Die CDU-Abgeordnete Anette Röttger hält eine Rede im Plenarsaal des Kieler Landtsages.
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Foto: Thomas Eisenkrätzer
Mehr deutsch-deutsche Geschichte in der Schule
Die deutsche Teilung und der Einheitsprozess sollen im Schulunterricht eine größere Rolle spielen. Das hat der Landtag anlässlich des 30. Jahrestags der Wiedervereinigung gefordert. Basis war ein gemeinsamer Antrag von Jamaika, SPD und SSW. Demnach soll das Thema in den Fächern Geschichte und Wirtschaft/Politik stärker berücksichtigt werden, und mehr Schüler sollen sich vor Ort ein Bild machen, etwa im „Grenzhus Schlagsdorf“ in Mecklenburg-Vorpommern oder in der Grenzdokumentationsstätte Lübeck-Schlutup. Zudem soll es mehr Fortbildungsangebote für Lehrer geben.
„Diejenigen, die in den 80er Jahren oder später geboren wurden, müssen lernen, die deutsche Einheit zu verstehen“, sagte Anette Röttger (CDU). Eka von Kalben (Grüne) betonte: „Wir sind ein Land mit einer gemeinsamen Geschichte in zwei Unterkapiteln.“ Das müsse den Jüngeren vermittelt werden. „Das, was richtiggemacht wurde, kommt in der Außendarstellung leider oft viel zu kurz“, so Lars Harms (SSW). Er verwies auf die ostdeutschen Beiträge zum vereinten Deutschland, etwa die weiter vorangeschrittene Gleichberechtigung der Frau und die bessere Kinderbetreuung.
„Mut zur eigenen Meinung“ soll gestärkt werden
SPD-Fraktionschef Ralf Stegner mahnte, neben den positiven auch die negativen Aspekte der Einheit zu berücksichtigen. Die Ostdeutschen hätten persönliche Freiheiten gewonnen, und getrennte Familien seien zusammengekommen – aber der Osten sei heute auch von Ernüchterung, Abwanderung und einer „Distanz zur Werteordnung der Bundesrepublik“ geprägt. Vor einer „Verklärung des DDR-Regimes“ warnte Christopher Vogt (FDP): „Statt Verklärung brauchen wir mehr Aufklärung für die heutige Jugend.“ Es müsse darum gehen, „politisch-historische und Demokratiebildung an unseren Schulen zu stärken“, unterstrich Bildungsministerin Karin Prien (CDU). Ziel sei es, die „Schüler überall im Land diskursfähig zu machen und ihnen den Mut zur eigenen Meinung beizubringen“.
Die AfD forderte in einem eigenen Antrag, Zeitzeugen in den Unterricht einzubinden und „die Erinnerung an die totalitäre sozialistische Staatsform“ in Angeboten der politischen Bildung wachzuhalten. Ehemalige DDR-Bürger könnten den Schülern vermitteln, so der Abgeordnete Frank Brodehl, wie sich die Planwirtschaft auf die Kreativität ausgewirkt habe oder wie es war, im „Widerspruch zwischen Angstkultur und Jubelpropaganda“ zu leben. Der AfD-Antrag wurde abgelehnt, der überfraktionelle Antrag wurde einstimmig angenommen.