Wer kann, der wählt derzeit das Home-Office, um in Zeiten der Corona-Krise der Ansteckungsgefahr zu entkommen.
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Foto: dpa, Sebastian Gollnow
Viele Fragen rund um das Home-Office sind noch nicht geklärt. Das stellte sich in der Debatte zum Thema heraus. Dabei konzentrierten sich die Redner der Fraktionen auf unterschiedliche Aspekte: Steuerrecht, Arbeits- und Gesundheitsschutz oder aber den rechtlichen Anspruch auf mobiles Arbeiten. Lars Harms (SSW), der das Thema auf die Tagesordnung gesetzt hatte, betonte: Flexibles arbeiten werde nicht so schnell verschwinden.
Der SSW will vor allem das Steuerrecht anpassen, damit auch Arbeitnehmer, die Zuhause keinen festen Arbeitsplatz eingerichtet haben, ihre Aufwendungen von der Steuer absetzen können. Mit Blick auf Vorstöße von Jamaika und SPD zum Thema bot er an, nach Beratungen in den Ausschüssen „gemeinsame Sache zu machen“. Es brauche nun vor allem eine schnelle Entscheidung.
SPD stellt „Good-will-Leistung“ infrage
Ole-Christopher Plambeck (CDU) wandte sich direkt an die SPD, die in einem Alternativantrag zum SSW-Vorstoß einen Anspruch auf Home-Office gefordert hatten, und sprach von „Regelungswut“. Es gebe weder ein Recht noch den Zwang zum Arbeiten im privaten Raum – „und das ist auch gut so“, so Plambeck. Er plädierte für eine Pauschale, auch um Rechtsstreitigkeiten zu vermeiden. „Wir müssen versuchen, nicht jeden Einzelfall zu regeln.“
Die SPD-Abgeordnete Beate Raudies wehrte sich gegen den Vorwurf ihres Vorredners. Bislang gebe es eine „starke Anwesenheitskultur“, Home-Office sei in der Regel eine freiwillige Entscheidung. Die SPD wolle jedoch erreichen, dass Arbeiten von Zuhause nicht länger als „Good-will-Leistung“, sondern als Rechtsanspruch gelte, etwa um den Arbeitsschutz besser regeln zu können.
Heinold setzt auf Gespräche im Bund
Finanzministerin Monika Heinold (Grüne) kündigte an, sich das Thema genau zu überprüfen: „Wo gibt es Handlungsbedarf?“ Sie selbst könne sich ein „abgestuftes Verfahren“ vorstellen. Es gebe aber noch viele Fragen, die sie auch mit ihren Kollegen aus den anderen Bundesländern klären wolle. Heinold gab an, sie rechne damit, „dass noch im September etwas im Bund passiert“.
Jörg Nobis, dessen AfD-Fraktion einen eigenen Antrag eingebracht hatte, machte darauf aufmerksam, dass die derzeit geltende Arbeitsstättenverordnung nicht auf das Home-Office ausgelegt sei. In einer Neufassung müssten vor allem die verschiedenen Varianten des mobilen Arbeitens festgehalten werden, auch um Rechtssicherheit zu schaffen. Eine Steuerrechtsanpassung könne seiner Meinung nach erst im zweiten Schritt erfolgen.
Ausschüsse beraten weiter über Steuerrecht
Der SSW-Antrag sowie der Alternativantrag der SPD wurden zur weiteren Beratung in den Finanz-, Wirtschafts- und den Sozialausschuss überwiesen. Der AfD-Antrag wurde abgelehnt. Stattdessen stimmten die Abgeordneten für einen Alternativantrag der Jamaikakoalition, der auf den AfD-Vorstoß aufsetzend ebenfalls mehr Gesundheitsschutz im Home-Office in den Fokus stellt.
Weitere Redner:
Lasse Petersdotter (Grüne), Kay Richert (FDP)