergangenen Oktober eingebracht. Diese Anträge stehen nun im Plenum zur Abstimmung. Die Landesregierung hat über die sogenannte Nachschiebeliste den Notkredit von einer Milliarde Euro beantragt. Davon sind 507 Millionen Euro für Corona-Nothilfen bestimmt, etwa für die Wirtschaft, die Kultur, den Sport und den Infektionsschutz. 393 Millionen Euro sind zur Abfederung von Steuermindereinnahmen eingeplant. Davon sollen 83 Millionen an die Kommunen gehen. Weitere 89 Millionen Euro sollen in die Infrastruktur fließen.
Nunmehr rechnet das Finanzministerium mit bereinigten Einnahmen von 14,1 Milliarden Euro und Ausgaben von 14,4 Milliarden. Zum Vergleich: Der Haushalt 2020 hatte ein Volumen von 13,02 Milliarden. Die Netto-Neuverschuldung beträgt 257 Millionen Euro, 89 Millionen weniger als mit dem Etatentwurf zunächst vorgesehen. Die Einnahmeerwartung des Landes war mit der November-Steuerschätzung um rund 78 Millionen Euro gestiegen. Zudem werden weitere Altlasten aus der HSH Nordbank in Höhe von 288 Millionen Euro in den Haushalt überführt. Die Investitionsquote beträgt 10,5 Prozent.
Neue Stellen für Schulen, Polizei und Verwaltung
Ein Kernpunkt in den Haushaltsplänen der Landesregierung: Das Land soll 474 zusätzliche Stellen vorrangig für Bildung, Digitalisierung, Polizeinachwuchs, Justiz und die allgemeine Verwaltung schaffen. Allein 250 dieser Stellen sind für die Digitalisierung des Schulunterrichts gedacht. Schon zuvor waren im Entwurf 327 neue Stellen überwiegend für Polizei, Justiz und Steuerverwaltung eingeplant.
Die Jamaika-Fraktionen haben den Regierungsentwurf an einigen Stellen abgeändert. So sollen für 250.000 Euro fünf neue Stellen beim Verfassungsschutz zur Beobachtung des Internets geschaffen werden. Weitere fünf Planstellen soll es zur Einrichtung von Sportklassen an Schulen geben. 1,5 Millionen Euro zusätzlich gibt es für die Erzieherausbildung. 120.000 Euro werden bereitgestellt, damit Studenten aus bedürftigen Verhältnissen eine Studienstarthilfe von 800 Euro beantragen können. Für 350.000 Euro sollen Landwirte über den Umgang mit den neuen Richtlinien zum Gewässerschutz beraten werden. Und: Die Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup, die KZ-Gedenkstätte Springhirsch sowie das Museums-Feuerschiff „Fehmarnbelt“ erhalten zusätzliches Geld.
SPD will Gratis-Fahrten zum Impftermin
Die SPD hat Haushaltsanträge in Höhe von 103,7 Millionen Euro vorgelegt. Der Betrag soll größtenteils durch Änderungen an den Haushaltsplänen der Regierung gegenfinanziert werden. 31 Millionen Euro sollen aus den Corona-Krediten genommen werden. Die Oppositionsfraktion fordert 11,5 Millionen Euro, um kostenlose FFP2-Masken für alle Menschen im Lande zwischen sechs und sechzig Jahren anzuschaffen. 29 Millionen Euro sollen in ein beitragsfreies Krippenjahr fließen und 27 Millionen für die Sanierung von Radwegen verwendet werden. Taxi-Fahrten für Ältere zu Impfterminen sollen ebenfalls kostenlos sein. Kosten: acht Millionen Euro. Fünf Millionen Euro sieht die SPD für Landgasthöfe vor. Zudem will die SPD 1,2 Millionen Euro in den Haushalt einstellen, um präventive Hausbesuche bei einsamen Menschen über 75 Jahren zu ermöglichen.
Weiter beantragt die SPD 500.000 Euro, um Pflegekräfte zu unterstützen, die sich im Bereich Palliativpflege weiterbilden wollen. Über einige der SPD-Forderungen berät der Landtag auch in separaten Debatten in dieser Tagung. SSW und AfD haben bis Montag-Vormittag keine Haushaltsanträge vorgelegt.
Weitere Themen der Haushaltsdebatte: Das Finanzministerium legt die Finanzplanung bis zum Jahr 2029 vor. Demnach sollen jedes Jahr Summen im dreistelligen Millionenbereich aus dem Corona-Notkredit in den regulären Haushalt einfließen. Im kommenden Jahr 2022 sollen es 888 Millionen Euro sein. Zudem legt das Finanzministerium weitere Berichte über den Haushaltsabschluss 2019 sowie über den Versorgungsfonds des Landes vor.
Personalmanagement-Bericht: Mehr Frauen als Männer
Ebenfalls Thema der Haushaltsdebatte ist die Personalplanung. Einmal pro Jahr gibt das Land Auskunft über ihr Personal. Der aktuelle Bericht mit dem Titel „Personalstruktur- und Personalmanagementbericht 2020“ führt Zahlenmaterial für das Jahr 2019 an. Demnach gab es in diesem Jahr 71.965 Beschäftigte in der öffentlichen Verwaltung – Landtag und den Landesrechnungshof nicht eingerechnet. Die meisten Stellen, exakt 41.511, sind von Frauen besetzt, 30.454 von Männern. Das ergibt ein prozentuales Verhältnis von knapp 58 zu rund 42 Prozent. Ausgewiesen ist ein Beschäftigungszuwachs im Vergleich zum Vorjahr 2018 um 860 (+1,2 Prozent).
Auch die Teilzeitbeschäftigung ist laut dem knapp 100-seitigen Bericht im Vergleich zum Vorjahr gestiegen: Die Teilzeitquote beträgt insgesamt 33,39 Prozent (+1,39 Prozent). Während die Frauen zu 47,47 Prozent teilzeitbeschäftigt sind, beträgt die Quote bei den Männern 14,20 Prozent. Die meisten öffentlich Beschäftigten sind im Bereich des Bildungsministeriums tätig. Dort arbeiten 32.306 Personen, darunter 26.570 Beamte, gefolgt vom Innenressort mit 10.634 Personen und dem Justizressort mit 6.237 Personen. Insgesamt ist die Zahl der im Landesdienst tätigen Beamten mit 46.120 Dienstverhältnissen deutlich höher als die Zahl der Tarifbeschäftigten mit 25.845 Beschäftigungsverhältnissen.
(22. Februar 2021)
Haushaltsdebatte Erste Lesung:
Oktober 2020 (Haushalt 2021/1. Lesung)
Vorherige Debatte zum Thema (Haushaltsrechnung):
Dezember 2018 (Verabschiedung Haushalt 2019)
Vorherige Debatten zum Thema Palliativ-Medizin:
Oktober 2020 (Bericht Palliativmedizin)
November 2019 (Palliative-Care Fortbildung)
Vorherige Meldung zum Thema Personalmanagement:
Januar 2020 (Berichtsjahr 2018/ohne Aussprache)