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19. November 2020 – November-Plenum

Start-ups starten nicht von selbst durch

Auch in der Krise will das Land Start-ups fördern. Über die Intensität der Hilfestellungen gibt es aber unterschiedliche Auffassungen. Die Opposition bemängelt: Schleswig-Holstein hinkt hinterher.

Ein Pfeil zeigt auf der Digital-Konferenz Next Berlin 2013 den Weg zur Bühne für Start-ups.
Ein Pfeil zeigt auf der Digital-Konferenz Next Berlin 2013 den Weg zur Bühne für Start-ups.
© Foto: dpa, jens Kalaene

Im Grundsatz ist sich der Landtag einig. Wer ein Unternehmen gründet beziehungsweise mit einem Start-up an den Markt geht, soll gerade auch in Corona-Zeiten besser unterstützt werden. Ein Acht-Punkte-Antrag der Jamaika-Koalition zu dem Thema geht der Opposition aber nicht weit genug.

CDU, Grüne und FDP fordern unter anderem ein Gründungssemester in allen Studiengängen an den Hochschulen, eine studentische Gründungsgesellschaft, die Anpassung von Förder- und Unterstützungsprogrammen auf sozialunternehmerische Geschäftsmodelle oder den Ausbau von Beratungsmöglichkeiten. Unternehmensgründungen seien für eine Volkswirtschaft „von großem Wert“ und „Jobmotoren“, unterstrich Dennys Bornhöft (FDP).

„Wir sind nicht wirklich sexy“

Joschka Knuth (Grüne) betonte, man könne „sehr stolz sein“ auf die lebendige Szene im Land. Ein Ziel müsse es sein, die Zahl der Gründerinnen auf das Niveau der Gründer zu heben. Es gelte zudem, die Innovationskraft des Landes auszubauen, um „gegenüber China und den USA zu bestehen“, schloss Anette Röttger (CDU) an. Heiner Dunckel (SPD) hielt den Koalitionsfraktion und der Landesregierung entgegen, Schleswig-Holstein belege im Ländervergleich eher einen hinteren Platz.

Hamburg sei für Gründer als Ballungsraum attraktiver – „Wir sind nicht wirklich sexy“, so Dunckel. Er forderte konkretere Maßnahmen wie zusätzliche Stipendienprogramme, mehr Wagniskapital oder ein Stärken der Patentverwertungsagentur. „Nur den Gründergeist zu beschwören, reicht nicht aus“. Jette Waldinger-Thiering (SSW) fügte an: Die Jamaika-Koalition verorte die Thematik ausschließlich bei den Hochschulen, nicht alle Existenzgründer würden von den regierungstragenden Fraktionen bedacht. Gründer seien aber mehr als Akademiker oder Meiste: Auch Frisöre oder landwirtschaftliche Betriebe könnten Start-ups sein, merkt die SSW-Politikerin an.

Prien: Gründergeist ist Kulturfrage

Wissenschaftsministerin Karin Prien (CDU) forderte, schon in der Kindheit an den Schulen Kreativität und Eigenständigkeit zu stärken. Gründergeist sei „eine Kulturfrage“. Es gehe darum, sein Leben in die Hand zu nehmen, sein Umfeld zu gestalten und Verantwortung zu übernehmen. Es gebe im Land „eine gute Ausgangsbasis“, sagte die Ministerin und führte mehrere Beispiele an, wie etwa Gründer-Scouts an der Kieler Uni.

Der Wirtschafts- und der Bildungsausschuss beraten weiter.

Die Koalitionsfraktionen wollen den „Gründergeist“ in Schleswig-Holstein weiter stärken. „Start-ups sind ein wichtiger Bestandteil und Zukunftsfaktor der Wirtschaft Schleswig-Holsteins“, heißt es in einem entsprechenden Antrag von CDU, Grünen und FDP. In dem Papier werden acht Handlungsfelder aufgeführt, die Existenzgründungen vorbereiten und begleiten sollen. Unter anderem wird ein Gründungssemester in allen Studiengängen an den Hochschulen, eine studentische Gründungsgesellschaft, die Anpassung von Förder- und Unterstützungsprogrammen auf sozialunternehmerische Geschäftsmodelle oder der Ausbau von Beratungsmöglichkeiten angeregt.

Start-ups, die sich von anderen Gründungen vor allem durch Innovationen unterscheiden, schaffen laut Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) im Schnitt 14 neue Arbeitsplätze. Schleswig-Holstein biete nicht zuletzt wegen seiner vielen Hochschulen und Forschungseinrichtungen ein ideales Gründungsklima, ließ der Minister Mitte Oktober wissen. Und: Junge innovative Unternehmen in Schleswig-Holstein kommen seiner Einschätzung nach in der Corona-Pandemie überdurchschnittlich gut zurecht. „Sowohl der jüngste Deutsche Start-up-Monitor als auch die Zahlen der Bankengruppe KfW belegen, dass Gründerinnen und Gründer zwar von den aktuellen wirtschaftlichen Einschränkungen hart getroffen werden, aber weitaus optimistischer sind als die etablierte Wirtschaft“, sagte Buchholz.

Beratung kommt an

Buchholz zufolge werden Start-ups weder bundes- noch landesweit statistisch gesondert erfasst. Ihre Zahl werde in Schleswig-Holstein auf aktuell einige Hundert geschätzt. Beim Deutschen Start-up-Monitor (DSM) kamen von bundesweit knapp 5000 befragten Gründern kamen erstmals knapp 200 aus Schleswig-Holstein, so der Minister. Das würde auch die steigende Zahl von Beratungsgesprächen innerhalb des landesweiten Netzwerks Startup.SH belegen. Allein im Raum Lübeck habe es bislang 111 Beratungsgespräche und damit einen Anstieg zum Vorjahr um über 40 Prozent gegeben. Das breite Beratungsangebot im Land sei „eine tragende Säule“ der positiven Entwicklung im Norden.

Dem Beratungs-Verein StartUp.SH gehören laut dem Wirtschaftsminister aktuell 26 Partner aus Hochschulen, Wirtschaftsförderung und Wirtschaft an. Zudem unterhalte das Land zusammen mit Hamburg eine Kooperation mit dem Silicon Valley in San Francisco, wo jährlich über Wettbewerbe bis zu zehn Gründer aus Schleswig-Holstein mit Profis an ihren Geschäftsmodellen feilen könnten.

(Stand: 16. November 2020)

Vorherige Debatte zum Thema:
Juni 2019

Antrag

Gründungsgeist im Land weiter stärken
Antrag der Fraktionen von CDU, B´90/Die Grünen und FDP – Drucksache 19/2509