Ein Mann tippt die Linke Taste seiner Computermaus an (Aufnahme mit Blitzlicht und Langzeitbelichtung).
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Foto: dpa, Christophe Gateau
Im Jahr 2023 sollen Bürger in Deutschland alle 6000 Verwaltungsdienstleistungen in 575 Fachverfahren auch online in Anspruch nehmen können. Die Umsetzung des dahinterstehenden, 2017 beschlossenen Onlinezugangsgesetzes (OZG) sei „eine echte Mammutaufgabe“, aber Schleswig-Holstein spiele „im Konzert der Länder ganz vorne“ mit, erklärte Digitalisierungsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) in einem von der Jamaika-Koalition geforderten mündlichen Bericht zum Sachstand. Schon jetzt richten sich seinen Worten nach andere Länder an Schleswig-Holstein aus. Die Opposition zeigte sich skeptisch. Die SPD mahnte mehr Bürgernähe an, der SSW sprach von einem unrealistischen Zeitplan.
Die Bundesländer haben sich nach Angeben des Ministers die Aufgaben geteilt. Was ein Land erarbeitet, soll in die anderen Länder übernommen werden. Laut Albrecht gehe die Landesregierung mit vier zentralen Handlungsfeldern „mit hoher Motivation“ ins zweite Jahr. So sei Schleswig-Holstein primär seit 2018 für die Umsetzung von Umweltleistungen im digitalen Verfahren zuständig. Dazu zählten Verwaltungsdienstleistungen beim Strahlenschutz, die Anlagengenehmigung oder die Fischerei. Auch beim Online-Wohngeld oder bei Einheitlichen Ansprechpartner sei das Land führend.
Importkonzept erfolgreich erprobt
Zudem trage das Land Sorge dafür, dass Leistungen anderer Länder hier einsetzbar werden, sagte Albrecht. Dafür sei ein Importkonzept erarbeitet und erprobt worden. Partner seien der IT-Verbund Schleswig-Holstein und die Industrie- und Handelskammern. „So funktioniert effiziente Digitalisierung im echten Norden“, erklärte der Minister.
Unterstützung fand er in der Jamaika-Koalition. Mit der Digitalisierung könne man Standardabläufe vereinfachen, Zeit und Weg sparen, sagte Ole-Christopher Plambeck (CDU). „Das ist ökonomisch und ökologisch der richtige Kurs“. Wichtig sei aber, dass Plattformen verständlich gestaltet werden, sicher sind und funktionierten. „Wir denken den Verwaltungsablauf zwischen Verwaltung und Bürger neu“, schloss Joschka Knuth von den Grünen an. Stephan Holowaty (FDP) betonte, das OZG sei erst „der Start in eine digitale Welt“.
SPD: Bürger werden nicht mitgenommen
Die Opposition sah das nicht ganz so optimistisch. Das Ziel in zwei Jahren, alles online machen zu können, sei „unrealistisch“, erklärte Lars Harms (SSW). Es fehlten etwa Geräte und qualifiziertes Personal. Heiner Dunckel (SPD) forderte ein Management, das für Verständnis der technischen Prozesse wirbt. Bürger, Kommunen und Beschäftigte müssten transparent und auf allen Ebenen transparent mitgenommen werden. Das sei bisher nicht der Fall. Dem Minister hielt er vor „nur einen technischen Bericht“ gehalten zu haben.
Schleswig-Holstein sei nach wie vor „ein digitales Entwicklungsland“, konstatierte auch Claus Schaffer (AfD). Noch immer warteten viele Menschen in Behörden stundenlang „quasi analog“ auf ihre Dienstleistung.