Das Kieler Rathaus (l) und das Opernhaus werden im Rahmen der Aktion der Veranstaltungsbranche "Night of Light" rot beleuchtet.
©
Foto: dpa, Frank Molter
Der Landtag will der durch die Corona-Krise besonders gebeutelten Veranstaltungsbranche stärker unter die Arme greifen und ihr „Perspektiven geben“. Er könne sich unter anderem vorstellen, den Härtefallfonds aufzustocken, erklärte Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) in einer von der SPD angestoßenen Debatte. Parteiübergreifend gelobt wurden die kreativen Bemühungen von Schaustellern, Licht- und Bühnentechnikern und Co.
„Die Unternehmen in diesem Bereich waren im März die ersten, die aufhören mussten zu arbeiten. Und sie werden mit ziemlicher Sicherheit die letzten sein, die zu so etwas wie Normalität zurückkehren können“, erklärte Ralf Stegner (SPD), der einheitlichere Vorgaben anmahnte: „Wenn ein Event in verschiedenen Bundesländern stattfindet und jedes Mal komplett neu konzipiert werden muss, um zur jeweiligen Landesverordnung zu passen, dann ist das eine Form von Kleinstaaterei, für die wir keinerlei Verständnis haben.“ An der Veranstaltungsbranche hingen in Deutschland rund zwei Millionen Arbeitsplätze und damit mehr als in der Autoindustrie. Und auch in Schleswig-Holstein seien tausende Arbeitsplätze und Existenzen in Gefahr.
Jamaika-Koalition bringt eigenen Antrag ein
Die Event-Szene stehe vor „massiven Herausforderungen“, konstatierte auch Hartmut Hamerich (CDU). Er forderte unter anderem mehr Rechtssicherheit und eine einheitliche Musterverordnung, sonst würden „50 Prozent der Betriebe die Pandemie nicht überstehen“. Die Jamaika-Koalition brachte einen eigenen Antrag ein, der die Landesregierung bittet, den Dialog mit der Veranstaltungsbrache fortzuführen und weiterhin Rahmenbedingungen zu schaffen, die die wirtschaftliche Betätigung der Veranstaltungsbranche verbessern.
Der Bereich sei allerdings manchmal nicht so leicht abzugrenzen, etwa vom Hotel- und Gaststättenbereich, machten Joschka Knuth (Grüne) und Christopher Vogt (FDP) deutlich. Daher müssten Förderungen vereinfacht und bürokratische Hürden abgebaut werden, forderte Knuth. „Wir werden die Wirtschaftshilfen verlängern und anpassen müssen“, prognostizierte Vogt. Dafür sprachen sich auch Volker Schnurrbusch (AfD) und Christian Dirschauer (SSW) aus. „Die Meldung aus Berlin, nach der die Überbrückungshilfe bis Dezember fortgesetzt wird, stimmt mich zumindest vorsichtig optimistisch“, sagte Dirschauer.
Minister: Hilfen nur für gesunde Unternehmen
Wirtschaftsminister Bernd Buchholz (FDP) warnte davor, durch Hilfsgelder alle Firmen durch die Krise zu bringen. „Es kann nicht darum gehen, das eine oder andere Unternehmen mitzunehmen, das eigentlich möglicherweise auch in normalen Zeiten Schwierigkeiten gehabt hätte“, so der Minister auch angesichts sinkender Insolvenzzahlen im Land. Grundsätzlich sei die Lage in Schleswig-Holstein „robust“. Mit einem Einbruch von 3,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts stünde Schleswig-Holstein besser da als andere Bundesländer.
Zu einer möglichen Aufstockung des Härtefallfonds des Landes, der aktuell 65 Millionen Euro beträgt, sagte Buchholz: „Das wäre nicht falsch.“ Er dankte auch der Großen Koalition aus CDU/CSU und SPD in Berlin, die bereits einiges für die Branche auf den Weg gebracht habe. „Alle retten werden wir nicht, aber wir tun so viel wie möglich“, so Buchholz. Der Wirtschaftsausschuss berät beide Anträge weiter.