Ein Stapel mit Euro-Scheinen
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Foto: Andreas Hermsdorf, pixelio.de
Das Geld von verwaisten Bankkonten soll der Allgemeinheit zugutekommen. Darüber besteht breite Einigkeit im Landtag. Umstritten ist, welche Zwecke gefördert werden sollen. Jamaika will die „sozialökologische Innovation“ und Start-ups fördern, die SPD bringt eine Stiftung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus ins Spiel. Im Finanzausschuss geht die Diskussion jetzt weiter. Ziel ist eine Bundesratsinitiative.
Es geht um schätzungsweise zwei bis neun Milliarden Euro, die in Deutschland auf etwa 250.000 Konten liegen, deren Eigentümer nicht bekannt sind. Der Kontakt zur Bank ist in einigen Fällen nach einem Umzug abgebrochen, oder das Konto gehört Erben, die nichts von dieser Hinterlassenschaft wissen. Bislang geht das Geld an die Bank, wenn 30 Jahre lang keine Bewegung auf dem Konto verzeichnet wurde.
Eigentümer sollen ihre Ansprüche behalten
Das Geld könne sinnvoller ausgegeben werden, als dass es in der Bank „versinkt“, so Lasse Petersdotter (Grüne). Nach den Vorstellungen von Jamaika soll es ein Register geben, in dem die betroffenen Konten erfasst werden. Damit sei es auch leichter, möglicherweise noch bestehende Ansprüche abzuklären. Denn die Eigentümer behielten ihr Anrecht auf das Geld, auch wenn sie erst nach Jahrzehnten davon erführen, wie Ole Plambeck (CDU) betonte: „Daran wollen wir nicht rütteln.“
Die Zahl der „nachrichtenlosen Konten“ nehme in jüngster Zeit zu, so Annabell Krämer (FDP), und das liege auch an der Digitalisierung im Bankwesen: „Den Erben fällt kein physisches Sparbuch mehr in die Hände.“ Es sei immer schwierig, Investoren für Sozialprojekte zu finden, meinte Lars Harms (SSW). Das herrenlose Geld könne dazu dienen, „um in unsere Zukunft zu investieren“.
„Oftmals jüdisches Vermögen“
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) nannte es „eigenartig“, dass bei den Banken zuletzt die Bereitschaft gestiegen sei, über dieses Thema zu reden. Das liege am Negativzins und daran, dass die Konten nur noch Arbeit machten aber keinen Profit mehr abwürfen, argwöhnte Heinold.
Von einem „brisanten Schatz“ sprach Stefan Weber (SPD). Vielfach gehe es um jüdisches Vermögen, das den Besitzern in der NS-Zeit abhandengekommen sei. Dies dürften die Banken „nicht stillschweigend einbehalten“. Alle Redner beklagten, dass Deutschland, anders als zahlreiche andere Länder, noch kein Register für das herrenlose Geld habe. In den USA werde das Konto bereits nach einem Jahr ohne Buchung für allgemeine Zwecke verwendet, in der Schweiz, Japan und Korea seien es zehn bis 15 Jahre.