Mit verschiedenen Anreizen versucht die Landesregierung derzeit, den Lehrerberuf attraktiver zu machen, um so die Unterrichtsversorgung an Schulen zu verbessern und Ausfälle zu vermeiden. Dazu gehören mehr Stellenausschreibungen, die schrittweise Erhöhung der Bezahlung von Grundschullehrern und eine 250-Euro-Zulage für neue Lehrer in Problem-Regionen. Mit einer Großen Anfrage hat sich die SPD-Faktion im Landtag im vergangenen September an die Landesregierung gewandt, um zu erfahren, wie es um die Unterrichtsqualität in den Grundschulen im Land steht. Nun liegt die Antwort vor, über die der Landtag beraten will.
In dem Dokument listet die Landesregierung auf rund 300 Seiten Antworten zu 25 Einzelpunkten auf. Dabei geht es neben Statistiken zur Anzahl der Grundschulen, Lehrer und Schüler sowie der Entwicklung dieser Zahlen im Speziellen auch um Themen wie Lehrkräftebedarf, Nachwuchsgewinnung, Unterrichtsausfall, Zeugnisse, Begabtenförderung, Inklusion, Raumausstattung, Betreuungsangebote und Digitalisierung.
Land zählt mehr als 100.000 Grundschüler
Wie aus der Antwort auf die Große Anfrage der SPD hervorgeht, wurden an den 395 Grundschulen in Schleswig-Holstein im Schuljahr 2018/19 exakt 100.486 Schüler unterrichtet – gegenüber 100.498 und 99.705 in den beiden vorangegangenen Schuljahren. 2018/19 standen 4231,13 Lehrerstellen an Grundschulen zur Verfügung, 2017/18 waren es acht Stellen mehr, im Jahr davor hingegen mit 4203,71 deutlich weniger. Die Durchschnittsgröße einer Klasse lag im Schuljahr 2018/19 bei 21,5 Schülern.
Mit Stand vom Oktober 2019 sind 97 Lehrkräfte auf 62,5 Stellen an Grundschulen befristet beschäftigt, die ein Lehramtsstudium, jedoch bisher kein Referendariat absolviert haben. Eine abgeschlossene Ausbildung inklusive des zweiten Staatsexamens haben 86,3 Prozent der Grundschullehrer in Schleswig-Holstein. Die Zahl der Ausbildungsplätze für angehende Lehrer ist von 100 im August 2016 auf 140 im August 2019 gestiegen. In dieser Zeit hat es stets mehr Zusagen als Plätze gegeben – mit Ausnahme von August 2019: An diesem Datum waren von den 140 Plätzen vier nicht belegt.
Zuschläge für Problem-Regionen
Ein besonders großer Mangel an ausgebildeten Lehrkräften liegt in den Kreisen Dithmarschen, Steinburg, Segeberg und dem Herzogtum Lauenburg vor. Es werden dort Zuschläge für Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst an Grundschulen und Förderzentren gezahlt. Diese Maßnahme soll in den vier Kreisen für zwei Jahre getestet werden, um auszuwerten, ob sie von den Lehrkräften im Vorbereitungsdienst angenommen wird.
Mangelfächer an den Grundschulen sind neben Mathematik mit einem außergewöhnlichen Bedarf die Unterrichtsfächer Englisch, Musik, Sport, Katholische Religion, Philosophie und Kunst. Im Schuljahr 2018/19 sind zudem 0,3 Prozent der vorgesehenen Unterrichtsstunden an Grundschulen ersatzlos ausgefallen, in den vier Schuljahren davor jeweils 0,4 oder 0,5 Prozent.
GEW fordert schnellere Gehaltserhöhung
Wie unter anderem die Lehrergewerkschaft GEW laut Deutscher Presseagentur anmerkt, bleibt der Lehrkräftemangel ein gravierendes und zunehmendes Problem in Schleswig-Holstein – auch an Grundschulen. In Oppositionskreisen wird etwa moniert, dass an den Grundschulen viele Lehrkräfte ohne abgeschlossene Lehramtsausbildung unterrichten. „Ohne diese Kräfte geht inzwischen gar nichts mehr“, beklagt der Bildungspolitiker Martin Habersaat (SPD).
Besonders dringlich wäre es aus Sicht der GEW auch, die Besoldung der Grundschullehrer schneller auf die Stufe A13 zu heben, als von der Regierung geplant. Nach derzeitigem Stand soll die schrittweise Erhöhung bis zum Schuljahr 2025/26 abgeschlossen werden.
(Stand: 15. Juni 2020)
Vorherige Debatten/Meldung zum Thema:
Dezember 2019 (Regierungsbericht Unterrichtsversorgung)
Mai 2019 (Lehrerbesoldung, 1. Lesung)
Juni 2019 (Lehrerbesoldung,2. Lesung/ohne Aussprache)
April 2018