Die SPD-Fraktion ist mit ihrem Vorstoß, das Mietenmoratorium bis zum Ende der Corona-Pandemie zu verlängern, auf Ablehnung gestoßen. Dennoch zeigten sich die übrigen Fraktionen offen, andere Lösungen für Mieter zu finden, die pandemiebedingt in Zahlungsverzug geraten sind. Der Antrag der Sozialdemokraten wird im Innen- und Rechtausschuss sowie im Sozial- und Wirtschaftsausschuss weiter beraten.
„Es gibt zehn Millionen Haushalte im gesamten Bundesgebiet, die über keine Rücklagen verfügen“, sagte SPD-Abgeordnete Özlem Ünsal. Die Lage sei ernst. Das betreffe neben privaten Mietern, die etwa von Kurzarbeit betroffen seien, auch gewerbliche Mieter aus der Gastronomie oder dem Hotelgewerbe. Darum appellierten neben dem Mieterbund (DMB) auch der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (DEHOGA) an die Politik, das Moratorium zu verlängern. Den Widerstand der CDU-Fraktion nannte Ünsal „unerklärbar“ und „zutiefst unsolidarisch“.
Nur ein teures Darlehen
„Das Mieten-Moratorium ist ein sehr teures Darlehen“, entgegnete der CDU-Abgeordnete Lukas Kilian. Viele Menschen hätten fälschlicherweise angenommen, dass sie nun keine Miete mehr zahlen müssten. Dabei schreibe das Gesetz dem Mieter keine Stundung der Mietzahlung vor. „Die Zahlungspflicht bleibt bestehen, die Rechnungen sind datiert, es fallen Verzugszinsen an“, so Kilian weiter. Werde ein Mieter verklagt, könne eine Warmmiete von 500 Euro im Monat mit Zinsen und Gerichtskosten schnell auf einen Betrag von 2500 Euro aufwachsen.
Zudem kritisierte er die Folgen des Moratoriums vor allem für private Vermieter. Wer mit Mieteinkünften etwa seine Rente aufbessere, für den gebe es kein Netz. „Das, was Sie hier fordern, die dauerhafte Abwälzung der Kosten auf die Vermieter – und ein Ende der Pandemie ist nicht absehbar – das ist absolut falsche Politik“, so Kilian.
Sozialsysteme funktionieren
„Es wird erheblich geholfen“, sagte Justizminister Claus-Christian Claussen (CDU). Ab 13. März sei das Kurzarbeitergeld „erheblich ausgeweitet und bis Ende des nächsten Jahres verlängert worden“. Zudem sei es schneller und einfacher an Sozialleistungen zu kommen als noch zu Beginn der Pandemie. Das betreffe neben Leistungen zum ALG II auch das Wohngeld. Zwischen März und August seien die Bezüge von Wohngeld verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um etwa die Hälfte gestiegen. „Unsere Sozialsysteme funktionieren“, sagte Claussen.
Weitere Redner:
Andreas Tietze (Grüne), Jan Marcus Rossa (FDP), Lars Harms (SSW), Jörg Nobis (Abgeordneter der AfD)