Ein Stempel mit dem Wort „Digitalisierung“ und ein rotes Stempelkissen liegen auf einem Blatt Papier.
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Foto: dpa, Monika Skolimowska
Der Landtag hat sich nach einem Bericht von Digitalisierungsminister Jan Philipp Albrecht (Grüne) mit den Chancen und Risiken der von der Regierung angestrebten Umstellung auf Open-Source-Software befasst. Für die Umstellung in der Landesverwaltung spreche, so Albrecht, dass das Land sich von gängigen marktbeherrschenden Anbietern wie etwa Microsoft unabhängig machen und jedes Jahr Millionenbeiträge einsparen kann. Zudem könne die hiesige IT-Wirtschaft profitieren. Im Plenum wurden allerdings Stimmen laut, dass das Projekt an mangelnder Akzeptanz unter den rund 25.000 Landesbediensteten scheitern könne.
Für den Abgeordneten Lukas Kilian (CDU) bieten Open-Source-Software-Lösungen etwa die Möglichkeit, Apps an den jeweiligen Zweck individuell anzupassen ‒ wie etwa bei der Corona-App. Die IT-Wirtschaft im Land werde davon profitieren, wenn „wir die Systeme hier einkaufen“. Aber, so Kilian: „Wenn wir die Mitarbeiter nicht mitnehmen, werden wir kläglich scheitern“.
SPD vermisst Schulungsstrategie
Software-Umstellungen seien immer ein sozio-technischer Prozess, sagte der Experte für Digitalisierung der SPD-Fraktion, Heiner Dunckel. „Auch, wenn es uns nicht gefällt: MS Office ist Standard.“ Die Umstellung könne nur gelingen, wenn die neue Software „ohne große Friktionen“ eingebunden werden könne. Das bedeute „erhebliche Anstrengungen“ bei der Schulung der Mitarbeiter. „Ich bezweifle, dass Ihnen das Ausmaß klar ist“, so Dunckel in Richtung des Ministers. Die Regierung müsse hier noch nacharbeiten.
In seinem Bericht setzte Albrecht andere Akzente, etwa die Förderung der regionalen IT-Wirtschaft und die größere Unabhängigkeit von bislang dominierenden Anbietern wie Microsoft und deren „weniger transparenten Geschäftsmodellen“. Open-Source dagegen „ermögliche Kontrolle und Transparenz“, so Albrecht. Das sei wichtig, denn „souveräne Demokratie sei immer enger verbunden mit digitaler Souveränität“. Der Minister sieht Schleswig-Holstein bundesweit als Vorreiter bei der Open-Source-Strategie ‒ Hamburg habe sich bereits an das „Beispiel made in Schleswig-Holstein“ angeschlossen.
Open-Source-Software
Als Open-Source-Software werden Computer-Anwendungen bezeichnet, deren Quelltext öffentlich eingesehen, geändert und genutzt werden kann. Im Unterschied zu Closed-Source-Software, deren Quellcodes nicht einsehbar sind, gilt: Open-Source-Plattformen geben Entwicklern die Freiheit, Anwendungen flexibel an die Anforderungen ihres Unternehmens oder ihrer Kunden anzupassen. Meistens können Open-Source-Programme kostenlos genutzt werden.
Zum einen soll Open-Source-Software Abhängigkeiten von einzelnen Anbietern reduzieren. Darüber hinaus setzt die Landesregierung auf „Digitale Souveränität“: Eine souveräne Verwaltung sei nur möglich, wenn in Zeiten zunehmender Digitalisierung die Verarbeitung von Daten transparent gemacht werde. Dies sei nur mit Software erreichbar, „die auf ihren Quellcode hin überprüfbar ist“.
Der Regierungsbericht wurde zur weiteren Beratung Umwelt- und Agrarausschuss, den Innen- und Rechtsausschuss, den Finanzausschuss sowie den Wirtschaftsausschuss überwiesen.
Weitere Redner:
Joschka Knuth (Grüne), Stephan Holowaty (FDP), Claus Schaffer (AfD), Lars Harms (SSW)